SCO verlässt Linux-Verband [Update]

Der Unix-Anbieter hat dem Verband in einem Brief seinen Austritt bekannt gegeben.

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Unix-Anbieter SCO ist einem eventuellen Ausschluss aus dem Linux-Verband zuvorgekommen: Das Unternehmen hat dem Verband in einem Brief seinen Austritt bekannt gegeben. SCO-Geschäftsführer Deutschland Hans Bayer begründete gegenüber heise online den Schritt damit, sein Unternehmen sei bei der Mehrheit der Verbandsmitglieder anscheinend nicht mehr erwünscht. Er könne die Erregung einiger Mitglieder wegen des Vorgehens von SCO bis zu einem gewissen Grade "sehr gut nachvollziehen". Sein Unternehmen habe aber nicht die Statuten des Verbandes vorsätzlich verletzt oder dem Verband Schaden zufügen wollen.

Auch für Johannes Loxen, 2. Vorsitzender des Linux-Verbandes, waren manche Anfeindungen aus der Linux-Gemeinde voreilig. Er bedauerte gegenüber heise online den Austritt von SCO. Es gebe in dem Schreiben von SCO aber kein Bekenntnis zum Satzungszweck -- Erhaltung der freien Verfügbarkeit des Betriebssystems Linux -- und keine Aussage darüber, was das Unternehmen tut, um "sich für die freie Verfügbarkeit von Linux als Basisbetriebssystem einzusetzen".

Hans Bayer betont, SCO habe als Rechtsnachfolger die Mitgliedschaft von Caldera übernommen. Nun sei aber die Basis für eine vernünftige Arbeit in dem Linux-Verband nicht mehr gegeben, zumal einige Mitglieder SCO-Mitarbeiter per E-Mail persönlich diffamiert hätten. Man wolle nicht mehr Zielscheibe für derartige Anfeindungen sein, sagte der Geschäftsführer gegenüber heise online.

Vor zwei Tagen hatte der Linux-Verband SCO aufgefordert, darzulegen, in welchen Komponenten des Betriebssystems Linux das Unternehmen seine Rechte an Unix durch Unternehmen und Anwender verletzt sieht. Bayer meinte dazu, derlei Angelegenheiten wie eventuelle Verletzungen von Copyrights und Patenten sowie die Klage seines Unternehmens gegen IBM würden ausschließlich in den USA bearbeitet. Er sei nicht autorisiert, über das Gerichtsverfahren Auskunft zu geben.

Der Linux-Verband meint wiederum, Bayer spreche explizit von einer Vorverurteilung seines Unternehmens, übersehe aber dabei, dass der Verband keinerlei Verurteilung betrieben, sondern lediglich Beweise eingefordert habe, um den Schaden für das Linux-Umfeld so klein wie möglich zu halten. "Wenn sich nicht neue Fakten ergeben, wird der Vorstand des Linux-Verbandes wohl nicht umhin kommen, auf der nächsten Vorstandssitzung am 5. Juni den SCO-Austritt mit sofortiger Wirkung zu akzeptieren", heißt es in einer Mitteilung des Verbandes. Es könnte aber auch sein, dass der Vorstand den Austritt akzeptiert, aber gemäß den Statuten erst zum Ende des Jahres wirksam werden lässt. Dann müsste SCO sich bis dahin weiterhin den Regeln des Linux-Verbandes verpflichtet fühlen. Eine Entscheidung darüber ist noch nicht gefallen.

Der Verband teilt weiter mit, da SCO von sich aus den Austritt angekündigt habe und sich nicht zu den Verbandszielen bekenne und sich auch nicht von den Aktivitäten des Mutter-Konzerns distanziere, müsse der Linux-Verband davon ausgehen, "dass die deutsche SCO entweder diese Aktivitäten eigenständig unterstützt oder an Weisungen der amerikanischen Mutter gebunden ist und damit tatsächlich im Widerspruch zu den Zielen des Vereins und der Selbsterklärung seiner Mitglieder steht".

Siehe zum Thema auch: (anw)