Daimler aus Indien? Über Traditionsmarken und Globalisierung

Seite 2: Daimler aus Indien? Über Traditionsmarken und Globalisierung

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Britische Daimler-Tradition seit 1896

Der besondere Klang, den das englisch ausgesprochene Daimler bei Autofreunden hat, ist keineswegs ein Produkt von Marketing-Strategen im Zeitalter des Heuschrecken-Kapitalismus, sondern Resultat einer über 100 Jahre zurückliegenden Vereinbarung zwischen dem schwäbischen Ingenieur und der englischen Daimler Motor Company in Coventry, die seit 1896 von Gottlieb Daimler entwickelte Motoren in Großbritannien vertrieb und seit 1897 Autos herstellte.

1910 wurde die Daimler Motor Company, einer der ältesten Automobilproduzenten auf der Insel, von der Birmingham Small Arms Company übernommen, welche wiederum 1960 von Jaguar aufgekauft wurde. in. Bei Jaguar verblieben die Markenrechte auch unbeschadet der Fusion zahlreicher britischer Autofirmen zu British Leyland 1968 und der Übernahme von Jaguar durch den US-Autobauer Ford 1989.

Kein Hauch mehr von "Britisch Elend"

Die Firmenhistorie von British Leyland wurde in den 1970er Jahren zum Symbol für die von Streiks und fehlender Wettbewerbsfähigkeit gebeutelte Wirtschaft in Großbritannien, und die unter einer Vielzahl von Traditionsmarken wie Mini, Rover, Triumph oder MG seinerzeit angebotenen Autos wurden ob ihrer lausigen Qualität als "Britisch Elend" verflucht. Erst die Übernahme von Jaguar/Daimler durch Ford brachte die Wende zum Besseren: Nach der Integration in Fords Premier Automotive Group (PAG) vermochten die Raubkatzen aus Coventry wieder rassiges Design und exquisite Innenräume mit zeitgemäßer Technik und Zuverlässigkeit zu vereinen – auch wenn Kritiker lästern, dass Jaguar seither Ford-Technik zum Porsche-Preis feilbietet.

Who's next im Marken-Monopoly?

Auch die PAG ist kein Jahrzehnt nach ihrem Start fast schon wieder Geschichte: Der vormalige BMW-Vorstand Wolfgang Reitzle sollte ab 1999 die Traditonsmarken Lincoln, Aston Martin, Jaguar, Land Rover und Volvo unter einem gemeinsamen Dach fit fürs neue Jahrtausend machen. Inzwischen gehört einzig noch die ursprünglich schwedische Marke Volvo zur PAG – die britischen Marken sind allesamt verkauft, und Fords Nobelmarke für Nordamerika, Lincoln, wird wieder direkt aus der Konzernzentrale in Dearborn, Michigan, geführt. Wie lange noch, werden sich die Fans der ebenso luxuriösen wie spritdurstigen Schlitten fragen, seitdem Ford bekanntgegeben hat, den US-Markt künftig vermehrt mit Pkw europäischen Zuschnitts zu bedienen und einige Fabriken in den USA bereits entsprechend umrüstet.