Engpässe bei Rohstoffen für Festplattenmotoren und Hybridfahrzeuge befürchtet

Hauptlieferant China senkte vor einigen Monaten die Exportquote von Seltenerdmetallen drastisch. Nun befürchten westliche Industriestaaten Rohstoffengpässe für die Produktion von Windkraftanlagen, Festplattenmotoren und Hybridantrieben.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 317 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Trotz der als ausreichend groß vermuteten Vorkommen an Seltenerdemetallen von 100 Millionen Tonnen spitzt sich die Rohstofflage derzeit anscheinend so zu, dass dazu im US-amerikanischen Repräsentantenhaus eine Anhörung stattfand. Von den im vorigen Jahr verbrauchten 124.000 Tonnen der seltenen Erden förderte China laut einem Bericht (PDF-Datei) des US-amerikanischen Rechnungshofs 97 Prozent und beginnt dieses Monopol nun strategisch auszunutzen.

Hinter den Seltenerdemetallen verbergen sich die in der Allgemeinheit eher unbekannten Elemente Cer, Yttrium oder Neodym, die aber weit häufiger vorkommen als der Name zunächst vermuten lässt. Sie sind mit einem höheren Anteil in der Erdkruste vertreten als die wesentlich geläufigeren Metalle Blei, Gold oder Platin.

Bedeutung haben die chemischen Elemente der dritten Gruppe des Periodensystems sowie die Lanthanoide als Rohstoffe in der Elektrotechnik. Neodym-Eisen-Bor-Dauermagnete finden sich in den Schwenkmotoren von Festplattenleseköpfen wie auch in den Generatoren von Windkraftanlagen (bis zu 2 Tonnen Neodym). In den Nickel-Metallhydrid-Akkumulatoren des Hybridautos Toyota Prius sind etwa 15 kg Lanthan enthalten.

In der Vergangenheit bot China die Metalle der seltenen Erden zu Niedrigpreisen an, so dass in den vergangenen zehn Jahren insbesondere in den USA viele Minen ihren Betrieb einstellten. Nachdem im gleichen Zeitraum der weltweite Bedarf von 40.000 Tonnen auf fast das Dreifache stieg, erhöhte China Ende 2009 die Ausfuhrsteuern von 15 auf 25 Prozent und senkte die Exportquote von 75 auf 25 Prozent. Folglich verdoppelte sich der Preis von Neodym innerhalb der vergangenen sechs Monate. Branchenkenner vermuten, dass China einheimischen Fertigern einen Wettbewerbsvorteil sichern möchte.

Als erstes steuerte Australien gegen, wo die Minenunternehmen Arafura und Lynas seit einigen Jahren neue Minen für Seltenerdemetalle erschließen. Von der Erkundung einer Lagerstätte bis zur ersten geförderten Tonne vergehen allerdings fünf bis zehn Jahre, so dass es schon in den nächsten 12 bis 18 Monaten zu deutlichen Engpässen und damit verbundenen Preissteigerungen kommen kann. Die Marktforscher von Roskill erwarten für 2012 einen globalen Bedarf von 185.000 Tonnen.

Europäische und US-Unternehmen investieren daher in neue beziehungsweise in wieder aufgeschlossene Minen in Kanada, Südafrika und Grönland. Toyota erwarb unter anderem Schürfrechte in Vietnam, um zukünftig ausreichend Lanthan für die Produktion von Hybrid-Fahrzeugen zur Verfügung zu haben.

Die US-Bergbaufirma Molycorp Minerals plant eine 2002 in Kalifornien geschlossene Mine für Kosten in Höhe von 450 Millionen bis 500 Millionen US-Dollar bis 2012 wieder in Betrieb zu nehmen. Neben den Bergwerken wurden in der Vergangenheit aber auch die Unternehmen zur Weiterverarbeitung geschlossen und deren Ausrüstung teilweise nach China verschifft. Die Lieferkette wieder vollständig zu errichten, könne laut dem Bericht des Rechnungshofs bis zu 15 Jahre dauern. (chh)