BMW stellt die beliebte G 650 GS ein

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Um die Früchte der Rallye-Siege zu ernten, legte BMW die F 650 GS Dakar als Sondermodell auf. Sie erhielt längere Federwege: vorne und hinten 210 Millimeter, statt 170 bzw. 165 Millimeter wie bei der zivilen Schwester. Das Windschild ragte höher empor, Handprotektoren sollten die Hände vor hartem Bodenkontakt schützen und vorne drehte sich ein geländetauglicheres 21-Zoll-Rad. Dazu kam eine wilde Lackierung und ein Dakar-Schriftzug. Sie wurde den Händlern aus den Schaufenstern gerissen, deshalb entschied sich BMW, die F 650 GS Dakar auch in den folgenden Jahren im Programm zu behalten.

Rücktritt vom Rücktritt

Die F 650 GS verkaufte sich blendend, doch BMW präsentierte 2008 ein Nachfolgemodell mit demselben Namen, aber zwei Zylindern und nahm den Einzylinder aus dem deutschen Programm. Die Neue sollte eigentlich alles besser können als die Vorgängerin, und dennoch kam sie beim Publikum nicht so gut an. Das lag zum einen an der größeren und besseren Schwester F 800 GS, zum anderen trauerten die Fans der „echten“ F 650 GS mit einem Zylinder hinterher.

Dabei wurde die alte F 650 GS weiterhin für den brasilianischen Markt in Manaus am Amazonas gebaut, der Motor wurde bei Lonquin in China gefertigt. Was jetzt folgte, brachte die Herren in der Chefetage in München zum Nachdenken: Sehr viele Kunden forderten, dass die F 650 GS wieder in Deutschland angeboten werden sollte. Schließlich gab man dem Druck nach und nahm sie 2011 wieder ins deutsche Modell-Programm auf. Allerdings taufte BMW sie jetzt G 650 GS, weil die Bezeichnung F 650 GS dummerweise schon an den Zweizylinder (der danach F 700 GS genannt wurde) vergeben war. Eigentlich beschränkte sich die G 650 GS auf einige Designretuschen, wie den Scheinwerfer, der an die großen Boxer-Enduros angelehnt war. Die Tank-Sitzbankkombination war neu gezeichnet, bunkerte aber nur noch 14 statt 17 Liter Sprit, außerdem stand die G 650 GS nun auf Guss- statt Drahtspeichenfelgen. Natürlich gab es auch wieder eine etwas Rallye mäßig aufgepeppte Variante. Da die Rallye Paris-Dakar mittlerweile nicht mehr in Afrika, sondern in Südamerika stattfand, verlieh man dem etwas Offroad tauglicheren Modell den Beinamen Sertão, nach einer Halbwüste in Brasilien.

Doch die so lange erfolgreiche 650er scheitert jetzt an der Euro4-Hürde. Ab 2017 darf sie daher nicht mehr in der EU zugelassen werden und BMW hat sie nun ohne ein Wort darüber zu verlieren aus dem Programm genommen. Keine „Last-Edition“, keine Dankesrede, keine Abschiedsfeier. Ein so unrühmliches Ende hat das Erfolgsmodell F 650 / F 650 GS, das bis 2007 sagenhafte 185.000 mal gebaut wurde, nicht verdient. Aber wer weiß? Vielleicht gibt es ja irgendwann ein Revival.

(mfz)