Dreiecksverhältnis

Evum aCar: Mehrzweckfahrzeug mit E-Allrad

Elektrisch angetriebene Kommunalfahrzeuge in Straßenreinigung, Müllabfuhr oder Gartenbau arbeiten lokal abgasfrei und ohne Motorlärm. Auf der IAA stellt Evum seine neue Generation vor, die durch ihre Einstufung in die Kategorie N1 eine Reihe von Vorteilen bei Nutzbarkeit und Robustheit bieten soll

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Elektroautos, alternative Antriebe 12 Bilder
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Von
  • Florian Pillau
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Ein Vorteil elektrisch angetriebener Kommunalfahrzeuge mit Aufgaben in Straßenreinigung, Winterdienst, Müllabfuhr oder Gartenbau liegt auf der Hand: Sie arbeiten lokal abgasfrei und ohne nennenswerten Motorlärm. Viele Städte und Gemeinden setzen solche Fahrzeuge bereits ein, eine deutlich größere Zahl ist dabei, neue anzuschaffen. Offenbar ein Zukunftsmarkt. Auf der IAA stellt Evum Motors seine neue Generation eines batterieelektrischen Nutzfahrzeugs aCar vor. Es soll 2020 in Serie gehen.

„Kleine Nutzfahrzeuge mit elektrischem Antrieb sind schon heute nicht nur konkurrenzfähig, sondern bieten spürbare Kostenvorteile“, sagt Martin Soltés, Geschäftsführer und Mitgründer der Evum Motors GmbH. Die Firma ist hervorgegangen aus einem Projekt der Technischen Universität München, hat mit seinem kompakten aCar bereits seit einigen Jahren das auf solche Anforderungen passende Fahrzeug in Entwicklung. Nun wird auf der IAA die neueste Generation vorgestellt. Sie soll ab 2020 durch ihre Höherstufung in die Kategorie N1 eine Reihe von Vorteilen bei Nutzbarkeit und Robustheit bieten.

Flexibel durch modularen Aufbau

Weniger offensichtlich aber ähnlich bedeutsam wie bei Kommunaldienstleistungen ist der leise und saubere Transport auch in Gewerbe, Industrie und Landwirtschaft – nicht zuletzt auch für „anspruchsvolle Freizeitanwendungen“, wie der Hersteller sagt. Um auf allen Feldern gleichermaßen bestehen zu können, hat Evum sein aCar mit einem modularen Aufbau konzipiert.

Feste Größen sind nur der Elektro-Allradantrieb mit zwei je 10 kW leistenden Motoren, eine Nutzlast von 1000 kg und eine Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h. Flexibel ausgelegt wurde das Batteriekonzept (48V, Lithium-Ionen) mit verschiedenen Reichweiten bis zu 200 km. Bewusst kompakt bleibt es in der Breite unter 1,50 Metern und ist damit auf Gehsteigen, zwischen Lagerregalen und Weinstöcken einsetzbar. Die Länge beträgt vier Meter, die Höhe zwei.

Einfache Antriebstechnik

Eine unterflur angebrachte Batterie und die Lage des Antriebs senken den Schwerpunkt deutlich tiefer als in vergleichbaren, fossil angetriebenen Fahrzeugen. Damit sinkt die Kippgefahr bei Schrägfahrten und mit Ladung oder fest montierten Maschinen hinter dem Fahrerhaus. Gleichzeitig ermöglicht die Karosserie dem Fahrer eine die Übersicht fördernde, hohe Sitzposition mit einer kurzen Haube. Der Elektroantrieb erlaubt überdies eine beliebig langsame Arbeitsfahrgeschwindigkeit, ohne aufwendige, schwere, teure und wartungsintensive Antriebstechnik. Üblicherweise (etwa bei Multicar) werden in Geräteträgern mit herkömmlichen Motoren Hydrostatgetriebe verwendet, eine weitere Komplikation zusätzlich zum ohnehin aufwendigen Dieselmotor.

Damit die Kunden die Kaufprämien des Förderprogramms Elektromobilität der Bundesregierung und zukünftig auch die angekündigten Sonderabschreibungen nutzen und das Fahrzeug mit dem Pkw-Führerschein fahren können, wurde es nach den Kriterien der Fahrzeugklasse N1 konstruiert und homologiert. Der Umweltbonus liegt je nach Bundesland bei bis zu 8000 Euro je Fahrzeug. Für die Anschaffung neuer, rein elektrisch betriebener Lieferfahrzeuge ist eine Sonderabschreibung geplant, mit der Unternehmen in den Jahren 2020 bis 2030 im Jahr der Anschaffung 50 Prozent der Anschaffungskosten steuerlich geltend machen können.

Geräteträger mit möglichem Dreiecksverhältnis

Zusätzlich erlaubt die Einstufung in die Klasse N1 eine deutlich robustere Konstruktion als beim Vorgänger. So wird man damit nun Erweiterungen wie beispielsweise das „Kommunaldreieck“ zur Aufnahme von Anbauteilen wie einer Kehrmaschine oder eines Räumschilds nutzen können. Auch eine Winde und eine Anhängekupplung sind fest im Programm. Als Aufbauvarianten stehen Pritsche, Kipper, Kasten- oder Planwagen zur Auswahl.

EVUM Motors GmbH produziert den aCar im niederbayerischen Bayerbach bei Ergoldsbach ab Anfang 2020 in Serie. Bestellungen werden ab sofort über die EVUM-Homepage entgegengenommen. Aktuell ist dort im Konfigurator ein Grundpreis von 28.900 Euro eingetragen. Ein Showroom wird gerade in München eingerichtet.

Ursprünglich war eins der Haupt-Entwicklungsziele für das aCar ein Einsatz als robustes Allzweckfahrzeug in Entwicklungs- und Schwellenländern. „Umfangreiche wissenschaftliche Untersuchungen und Einsatztests in Europa und Afrika“ haben die Potenziale nachweisen können, wie das Unternehmen sagt.

Erst Niederbayern, dann Westafrika

Einleuchtend ist der Nachhaltigkeitsfaktor durch die einfache Technik. Während die meisten konventionell angetriebenen Maschinen in Entwicklungsländern irgendwann an der begrenzten Werkstattausstattung und teuren Ersatzteilen scheitern und vor der Zeit abgestellt werden, kann ein aCar fast vollständig mit einfacher Ausrüstung repariert und gewartet werden. Als Ladetechnologie sieht Evum lokal aufzustellende Photovoltaik vor. Daher sieht man die Produktion in Niederbayern als „ersten Schritt“. In Zukunft sollen darüber hinaus lokale Produktionsstätten in den Zielmärkten entstehen.