Studie mit 300 Kilometer Reichweite und neuem Bedienkonzept

VW zeigt das Elektrotaxi Milano

VW zeigt auf der Hannover-Messe überraschend die Studie eine Elektroautos. Der "Milano" ist auf 300 Kilometer Reichweite ausgelegt und zeigt eine neues Bedienkonzept mit Anklängen an das iPad

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  • ggo
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Hannover, 19. April 2010 – Das Problem von Elektroautos lässt sich in einfachen Zahlen ausdrücken: Eine Kilowattstunde Batteriekapazität wird derzeit noch mit rund 1000 Euro veranschlagt, wenn man lithiumbasierte Batterie­technik einsetzt. Mittelfristig halten Fachleute etwa 750 Euro für erreichbar, 500 wären schon mutig. Um 100 Kilometer weit elektrisch zu fahren, benötigt man rund 15 kWh, je nach Fahrzeugauslegung und äußeren Bedingungen. Als grobe Faustregel taugt auch die Annahme, dass sich jede Kilowattstunde in fast 10 kg Batteriegewicht äußert. Im Vergleich zu einem Kraftstoff wie Benzin ist die Energiedichte einer Antriebsbatterie fürchterlich. Kein Wunder, dass nicht alle an das Volks-Elektroauto glauben wollen.

300 Kilometer elektrisch ...

Dass nun Volkswagen auf der Hannover-Messe ein Elektroauto vorstellt, das mit seiner 45-kWh-Batterie 300 Kilometer weit kommt, wirkt also auf den ersten Blick aberwitzig. Die Batterie des "Milano Taxi" fasst 45 kWh, das Auto wiegt 1500 Kilogramm, die Batterie dürfte fast gutes Drittel davon ausmachen. Die Kosten für ein solches Gefährt dürften nicht unter 60.000 Euro liegen, bei sinkenden Batteriepreisen vielleicht einmal bei 45.000 Euro. VW nennt keine Preise, es ist ja auch nur eine Studie. Im Übrigen weist ein Unternehmenssprecher darauf hin, dass man bei Gewicht und Kosten für die Energiespeicher auf deutliche Fortschritte hofft – schließlich arbeiteten weltweit Forscher an der Weiterentwicklung der Batterietechnik.

... aber nicht für alle

Bei genauerer Betrachtung könnte man den Milano auch als ein Stück Meinungsbildung durch das Hintertürchen auffassen. Klar: Für das Jahr 2013 hat VW seinen ersten serienmäßigen Elektroautos angekündigt und "insbesondere im urbanen Bereich werden die emissionsfrei fahrenden Elektroautos mittelfristig die Mobilität revolutionieren". Aber Volkswagen denkt nicht nur an die individuelle Mobilität, sondern auch an die Möglichkeiten im öffentlichen Nahverkehr. Es soll ja sogar Leute geben, die reine Elektroautos größtenteils in dieser Funktion sehen – meist im Besitz von Autovermietern, öffentlicher Hand oder eben Taxiunternehmen. Eine Industriemesse in Anwesenheit von Kanzlerin Merkel ist natürlich auch eine Gelegenheit, Überzeugungsarbeit zu leisten, wenn es darum geht, wo Fördergelder hinfließen sollen.

Designer-Taxi

Der Name Milano macht sich aus mehreren Gründen gut. Zum einen sind die Italiener weiter als die Deutschen, wenn es darum geht, Autos mit Auspuff nicht mehr in die Stadt zu lassen. Außerdem heißt der Marketingleiter von VW Luca de Meo und will ohnehin etwas mehr Pfiff in die Präsentation der Marke bringen. Offiziell aber ist der Milano eine Hommage an die Modemetropole Mailand, in der Taxis einst genau wie die Studie schwarz-grün lackiert waren und nebenbei zeigt das Design "Anklänge an den legendären VW Samba Bus". VW sieht schon die Begehrlichkeiten in Metropolen wie Mailand, Berlin, New York, Bejing, Kapstadt, London, Moskau oder Tokio.