ADAC: Rückkehr aus dem Homeoffice sorgt für mehr Staus
Voriges Jahr gab es auf deutschen Autobahnen mehr Verkehrsstaus als 2022. Für den ADAC ein Indiz für die Wirkung des Deutschlandtickets und des Homeoffice.
Der Automobilclub ADAC hat im vergangenen Jahr 504.000 Staus und stockende Verkehrssituationen auf deutschen Autobahnen gezählt. Wegen einer neuen Methodik ist diese Zahl nicht mit der aus dem Jahr 2022 vergleichbar, wohl aber laut ADAC die gesamte Staudauer: Diese sei 2023 gegenüber 2022 von 333.000 auf 427.000 Stunden angestiegen.
Insgesamt bleibe das Niveau der Staustunden unter jenem der Zeit vor der Coronavirus-Pandemie, teilte der ADAC mit. 521.000 Staustunden waren es im Jahr 2019, im Corona-Jahr darauf 256.000.
Der Anstieg der Staustunden im vergangenen Jahr spricht für den ADAC nicht dafür, dass die Einführung des Deutschlandtickets zum Mai 2023 viele Pendler in den ÖPNV bewegt hat, obwohl es in dem Jahr von etwa 11 Millionen Menschen abonniert worden sei. "Ein positiver Effekt auf das Verkehrsaufkommen und die Stauentwicklung ist leider nicht erkennbar", sagte ADAC-Verkehrsexperte Jürgen Berlitz. Für diese Erkenntnis zieht er auch Zahlen des Bundesamts für Straßenwesen hinzu, laut dem die Kfz-Fahrleistung auf den Autobahnen 2023 gegenüber dem Vorjahr um 4 Prozent zugenommen hat.
Morgendliche und nachmittägliche Stauspitzen
Je nach angewandter Methode ergeben sich zum Verkehrsaufkommen und dem Deutschlandticket unterschiedliche Ergebnisse. Der Mobilfunkanbieter Telefónica konstatierte im August 2023 anhand seiner Daten, dass Menschen nur begrenzt vom Auto auf den ÖPNV umsteigen. Im September kam die Marktforschung der Verkehrsunternehmen zu dem Schluss, dass das Deutschlandticket Autofahrten zu 5 Prozent ersetzt.
Für den ADAC hat die Rückkehr vieler Arbeitnehmer aus dem Homeoffice in ihre Unternehmen einen stärkeren Effekt auf die Statistik. Susanne Hessel, Verkehrsdaten-Spezialistin des ADAC, verweist dabei darauf, dass die morgendlichen und nachmittäglichen Stauspitzen an den Werktagen angestiegen seien, besonders mittwochs und donnerstags. "Die Stauspitze im Berufsverkehr von 6 bis 9 Uhr war 2023 deutlich ausgeprägter als noch 2022."
Der mit 2400 Staustunden staureichste Tag ereignete sich allerdings am Freitag vor dem Tag der Deutschen Einheit. Der längste Stau ereignete sich ebenfalls an einem Freitag, nämlich am 20. Januar 2023 mit 56 Kilometern auf der A61. Da sorgte der Wintereinbruch für Probleme.
Staureicher Sommer
Im Monatsvergleich mit dem Vorjahr hat der ADAC über das gesamte Jahr hinweg deutlich mehr Staustunden als 2022 registriert. Gegenüber 2019 war das Stauniveau im vergangenen Jahr zwar geringer, im August und Dezember 2023 wurden hingegen etwas mehr Staustunden als 2019 registriert. Im September und November 2023 blieb das Stauniveau nur geringfügig unter dem des Jahres 2019.
Im Laufe des Jahres nahmen die Staustunden kontinuierlich zu. Von Januar 2023 an mit rund 20.000 Staustunden stieg die Stauzeit bis auf 43.500 in den Monaten Juli, August und September. Ab Oktober 2023 ging die Zahl der Staustunden wieder zurück.
Für 2024 rechnet der ADAC mit noch mehr Verkehrsaufkommen und damit mehr Staus. In den Jahren darauf müssten mehr als 4000 Brücken ersetzt werden. Der ADAC rät, bei kleineren Staus im Berufsverkehr nicht gleich die Autobahn zu verlassen, umfahren lohne sich kaum. Das sei bei Vollsperrungen anders. Hier wie bei typischen Urlaubsstaus sei es aber ratsam, sich über die alternativen Strecken kundig zu machen, denn auch dort könne sich der Verkehr stauen.
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(anw)