Gewinnsucht

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Damit verbunden ist bei vielen Käufern der Glaube an eine gewisse Nachhaltigkeit, der Kaufmagnet „Premium“ zeigt es. Autos sind hierzulande inzwischen durchschnittlich neun Jahre alt. Angesichts dessen, dass ein Großteil auf unseren Straßen gewerbliche Zulassungen sind – im Normalfall junge Leasingfahrzeuge – braucht es nicht viel Phantasie, sich auszumalen, wie viele Autos im täglichen Gebrauch sind, die älter als zehn Jahre sind. Viele aktuelle Neuwagen machen nicht den Eindruck, als könnten sie mit vertretbaren Instandhaltungskosten dieses Alter erreichen.

Die Produktionskosten pro Auto werden auch mit vordergründiger Modernität gesenkt. Ein gutes Beispiel dafür ist das TFT-Display als Ersatz für das klassische Kombiinstrument. Das Display kostet nur einen Bruchteil und lässt sich sogar noch als aufpreispflichtiges Extra vermarkten. Ob es die klassischen Zeiger wieder gegen Zuzahlung gibt, wenn jeder Kleinwagen ein Display hat?

Kilometerstände manipulationssicher zu machen wäre schon seit Jahren für ein paar Euro pro Fahrzeug zu machen. Selbiges gilt für Navigationssysteme, die nächtlichen Besuchern nicht innerhalb von Minuten in die Hände fallen. Beides kostet in der Produktion nur ein paar Euro, und doch scheuen die Hersteller diese Ausgaben. Der Grund dafür ist simpel: Die Zahl der Kunden, für die das entscheidend beim Kauf ist, scheint noch zu klein zu sein. Anders ist es nicht zu erklären, dass sich teure Navigationssysteme nach wie vor ausgezeichnet verkaufen.

Divergierende Interessen

Die Industrie bewegt sich momentan auf einem schmalen Pfad der Abwägung: Einerseits sollen die Gewinne stetig steigen, andererseits fordert der ein oder andere Kunde selbst heute noch ein Auto, was auch nach Ablauf der Garantie noch einige Zeit störungsfrei und ohne größere Reparaturen läuft. Die Aussicht, auf Kosten der Haltbarkeit ein paar Euro pro Auto mehr zu verdienen, ist verlockend, denn der Anteil der privaten Neuwagenkäufer ist bei den meisten Autos geringer als die Zahl der gewerblichen Zulassungen. Nach drei oder vier Jahren wird der Leasingrückläufer mit einem scheinbar sagenhaften Rabatt weitergereicht – dass schon der einstige Listenpreis jenseits alles Guten war, wird dabei leicht verdrängt.