Der e-Golf unter der Lupe

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Innerhalb der stromernden Fangemeinde wird der e-Golf sicher seine Freunde finden. Auf die ganze Welt betrachtet, ist der Anteil der Autos mit Ladestecker weiter minimal. Aber der e-Golf ist mit seinen klassischen Volkswagen-Tugenden definitiv ein sehr gutes Auto geworden. Hop oder top: Willst Du konventionell elektrisch fahren, greifst Du zum e-Golf, willst Du anders sein, nimmst Du den BMW i3. Ein Achtungserfolg ist dem e-Golf garantiert. Zumal es an direkten Wettbewerbern mangelt – Nissan Leaf, BMW i3 und Ford Focus sind die einzigen in dieser Klasse. Fehlanzeige bei PSA und Renault, nichts bei Fiat-Chrysler, Hyundai, Honda oder Mazda, kein batterieelektrischer Toyota oder Opel, die machen stattdessen Plug-In-Hybride.

Enttäuschender GTE

Apropos: Dem ebenfalls auf dem Tempelhofer Flugfeld bereit stehenden Prototypen des Plug-In-Hybriden GTE ist der Erfolg keineswegs sicher. Wegen des Vorserienstatus darf er anders als sein vollelektrischer Bruder nur kurz außerhalb des Geländes gefahren werden. Als Ausgleich wurde ein Handlingparcours vor den Hallen aufgebaut, über die Berlin zu Zeiten der Luftbrücke versorgt wurde.

Wie bei allen Stecker-Hybriden gilt auch für den GTE: Er vereint nicht nur das Beste, sondern auch das Schlechteste aus zwei Welten. Reichweite hin und Beschleunigung her, nach der Tour im e-Golf wirkt es obszön laut, vibrierend und vor allem gestrig, wenn der Verbrennungsmotor einsetzt. Und im reinen Strombetrieb nerven die spürbaren Schaltrucke des Doppelkupplungsgetriebes. Der GTE ist noch schwerer als der e-Golf, und das Fach unterhalb des Kofferraums wird dem Platzbedarf der Batterie geopfert – zwischen den Pylonen wirkt er darum trotz breiterer Reifen zu hecklastig und im Vergleich zum GTI träge.

Es darf munter spekuliert werden, ob diejenigen, die elektrisch fahren wollen, nicht lieber zur Schlichtheit und Funktionalität des e-Golf als Vertreter der reinen Lehre tendieren. Die wohlhabenden Käufer haben einen Zweitwagen für die Autobahnfahrt in der Garage. Und den nicht ganz so Reichen stellt Volkswagen für 30 Tage im Jahr ein kostenfreies Fahrzeug nach Wahl zur Verfügung. (imp)