Bikes in limitierten Auflagen

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Sie hatten das Motorrad noch nicht in natura inspizieren, geschweige denn fahren können, doch unterschrieben sie blindlings den Kaufvertrag. Um die Fans noch mehr anzustacheln, bekommt jede Thruxton TFC eine gravierte Seriennummer auf die gefräste Gabelbrücke und der Besitzer einen Brief, der von Triumph-Boss Nick Bloor persönlich unterschrieben ist. Alles dient dazu, dem Käufer zu suggerieren: Dieses Motorrad macht auch dich zu etwas Einzigartigem.

Mehr Geld für weniger

Die Preisgestaltung ist bei den Sondermodellen zwar oft gerechtfertigt, aber eben nicht immer und trotzdem verkaufen sie sich gut. BMW baute 2005 die HP2 Enduro als geländetauglichen Ableger der schweren Reiseenduro R 1200 GS. Sie besaß den gleichen Boxermotor – mit 105 PS nur minimal stärker – und wog durch konsequentes Weglassen 30 Kilogramm weniger. Die HP2 Enduro verfügte zwar über eine Upside-down-Gabel, anstatt eines Telelevers, über einen Luft-Feder-Dämpfer hinten und längere Federwege, aber eben auch über wesentlich weniger Ausstattung. Sie hatte nur eine einzelne Bremsscheibe vorne, kein ABS, keine Ausgleichswelle, keinen Windschutz, keine Kofferaufnahmen, keine Soziusfußrasten und nur 13 Liter Tankinhalt. Die Sportlichkeit forderte ihren Preis: BMW verlangte 16.000 Euro, während die wesentlich alltagstauglichere R 1200 GS schon für 11.700 Euro zu haben war. Dennoch verkaufte sich die HP2 fast 3000 Mal. Selbst als Gebrauchtmotorrad ist sie bis heute kaum unter ihrem damaligen Neupreis zu haben.

Je teurer und seltener, desto begehrter

Es gab aber auch Beispiele bei denen der Motoradhersteller bei Kleinserien draufgezahlt hat – meist, wenn es um reines Prestige ging. Wie die berühmte Honda NR 750 mit Ovalkolben, deren Motor für den Rennsport entwickelt worden war, aber dann aufgrund eines geänderten Reglements nicht eingesetzt werden durfte. Honda entschied sich aber, den Ovalkolbenmotor in ein auf 300 Stück limitiertes Modell zu bauen. Der Preis der NR 750 betrug 1992 satte 100.000 D-Mark. Honda wusste zwar, dass sie, trotz des hohen Preises, die immensen Entwicklungskosten nicht wieder reinholen konnten, die Geschäftsführung entschloss sich aber dennoch zur Produktion, weil sie hoffte, damit den Ruhm der Marke zu mehren. Es funktionierte und noch heute sprechen Fachleute in Ehrfurcht von der Technik des Ovalkolben-Motorrads.

Allerdings beabsichtigten wohl die wenigsten Käufer, die NR 750 im Alltag zu bewegen, schon allein wegen des Preises kam sie nur für betuchte Sammler in Frage. Gegenwärtig hat die exklusive Honda ihren Wert ungefähr verdoppelt. Auf den Effekt der Preissteigerung spekuliert natürlich fast jeder Käufer eines Sondermodells. Das klappt allerdings nicht immer und schon so mancher hoffnungsvoller Erwerber wurde im Laufe der Jahre über den ausbleibenden Wertzuwachs seines vermeintlichen Sammlerstücks enttäuscht. Als Faustregel gilt: Je teurer das Neumotorrad war und je kleiner die aufgelegte Stückzahl, desto höher die Wahrscheinlichkeit auf Wertzuwachs.

Rennerfolge als Werbung

Das trifft auch auf Motorräder zu, die zwar nicht ausdrücklich als limitierte Auflage produziert wurden, aber aufgrund ihres Preises automatisch selten blieben, wie etwa die legendäre Honda VFR 750 R, besser bekannt als RC30. Sie war 1988 als straßenzugelassenes Homologationsmodell für den Rennsport konzipiert worden und holte dreimal den Superbike-WM-Titel sowie zahlreiche Siege bei der TT Isle of Man und in der Langstrecken-WM. Sie kostete jedoch 25.270 Mark und wer den HRC-Kit für maximale Leistung dazu orderte, war nochmal 15.000 DM los. Natürlich blieb sie ein seltener Anblick, bis 1990 wurden nur etwa 3000 Stück in Japan von Hand aufgebaut und etliche davon wurden auf der Rennstrecke final zerstört. Genau deshalb sind heute die wenigen Exemplare des Kultbikes kaum unter 25.000 Euro zu haben.