Bericht: Toyota und BMW wollen eng zusammenarbeiten

Toyota wird zukünftige Hybridantriebssysteme und Brennstoffzellentechnologie an BMW liefern, wie die japanische Wirtschaftszeitung Nikkei berichtete

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Von
  • Gernot Goppelt

BMW arbeitet kräftig an Elektroautos wie dem i3 – und neuen Werkstoffkonzepten

Toyota wird zukünftige Hybridantriebssysteme und Brennstoffzellentechnologie an BMW liefern, wie die japanische Wirtschaftszeitung Nikkei am Sonntag berichtete. Demnach werden den Toyota-Präsident Akio Toyoda und BMW-Chef Norbert Reithofer noch diese Woche eine Erklärung abgeben, die eine erweiterte Zusammenarbeit bei sparsamen Antrieben umfasst. Die beiden Unternehmen hatten bereits Ende 2011 und nochmals Ende Mai 2012 eine technische Kooperation angekündigt. Dabei ging es einerseits um die Forschung an Lithium-Ionen-Batterien der nächsten Generation und andererseits um die Lieferung von BMW-Dieselmotoren an Toyota, die nach bisherigem Stand 2014 beginnen soll.

Toyota profitiert von der Zusammenarbeit insofern, als es in der Entwicklung von Dieselmotoren entlastet wird. Denn außerhalb europäischer Märkte spielen Dieselmotoren für Pkw eine untergeordnete Rolle, eine Tendenz, die sich aufgrund der stagnierenden Zulassungszahlen in Europa verstärken könnte. BMW andererseits kann von der Hybridtechnik des Weltmarktführers profitieren. Offen ist allerdings, ob es dabei bei der Toyota-typischen leistungsverzweigten Hybridtechnik bleibt, denn praktisch alle anderen Hersteller favorisieren Parallelhybride und auch Range Extender könnten noch eine Rolle im Markt spielen. Toyota setzt bisher auf Plug-in-Hybride auf Grundlage der leistungsverzweigten Hybridtechnik.

Im vergangenen Sommer hatte Toyota bereits eine Vereinbarung über ein Jointventure mit Ford getroffen, auch Mazda wird mit Toyota-Hybridtechnik beliefert. Seine Brennstoffzellentechnik dagegen wird Toyota erstmals an einen anderen Automobilherstellerliefern liefern, sofern die Zusammenarbeit mit BMW zustande kommt. Interessanterweise sah BMW lange Zeit Brennstoffzellen nur als Lieferant für Strom von Nebenaggregaten. Für den Antrieb sollten normale Verbrennungsmotoren sorgen, die Wasserstoff als Kraftstoff nutzen.

Laut Nikkei will Toyota auch von BMWs Expertise im Bereich der Leichtbauwerkstoffe profitieren. Die Bayern setzen bereits in Serie Carbonbauteile ein, wichtiger allerdings sind die Aktivitäten des Unternehmens im Hinblick auf zukünftige Elektroautos. BMW ist Großaktionär des Wiesbadener Leichtbauspezialisten SGL Carbon, im September 2011 kündigten die beiden Unternehmen eine neue Produktionsanlage für die BMW Modelle i3 und i8 an.

Toyota ist Weltmarktführer bei Hybridantrieben. Der Prius Plug-in-Hybrid kann sogar 25 Kilometer weit rein elektrisch fahren.

Wie mehrere Zeitungen wie etwa die Welt vergangene Woche berichtet hatten, steht die gerade erst geschlossene Zusammenarbeit von BMW und PSA vor dem Aus – offizielle Bestätigungen dafür fehlen allerdings. BMW und PSA hatten am 1. Februar 2011 das Jointventure „BMW Peugeot Citroën Electrification“ verkündet, kurze Zeit später deuteten erste Stellenanzeigen in großen Tageszeitungen auf ernsthafte Entwicklungsaktivitäten hin. Ende Februar 2012 wurde bekannt, dass General Motors und PSA eine Partnerschaft eingehen. Ob dadurch die Zusammenarbeit zwischen BMW und PSA auf der Kippe steht, wie verschiedene Medien berichten, wird aber wohl erst ein gemeinsame Erklärung von BMW und Toyota aufklären können.

BMW und PSA würden damit vermutlich nicht unerhebliche Anfangsinvestitionen in den Sand setzen, die Welt hatte vergangene Woche berichtet, dass – inoffiziell – 100 Millionen Euro investiert worden waren. Die Gründe für eine Trennung wären demnach politischer Natur: BMW Peugeot Citroën Electrification ist ein 50:50-Jointventure der beiden Autobauer, der Anteil von GM an PSA beträgt nur 7 Prozent. Für BMW dürfte es aber auch um Fragen der technologischen Kompetenz gehen. PSA bezieht seine Elektroautos von Mitsubishi, die originellen Dieselhybridfahrzeuge entstehen mithilfe von Bosch-Technik. Sollte BMW tatsächlich eine Kooperation mit Toyota eingehen und die Partnerschaft mit PSA beenden, kann man dies auch als eine technologische Richtungsentscheidung sehen, zugunsten der Hybridtechnik von Toyota. (ggo)