Auf Wiedersehen Wasserstoff

Seite 4: Auf Wiedersehen Wasserstoff

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Wie groß die Kluft zwischen visionärem Wunsch und Wirklichkeit ist, zeigt auch das Beispiel DaimlerChrysler. 1997 versprach der Konzern mit der größten Versuchsflotte an Wasserstoffautos die Serieneinführung noch für das Jahr 2004. Heute gehen auch DaimlerChrysler-Entwickler davon aus, dass die ersten Brennstoffzellenautos erst zwischen 2015 und 2020 auf den Markt kommen werden. Die Unternehmensberatung McKinsey kommt allerdings zu dem Schluss, dass sich Brennstoffzellenautos auch in 15 bis 20 Jahren noch nicht rechnen werden.

Brennstoffzelle ist – noch – zu teuer

Ohnehin ist die Brennstoffzelle selbst das allergrößte Problem auf dem Weg in eine zukünftige Wasserstoffmobilität. Denn die Niedertemperatur-Brennstoffzellen fürs Auto brauchen noch viel zu viel von dem teuren Edelmetall Platin, das als Katalysator dient. „Im Wesentlichen hängt die Wasserstoffwirtschaft davon ab, ob es gelingt, die Brennstoffzelle billig zu machen, und da streiten sich die Geister. Benzin- und Dieselmotor kosten 30 bis 40 Euro pro Kilowatt Motorleistung, die Brennstoffzelle liegt bei 5000 Euro pro Kilowatt“, rechnet Fraunhofer-Forscher Wietschel vor. „Die meisten Ingenieure sagen zwar, aus technischer Sicht gibt es keinen Grund, dass man mit den Kosten nicht runterkommen könnte. Aber das ist mit Fragezeichen zu versehen, ob das wirklich gelingt.“

Wasserstoff in der Luftfahrt

In der Luftfahrt sieht es für den Energieträger Wasserstoff noch düsterer aus. Zwar hat es in der Vergangenheit immer mal wieder Projekte zu dem Thema gegeben – theoretisch ließen sich Flugzeug-Triebwerke recht einfach auf den Betrieb mit Wasserstoff umrüsten. „Das Problem ist aber der Transport an Bord, und ein noch größeres Problem wäre es, die Menge auf dem Flughafen zur Verfügung zu stellen“, sagt Odilo Mühling vom Triebwerkhersteller MTU. „Man bräuchte dreimal so viel Wasserstoff wie Kerosin für die gleiche Strecke. Die nötige Menge wäre gigantisch, das ist gar nicht darstellbar.“ Um alle Flugzeuge, die auf dem Frankfurter Flughafen tanken, mit Wasserstoff aus der Elektrolyse von Wasser zu versorgen, wäre die Energie von 25 Großkraftwerken nötig. Gleichzeitig würde sich so der Wasserverbrauch von Frankfurt verdoppeln.

Brennstoffzelle vielversprechend im stationären Bereich

Trotz aller Probleme beim Wasserstoff: Der Brennstoffzelle sagen viele Experten eine große Zukunft voraus. Sie lässt sich nämlich auch mit Erdgas betreiben. Die Niedertemperatur-Brennstoffzellen (Proton Exchange Membrane oder kurz PEM), wie sie in Autos erprobt werden, benötigen dafür einen vorgeschalteten so genannten Reformer. Der Reformer spaltet den im Erdgas enthaltenen Wasserstoff ab und führt ihn dann der Brennstoffzelle zu. Hochtemperatur-Brennstoffzellen (Solid Oxide Fuel Cell – SOFC) können Erdgas sogar direkt verwerten. Solche Brennstoffzellen werden im stationären Bereich schon als Blockheizkraftwerke eingesetzt, die nicht nur Strom erzeugen, sondern auch die dabei entstehende Wärme nutzen.

Hervorragender Wirkungsgrad

Zwar sind die Brennstoffzellen-Heizgeräte noch einige Zeit von der Serienreife entfernt, doch ihr hervorragender Wirkungsgrad von etwa 85 Prozent stimmt die Entwickler optimistisch. Der Heizgerätehersteller Vaillant testet seit mehreren Jahren 60 PEM-Brennstoffzellenmodule in Mehrfamilienhäusern und hat Anfang dieses Jahres auch mit der Entwicklung von SOFC-Modulen begonnen. Auch in größeren Gebäuden wie Industrieanlagen, Krankenhäusern oder ganzen Stadtteilen sind Brennstoffzellen zur Strom- und Wärmeerzeugung im Kommen. Die Firma MTU CFC Solutions will in Kürze eine Brennstoffzelle in der neu entstehenden Hamburger Hafen-City in Betrieb nehmen, die 245 Kilowatt Strom und 170 Kilowatt Wärme erzeugen soll.

Woher soll der Wasserstoff kommen

Der Brennstoffzelle traut man auch im Bundeswirtschaftsministerium noch einiges zu. Den Glauben an eine Wasserstoffwirtschaft dagegen hat man hier schon aufgegeben und die Förderung für reine Wasserstoffprojekte fast komplett gestrichen. „Woher der Wasserstoff kommen soll, darüber redet keiner“, beschwert sich Abteilungsleiter Geipel. „Um die Frage drücken sich alle, die heute groß propagieren, wir müssen in den Wasserstoff einsteigen. Es gebe viele Methoden, die wirtschaftlichste werde sich durchsetzen, heißt es dann. Dass aber keine wirtschaftlich ist, erst recht nicht die Herstellung aus erneuerbaren Energien, das sagt keiner.“