Der 124 ging einmal um die Welt.
Die Geschichte des Seat 124 beginnt im April 1966 mit dem Debut des Fiat 124. Seinerzeit sind die Italiener eine richtig große Nummer im Autogeschäft. Dank eines sachlich-modernen Designs und technischen Highlights wie Scheibenbremsen rundum wird das Stufenheck-Modell, zu dem sich bald ein Kombi gesellt, zum "Auto des Jahres" 1967 gewählt. Die Kunden greifen gerne zu, schließlich sind 60 PS samt guter Ausstattung für anfangs 6.500 Mark ein faires Angebot. Das kommt sogar in Deutschland an, allein 1969 werden hierzulande gut 42.000 Fiat 124 an den Mann und die Frau gebracht. Für Aufsehen sorgen die technisch gleichen, aber optisch völlig unterschiedlichen Coupé- und Roadster-Versionen des 124. Obwohl sie in deutlich geringerer Stückzahl entstehen, sind sie heutzutage die bekanntesten Fiat 124. Bis 1975 rollt die Limousine in Italien vom Band, in ihrer stärksten Version, dem ST 1600, arbeiten 95 PS unter der eckigen Haube.
Zu dieser Zeit hat sich der spanische Bruder schon deutlich emanzipiert: Optische Änderungen machen ihn ab 1972 zum 124 D und fit für den Export. Zwischen 1972 und 1974 ist er das meistverkaufte Auto in Griechenland, wenngleich auf dem Kühlergrill noch immer diskret "Licencia Fiat" vermerkt ist. Seat verpasst dem 124 D mit den Jahren ein immer flotteres Image, auf den Especial 1600 mit 95 PS folgt 1976 der Especial 1800 mit 114 PS. Die Krönung des "Wolfs im Schafpelz" ist schließlich unser Especial 2000. Auch er leistet 114 PS, bietet aber dank 1.920 Kubikzentimeter Hubraum etwas mehr Drehmoment. Auf seine alten Tage wird der 124 zum heißen Sportgerät, die 1800er-Version schafft es bei der Rallye Monte Carlo 1977 sogar auf die Plätze drei und vier. Insgesamt sammelt die kräftige Kante sechs Titel in der spanischen Rallyemeisterschaft und erringt drei Gesamtsiege bei EM-Rallyeläufen.
Gib Stoff!
Wie faustdick es der Seat 124 D Especial 2000 hinter seinen Ecken hat, merken wir schon auf den ersten Kilometern. 11,2 Sekunden von null auf 100 km/h mögen heute im Quartett keinen Stich mehr machen. Doch in der Realität bedeutet das: Spaß. Verdammt viel Spaß. Kein Wunder, treffen die 114 PS doch auf gerade einmal 970 Kilogramm. So gelingt es uns, an deutlich stärkeren Sportwagen dranzubleiben. Dazu trägt auch das Fahrwerk des Hecktrieblers bei. Die anfangs belächelten 13-Zöller verblüffen mit ihrer Performance, der Super-Seat saugt die Kurven förmlich in sich auf. Auf gut 1.600 Meter Höhe dann die böse Überraschung: In Liechtenstein mag der 124er nicht mehr anspringen, der Öldruck ist flöten gegangen. Seats Mechaniker greifen zu. Als der Wagen wieder läuft, erteilt Señor Lopez einen Befehl: Gas geben! Nun gut, es gibt Schlimmeres, aber ist unser Dienstwagen nicht sehr selten und außerdem mit hohem Aufwand restauriert worden? Kein Problem für die Mannen aus Barcelona, ab sofort halten wir den Motor bei jedem Stopp mit Gasstößen bei Laune.