Daimler aus Indien? Über Traditionsmarken und Globalisierung

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Ein solches Comeback wäre schon deshalb von einiger Pikanterie, weil die Herausforderung, eine würdige Retro-Ausgabe der legendären Isabella – dem Coupé- und Cabrio-Traum der Wirtschaftswunderjahre – zu gestalten, für die Designer ähnlich furchteinflößend wirkt wie eine Wiederbelebung des Mercedes-Flügeltürers 300 SL, über die gerade im Sommerloch immer wieder einmal in den Medien spekuliert wird. Anspruchsvoller ist höchstens noch die Aufgabe für Sound-Designer, beim angedachten Retro-Trabi authentisches Motorengeräusch und Abgas-Feeling in Einklang mit der kommenden Euro-5-Norm zu bringen.

Borgward als mahnendes Beispiel

Darüber hinaus wäre die Borgward-Wiederbelebung ein Treppenwitz der Wirtschaftsgeschichte: 1961 hatte die Borgward-Gruppe Konkurs anmelden müssen – als wesentliche Ursache hierfür wird genannt, dass deren Konzernteile Borgward, Goliath, Hansa und Lloyd das krasse Gegenteil von Label Engineering betrieben: Die Nutzung von Gleichteilen für verschiedene Modelle oder gar Ansätze zu einer Plattformstrategie hätten den Konzern profitabler machen können, hielten aber unter dem Patriarchat des Firmengründers Carl Borgward auch nicht ansatzweise Einzug.

Markenrechte im Panzerschrank

Borgward hin, Indien her: Deutschlands Premium-Autobauer haben auch so genügend Zweitmarken in petto, wie BMW mit seiner "Flying Emily" sowie dem Mini und Mercedes-Benz mit der Luxuslimousine Maybach beweisen. Und Audi hat jüngst den wohl letzten Horch aus der texanischen Wüste ins Ingolstädter Werksmuseum geholt und hält so die Erinnerung an die Luxusmarke der Vorkriegszeit lebendig. Übrigens, wussten Sie schon, dass Audi einmal zur Daimler-Benz AG gehört hat? … (ssu)