AMD stellt neue Versionen und Namen der Geode-Prozessoren vor

Mit schnelleren Modellen und neuer Namensgebung poliert AMD die von National aufgekaufte Geode-Prozessorfamilie auf. Mit ihrem genügsamen elektrischen Leistungsbedarf eignen sich diese CPUs für lüfterlose Kühlung.

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Mit zwei schnelleren Modellen und einer neuen Namensgebung poliert AMD die im vergangenen Jahr von National aufgekaufte Geode-Prozessorfamilie auf. Diese x86-kompatiblen Prozessoren hatte National Semiconductor 1999 als Nachfolger der von Cyrix entwickelten MediaGX-Baureihe vorgestellt. Mit ihrem genügsamen elektrischen Leistungsbedarf eignen sich diese CPUs für lüfterlose Kühlung, was für viele Industrieanwendungen, Settop-Boxen oder Thin Clients wichtig ist. Durch Integration weiterer Funktionen, die sonst der Chipsatz erfüllt, etwa die Anbindung von RAM und Peripheriegeräten, helfen die Geoden weitere Kosten und Energie zu sparen.

Von AMD kommt jetzt die leistungsstärkere NX-Baureihe, zunächst mit den beiden Mitgliedern AMD Geode NX 1500@6W (1,0 GHz Taktfrequenz) und AMD Geode NX 1750@14W (1,4 GHz Taktfrequenz). Die neue Namensgebung soll das Leistungsvermögen der Geode-Prozessoren besser darstellen, dazu dient eine Reihe von Benchmarks, die gemeinsam mit Synchromesh erarbeitet wurden.

Die Zahl hinter der Quasi-Frequenzzahl verweist auf die "typische" Leistungsaufnahme, als Thermal Design Power  (TDP) nennt das Datenblatt des AMD Geode NX 1500@6W allerdings 9 Watt, immerhin 50 Prozent mehr. Die Geode-NX-Prozessoren stecken laut Spezifikation in einem 453-Pin-Gehäuse, das mit dem Sockel A der Athlon XP und Durons kompatibel ist. Auch sonst scheint in den Geodes Athlon-XP-Technik zu stecken: Sie laufen mit FSB266 (also 133 MHz DDR), haben 128 KByte L1- und 256 KByte L2-Cache und unterstützen MMX, SSE und 3Dnow! Professional sowie die Stromspar-Technik PowerNow!. Mit 85 Quadratmillimetern ist das Die aber wesentlich größer als etwa beim VIA Nehemiah. Als Preise nennt AMD 55 und 65 US-Dollar für die 1- und 1,4-GHz-Versionen, jeweils bei Abnahme von 10.000 Stück.

Das neue Namens-Schema gilt jetzt auch für die bisherigen GX2-Geoden, wogegen die GX1-Typen mit bis zu 333 MHz noch unter den alten Frequenzbezeichnungen laufen. Der 333-MHz-GX2 heißt nun AMD Geode GX 466@.9W  (man beachte den Punkt), daneben gibt es noch Geode GX 500@1.0W (366 MHz) und Geode GX 533@1.1W (400 MHz). Die ausgewählte Benchmark-Grafik deutet schon genauer an, wen AMD mit seinen neuen Prozessornamen eigentlich ins Visier genommen hat: die Eden-Baureihe der x86-Embedded-Prozessoren von VIA. Die drei umbenannten Geode-GX-Versionen sollen zwischen 26,50 und 32,75 US-Dollar kosten.

Mit den preiswerten C3-Verwandten punktet VIA recht eindrucksvoll im Thin-Client-Geschäft, wo AMD die Geoden jetzt anscheinend wieder offensiver positionieren will. Doch die im Vergleich zu aktuellen Desktop-Prozessoren ohnehin recht mickrigen Rechenleistungen der Embedded-Spezialisten sind dort weniger entscheidend als etwa der Preis oder das sonst verfügbare Hard- und Software-Umfeld. AMD hat auch eine Reihe von Evaluierungsplattformen im Angebot. Mit den Versionen SC1200/SC1201, SC2200 und SC3200 stehen auch so genannte "Systems-on-a-Chip" mit GX1-Kern, Grafikprozessor und I/O-Block bereit.

Wechselvoll ist die Vorgeschichte der langlebigen Geoden: Nach der Fusion von National und Cyrix 1997 hatte die auch eng mit IBM kooperierende x86-Sparte zunächst noch große Pläne zum Angriff auf Intels Marktmacht. 1998 trennte man sich endgültig von IBM, 1999 plante National bereits, Cyrix wieder loszuwerden. Schließlich übernahm VIA die Cyrix-MII-Linie, kurz darauf aber auch die Centaur-Entwickler von IDT, die zuvor für die Winchips  verantwortlich zeichneten. Der erste x86-Prozessor von VIA startete zur CeBIT 2000 noch als Cyrix III mit Joshua-Kern, doch dann schwenkte VIA -- nach einiger Verwirrung -- komplett auf die Centaur-Linie um. Damit ist die MII-Baureihe von Cyrix de facto ausgestorben.

Neben der Geode-Baureihe bietet AMD auch noch die Elan-SC5220-Microcontroller sowie die Chips der 2002 aufgekauften Alchemy an. Im x86-Embedded-Markt konkurrieren außer Intel, AMD und VIA auch noch Transmeta, SiS (mit dem Rise-Erbe) und ST. Daneben gibt es auch noch eine Reihe kleinerer Spezialisten, die sich aber oft schwertun: Die Webseite von Memorylogix ist seit Jahren im Bau, bei ZF Micro Solutions findet sich nur ein Hinweis auf ein Verfahren gegen National.

Zunehmend wird es von den Fertigungs- und Entwicklungskosten sowie von der Rechenleistung her möglich, einen x86-kompatiblen Kern gleich als IP-Core (Intellectual Property) in einen kundenspezifischen Chip zu integrieren oder die gewünschte Funktion als Anwendung unter einem für mehrere Hardware-Plattformen verfügbaren Betriebssystem (etwa Linux oder Windows CE) auf einem anderen Prozessorkern zu realisieren. (ciw)