Kerbtier-Kult: 70 Jahre Vespa

Kerbtier-Kult

1946 stellte Piaggio nach nur drei Monaten Entwicklungszeit die Vespa 98 vor. Bis heute sind mehr als 18 Millionen Vespas produziert worden und es sind weder ein Nachlassen des Roller-Kults noch ein Ende des Kult-Rollers abzusehen. Herzlichen Glückwunsch zum 70. Geburtstag!

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Zweirad, Klassiker 10 Bilder
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  • iga
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Köln, 12. April 2016 – 1946 stellte Piaggio nach nur drei Monaten Entwicklungszeit die Vespa 98 vor. Bis heute sind mehr als 18 Millionen Vespas produziert worden und es sind weder ein Nachlassen des Roller-Kults noch ein Ende des Kult-Rollers abzusehen.

In unserem heutigen Stadtbild sind Motorroller so normal wie Ampeln und Fahrräder. Nicht nur in Europa erfreuen sich die Scooter, wegen ihrer praktischen Mobilität in der City, großer Beliebtheit, sondern auch halb Asien ist auf knatternden Rollern als billiges Transportmittel unterwegs. Erfunden haben ihn jedoch die Italiener. Seine Ur-Form, die Vespa, feiert dieses Jahr den 70. Geburtstag.

Zu verdanken haben wir die Vespa Corradino D’Ascanio, einem Hubschrauberingenieur, der nach dem Zweiten Weltkrieg von Enrico Piaggio den Auftrag erhielt, ein einfaches und günstiges Fortbewegungsmittel zu bauen und zwar mit den nur eingeschränkt vorhandenen Werkzeugen und Materialien der ehemaligen Flugzeugbau-Firma. Zuvor hatte der Prototyp MP5 keine Gnade vor den Augen von Piaggio gefunden, die wenigen gebauten Exemplare erhielten den Spitznamen „Paperino“, den italienischen Namen von Donald Duck, weil das pummelige Heck an dessen Bürzel erinnerte. Außerdem verfügte der MP5 noch über keinen Durchstieg, was später ein entscheidendes Kriterium für den Roller an sich aber auch für den Namen werden sollte. Die Verbindung zwischen dem dicken Heck und dem Vorderteil wirkt von der Seite ähnlich zierlich wie die eingeschnürten Taillen zwischen den Körperteilen eines Kerbtiers.

D’Ascanio hatte vom Motorradbau keine Ahnung und konnte Motorräder eigentlich nicht leiden, daher ging er mit einem völlig neuen Ansatz an die Konstruktion heran. Statt eines Rahmens wählt er eine selbsttragende Stahlblechkarosserie. Um die Technik so simpel wie möglich zu halten, baute er eine Triebsatzschwinge ohne Sekundärkette. Den Motor kapselte er in Blech ein, damit der Fahrer nicht schmutzig wurde, schließlich legten Italiener schon immer Wert auf elegante Kleidung. Aus demselben Grund stemmte sich auch ein Blechschild vor den Beinen des Fahrers in den Wind. Außerdem sollte ein Wechsel der Schubkarrenräder so schnell wie bei einem Auto möglich sein.

Der Vespa-Urknall erfolgte 1946

1946 stellte Piaggio nach nur drei Monaten Entwicklungszeit die Vespa 98 vor. Ein 98 Kubikzentimeter großer Zweitaktmotor leistete 3,2 PS und trieb den Roller per Dreigang-Schaltung auf 60 km/h Höchstgeschwindigkeit. Der Scheinwerfer saß damals noch auf dem vorderen Schutzblech und ein einzelner Sattel mit Federung bot dem Fahrer Platz. Knapp 2500 Vespas verließen im ersten Produktionsjahr das Werk in Pontedera nahe Pisa.