Citroën GS: Als die Göttin herabstieg

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In dieser Preis- und Größenklasse war diese Technik eine Sensation. Die Experten der damaligen Zeit überboten sich selbst bei der Sammlung der Superlative, um die Fahreindrücke zu beschreiben – „unüberbietbar“, „großartig“, „sensationell“, „ein Genuss“.

Auch im Innenraum versuchte der Citroën anders zu sein, ohne diese Andersartigkeit zu erzwingen. Auffällig war vor allem das Einspeichenlenkrad, das sich vor allem von der Konkurrenz abzuheben wusste, im Citroën-Portfolio aber gar nicht mehr weiter auffiel. Wer fuhr, konnte die wichtigsten Funktionen bedienen, ohne dafür eine Hand vom Lenkrad zu nehmen. Dazu kam ein Handbremshebel im Armaturenbrett. Der Tacho zeigte die Geschwindigkeit im Stil einer Badezimmerwaage an – es gibt keinen Zeiger, sondern man muss die Ziffer in einem beleuchteten Fenster lesen. Dazu wurde der jeweilige Bremsweg angezeigt.

Doch war der Produktionszeitraum des Citroën GS dann doch kein 16 Jahre dauernder Ritt auf der Erfolgswelle. Das lag auch am Erfolg des Fahrzeugs. Bei Citroën waren die Verantwortlichen anscheinend so überrascht davon, dass es an Kapazitäten fehlte. Und obwohl die Kundschaft bereit war, teils absurde Wartezeiten zu akzeptieren, musste in den Fabriken gepfuscht werden, um die Wünsche überhaupt erfüllen zu können.

Damit ist der Rostschutz noch gar nicht gemeint, mit dem zu dieser Zeit ohnehin nicht wenige Hersteller Probleme hatten. Damit sind beispielsweise die Armlehnen in den Seitentüren gemeint. Dort waren zum Beispiel die Türöffner verbaut. In den frühen Modellen rissen die filigranen Teile gerne ab. Entweder der Türöffner, oder gleich die ganze Armlehne. Auch die verarbeitete Verkleidung im Innenraum löste sich stellenweise. Dazu kamen Probleme mit Klebestellen und Spaltmaßen. Eben klassische Pfusch-Probleme, die Citroën erst im Lauf der Zeit in den Griff bekam.

Auch der Motor war anfangs nicht sorgenfrei. Es gab zunächst immer wieder mal Schwierigkeiten beim Anlassen. Außerdem konnten bei falscher Ölqualität oder vorwiegendem Stadtverkehr mit viel Leerlauf die Schlepphebel auf den Nockenwellen einlaufen.

Grundsätzlich war der Citroën GS aber ein großer Erfolg. Nach dem Marktstart 1970 erweiterte der Kombi „Break“ 1971 das Portfolio. 1979 erhielt der GS (steht für „Grande Série“) eine umfangreiche Überarbeitung und wurde fortan als GSA („Grande Série Athlète“, wegen der gesteigerten Leistung) verkauft.

Die Wankel-Version zur Ölkrise

Auf der IAA 1973 stellte Citroën einen GS mit einem Zweischeiben-Wankelmotor der Firma Comotor – ein Gemeinschaftsprojekt mit NSU – vor. Mit 13 Litern Verbrauch. Mitten hinein in den Ölpreis-Schock. Immerhin 847 Stück des so genannten „GS Birotor“ wurden bis 1975 noch verkauft. Als Citroën keine Lust mehr hatte, die Ersatzteilversorgung für diese Handvoll Autos zu garantieren, kaufte man sie zurück und verschrottete sie. Ein paar sind der Aktion entgangen. Vielleicht wartet noch irgenwo ein Exemplar darauf, als Scheunenfund gefeiert zu werden.

Der Nachfolger, der Citroën BX, kam schon vier Jahre vor dem eigentlichen Ende des GS auf den Markt. Was auch an der Übernahme der Marke durch Peugeot und der eingeläuteten Plattform-Strategie lag. Sollte es der Wunsch eines Lesers sein, wir stehen bereit. (fpi)