Autonomer Postbus fährt im öffentlichen Nahverkehr

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Da die gesetzlichen Bestimmungen für den Einsatz autonomer Fahrzeuge auf öffentlichen Straßen noch nicht abschließend geregelt sind, erteilten die Behörden Sonderbewilligungen für den Testbetrieb. Da man die Verkehrspolitik von morgen verlässlicher auf künftige Entwicklungen und Bedürfnisse ausrichten wolle, seien Versuche wie der in Sitten wichtig, sagte Erwin Wieland, Vizedirektor des Bundesamts für Straßen (Astra). „Und aus verkehrspolitischer Sicht braucht das heutige Verkehrssystem dringend eine Effizienzspritze.”

„Ganz schlimm für die Verwaltung”

„Ein Meilenstein” sei der Versuch wegen der umfangreichen Vorarbeiten auch für die Behörden, sagte Wieland. „Denn im geltenden Straßenverkehrsgesetz kommen Fahrzeuge ohne Gas- und Bremspedal und erst recht ohne ein Lenkrad schlichtweg gar nicht vor.” Daher komme noch einiger Regulierungsbedarf auf Politik und Verwaltung zu. Da beim SmartShuttle-Test verschiedene Technologien ineinandergreifen, waren auch „nicht weniger als fünf kantonale und nationale Behörden involviert”, zählt der Astra-Vize auf. Und da es weder Erfahrungswerte noch zertifizierte Prozesse gibt, war das „etwas ganz Schlimmes für die Verwaltung. Hier wurde also Neuland in mehrerlei Hinsicht betreten”.

Mit dem Projekt sollen nicht nur Erfahrungen mit dem Betrieb autonomer Fahrzeuge gesammelt werden. Es geht auch um die Frage, wie die Bevölkerung und insbesondere andere Verkehrsteilnehmer die neue Technik akzeptieren. PostAuto und Partner wollen herausbekommen, ob der Einsatz von autonomen Fahrzeugen im öffentlichen Raum – beispielsweise in Fußgängerzonen und autofreien Ortschaften – oder auf Firmengeländen möglich ist. Als Anbieter von Mobilitätslösungen wolle man eventuell auch Orte erschließen, die bisher vom öffentlichen Verkehr nicht bedient wurden. Dazu gehöre auch die Bedienung der letzten Meile. Es sei jedoch nicht das Ziel, auf den bestehenden Linien Busse durch autonome Fahrzeuge zu ersetzen.

Standort des Mobility Labs

Dass Sitten als Ort für den Testbetrieb gewählt wurde, hat seinen guten Grund: 2014 wurde hier von fünf Partnern aus der Wirtschaft, Wissenschaft und Politik das Mobility Lab gegründet. Zu Stadt und Kanton gesellten sich die Schweizer Post, die EPFL, die Fachhochschule Westschweiz (HES-SO), alles unter der Koordination der PostAuto Schweiz. Gemeinsam will man ganzheitliche Mobilitätslösungen entwickeln, welche PostAuto als wichtige Institution des Schweizer ÖV anbieten könne.

Die Busse der PostAuto befördern mit rund 2200 Fahrzeugen pro Jahr rund 141 Millionen Fahrgäste. Ihre Markenzeichen – das Dreiklanghorn und die gelben Postautos – gehören zur kulturellen Identität der Schweiz, sagt das Unternehmen stolz. (fpi)