Batteriesystem und Ladestrategie beim Audi e-tron
Der erste rein elektrische Audi hat eine Batterie mit großer Kapazität. Und er kann sehr schnell laden. Wie das Konzept im Detail funktioniert, haben die Ingenieure des e-tron jetzt in einem Workshop erklärt: Das unausgesprochene Ziel ist, einen neuen Maßstab zu setzen und Tesla zu übertreffen
- Christoph M. Schwarzer
Keine Angst: Wenn im vierten Quartal 2018 die Serienexemplare des Audi e-tron ausgeliefert werden, sollen die Kunden weder eine mangelhafte Reichweite („Range Anxiety“) noch eine unzugängliche Ladeinfrastruktur („Access Anxiety“) befürchten müssen. Der erste rein elektrische Audi hat eine Batterie mit großer Kapazität. Und er kann sehr schnell laden. Wie das Konzept im Detail funktioniert, haben die Ingenieure des e-tron jetzt in einem Workshop erklärt: Das unausgesprochene Ziel ist, einen neuen Maßstab zu setzen und Tesla zu übertreffen.
Der Audi e-tron ist optisch eine moderne Interpretation des allroad quattro. Anders als ein klassischer Avant hat er Gestaltungselemente eines SUVs. Im Vergleich zur Q-Serie von Audi wiederum ist er niedrig. Zwischen den Achsen sitzt das Batteriesystem mit einer Kapazität von 95 Kilowattstunden (kWh). 432 Lithium-Ionenzellen im Pouch-Format (übersetzt: Beutel), die vorerst von LG Chem zugeliefert werden, sind in 36 Modulen zu je zwölf Einzelzellen zusammengefasst. Die Spannung liegt bei knapp 400 Volt.
Batteriesystem und Ladestrategie beim Audi e-tron (21 Bilder)
Audi verwendet nicht den Modularen Elektrifizierungsbaukasten (MEB) von Volkswagen und auch noch nicht die gemeinsame Premium Platform Electric (PPE) von Porsche. Der e-tron hat eine individuelle Lösung. Das 700 Kilogramm schwere Batteriesystem ist 2,28 Meter lang und 1,63 Meter breit. Unter der Rücksitzbank ist über der unteren Lage von Zellen eine zweite gestapelt; hieraus ergibt sich eine Höhe von 34 Zentimetern. Beim Anblick wirkt das Batteriesystem massiv, und die Techniker legen Wert auf die Feststellung, dass das Fahrzeug sämtliche Crashtests inklusive des gefürchteten seitlichen Pfahlaufpralls erstklassig besteht.
Wie schwer der e-tron insgesamt ist, verrät Audi noch nicht. Ein paar Vergleichswerte als Anhaltspunkt: Tesla Model S P100DL laut DAT-Leitfaden 2404 kg. Das Tesla Model X P100DL wiegt 2688 kg. Zur weiteren Einordnung zwei willkürlich herausgesuchte Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor: Mercedes S560 2045 kg. Skoda Superb Combi 1.4 TSI 1440 kg. Hier müssen also Fortschritte gemacht werden, weil der Materialeinsatz bei batterieelektrischen Autos im Premiumsegment unangemessen hoch ist.
„Mehr als“ 400 Kilometer im WLTP
Audi verspricht mindestens 400 Kilometer Reichweite im neuen WLTP, was bei 95 kWh Batteriekapazität einem Verbrauch von höchstens 23,8 kWh auf 100 Kilometer entsprechen würde. Weil der e-tron aerodynamisch ausgefeilt ist – vielleicht schaffen es sogar die digitalen Außenspiegel über die Zulassungshürden – dürfte dieser Wert in der Typprüfung unterboten werden und die finale Reichweitenangabe klar über 400 Kilometern liegen. Man stapelt tief. Lassen wir uns überraschen.