Chrysler will mit Fiat die Wende zum Besseren schaffen

Seite 2: Chrysler will mit Fiat die Wende zum Besseren schaffen

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Neue Eigentümer für Chrysler

Arbeitsplätze sollen vorerst nicht abgebaut werden, allerdings wurde die Zahl der Mitarbeiter weltweit seit Ende 2006 von 87.000 auf jetzt 54.000 Beschäftigte reduziert. Außerdem wird ein Großteil der Produktion für 30 bis 60 Tage ruhen. Die Mehrheit an Chrysler hält zukünftig mit 55 Prozent der Gesundheitsfonds der US-Autogewerkschaft UAW, die Vereinigten Staaten und Kanada werden zu Minderheitsaktionären. Fiat besitzt zunächst 20 Prozent der Anteile, hat aber das Recht, diese in drei Schritten um weitere 15 Prozent aufzustocken. Voraussetzungen dafür sind unter anderem der Zugang für Chrysler zu einer verbrauchsarmen Auto-Plattform und der Eintritt der Amerikaner zum Fiat-Vertriebsnetz, um ihre Fahrzeuge besser exportieren zu können.

Wechselvolle Geschichte

Gegründet im Jahr 1924, bleiben aus der Chrysler-Modellpalette Autos wie der Typ 300 von 1955, die Muscle Cars der Tochterfirma Dodge, der Vorreiter im Minivan-Segment Voyager und natürlich die Allrad-Kraxler der Tochter-Marke Jeep im Gedächtnis. Das aktuelle Insolvenzverfahren ist jedoch keineswegs die erste existenzbedrohende Krise für den Chrysler-Konzern: 1979 musste der langjährige Chrysler-CEO Lee Iacocca beim US-Kongress um staatliche Bürgschaften nachsuchen, um eine drohende Insolvenz in letzter Minute abzuwenden – anders als heute herrschte weder branchenweite Autokrise noch herrschte eine weltweite Rezession, Chryslers Probleme erschienen überwiegend hausgemacht. In seiner Autobiografie, die auch in Deutschland unter dem Titel "Eine amerikanische Karriere" zum Besteller wurde, beschreibt der Manager, wie er den Konzern umgekrempelt habe.

Mega-Fusion mit Daimler-Benz

Doch vor gut einem Jahrzehnt war es zum ersten Mal vorbei mit der unternehmerischen Unabhängigkeit der Chrysler Corporation: Am 7. Mai 1998 verkündeten die damaligen Chefs der Daimler-Benz AG , Jürgen Schrempp und Robert Eaton (Chrysler) die Fusion beider Konzerne zur DaimlerChrysler AG. Nach dem Ausscheiden von Eaton wird Schrempp alleiniger Chef des Konzerns. Am 17. November 2000 wird der Deutsche Dieter Zetsche Chef von Chrysler. Unter seiner Führung geht es dem von asiatischer Konkurrenz bedrängten Unternehmenszweig zunächst allmählich wieder besser, doch Anfang 2006, als Zetsche den umstrittenen Schrempp als DaimlerChrysler-Vorstandsvorsitzender ablöst, verderben hohe Spritpreise den Amerikanern die Lust auf Geländewagen und Pickups, die den Großteil der Chrysler-Modellpalette stellen. Die US-Tochter macht einen Milliardenverlust. Auch ein "Comeback" Iacoccas, der 2005 als über 80-jähriger in Chrysler-Werbespots auftritt, zeitigt nicht den erhofften Erfolg. Im Februar 2007 kündigt Zetsche tiefe Einschnitte bei Chrysler an. Bis 2009 sollten 13.000 Stellen gestrichen werden, hieß es damals. Erstmals schließt er eine Trennung von Chrysler nicht mehr aus. Am 3. August 2007 ist das Ende der transatlantischen Auto-Allianz besiegelt: Der US-Finanzinvestor Cerberus übernimmt 80,1 Prozent an dem US-Autobauer für rund 5,5 Milliarden Euro. Die restlichen 19,9 Prozent blieben zunächst beim bisherigen Mutterkonzern, der sich seit der Trennung schlicht Daimler AG nennt.