Elfer-Syndrom

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Erst Peter Schutz, der Nachfolger von Ernst Fuhrmann, erkennt die Zeichen und steuert um. Auf der IAA 1981 enthüllt er das 911 Cabrio mit den Worten "wir sind begeistert von den Möglichkeiten, die noch immer im 911-Konzept stecken". Der offene Elfer ging zwar erst 1983 in Serie, fand aber schon im ersten Jahr über 4000 Kunden.

Sangeskunst

Der 911 Carrera Cabrio, in dem wir die schwäbische Landschaft genießen, ist von 1985. Inzwischen sorgen 231 PS im Heck für die musikalische Untermalung und natürlich wirkt der Wagen deutlich ausgereifter als sein Bügel-Bruder von 1967. Doch beim Fahren bleibt sich der 911 treu: Im Stand muss kräftig gekurbelt werden, eine Servolenkung gibt es nicht. Etwas Eingewöhnung erfordert der Platzmangel um die immer noch stehende Pedalerie, doch nach kurzer Zeit werden die Gänge fehlerfrei mit dem langen Stock sortiert. Oft ist das aber gar nicht nötig, denn der elastische Dreiliter-Boxer erlaubt entspanntes Gleiten im vierten Gang bei 50 km/h. Sinn der Sache ist das freilich nicht immer, darauf weist schon der zentral platzierte Drehzahlmesser hin. Der Tacho dagegen glänzt nicht durch gute Ablesbarkeit. Bei den beiden kleinen Jungs, die uns vom Straßenrand freudig zuwinken bedanken wir uns artig, indem wir in den zweiten Gang runterschalten und den Boxer eine Arie jubeln lassen.

Halbzeitsause

Ein billiges Vergnügen ist Porsche fahren immer noch nicht: Die bis 1989 gebauten 911er, unter Fans als G-Modell bekannt, erfordern mittlerweile ein gut gefülltes Konto. Etwas günstiger geht es mit dem 1988 vorgestellten 964. Dahinter verbirgt sich die Nachfolgegeneration mit weitgehend klassischer Optik, aber moderner Technik wie Allradantrieb und "richtiger" Automatik. Der 964 markiert die Halbzeit in der bisherigen Elfer-Geschichte. 25 Jahre nach dem 911-Debüt wird die Legende deutlich in Sachen Komfort (endlich eine Servolenkung) und Sicherheit (erstmals ABS) verbessert, ohne die sportliche Note zu verwässern. Das spürt man beim Hineinsetzen: Der Schalthebel ist viel kürzer, zudem sind die Instrumente besser ablesbar. Auch ist der 964 laufruhiger, aber das mitunter tückische Verhalten bei schnellen Lastwechseln bleibt. Gewissermaßen als Krönung der luftgekühlten Elfer erscheint im Jahr 1993 die 993-Baureihe. Letztmalig gibt es die stehenden Pedale und ein großes Lenkrad, doch das Fahren im 408 PS starken 911 Turbo von 1995 ist ein wahrer Genuss: Sehr flott geht der aufgeladene Elfer um die Kurven, ohne den Piloten allzu sehr vom Geschehen abzukoppeln.

Verwässert?

1997 geht ein Aufschrei durch die Gemeinde der Porsche-Fans: Der intern 996 genannte Elfer hat nicht nur einen wassergekühlten Boxer im Heck, sondern auch eine ungewohnt rundliche Optik, die den Pfad des noch von F. A. Porsche entworfenen 911-Originaldesigns verlässt. Die Krönung sind schließlich die bald "Spiegelei" getauften Scheinwerfer. Was viele nicht wussten: Die Scheinwerfer sind das Resultat einer Gleichteile-Politik mit dem Boxster, da Porsche am finanziellen Abgrund stand, als beide Modelle entwickelt wurden.