Fahrbericht Ducati Panigale V4 S

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Kurz mit dem Fuß gegen den Schalthebel getippt und der Quickshifter legt in wenigen hundertstel Sekunden den sechsten Gang nach. Alles rechts und links fliegt im Zeitraffer an mir vorbei, jenseits der 250 km/h konzentriere ich mich auf das Ende der Fahrspur am Horizont. Das digitale Cockpit wechselt rasend schnell die Zahlen: 270, 280, 290... und da ist sie, die 299. Mehr wird der Tacho nicht anzeigen. Es gibt ein freiwilliges Agreement der Motorradhersteller, dass sie keine Serienmotorräder bauen, die 300 km/h fahren. Ich persönlich habe zwar das Gefühl, da ginge bei der Panigale V4 S noch mehr, aber ohne Messgerät kann ich den Eindruck natürlich nicht nachprüfen.

Was mir aber auch ziemlich wurscht ist, denn 299 km/h ist mehr als man irgendwie noch im Straßenverkehrt rechtfertigen könnte und mir geht gehörig die Muffe. Ich ziehe kurz die Bremse und die Stylema-Bremszangen von Brembo vernichten sofort Unmengen an Energie. Die leichten High-End-Stopper kommen auch in der Superbike-WM zum Einsatz und sind momentan wohl das Beste, was auf dem Markt für Motorräder erhältlich ist. Ich setze den Blinker nach rechts, lasse die Geschwindigkeit auf beschauliche 120 km/h absinken und versuche auch meinen Puls wieder runterzufahren.

Für die Rennstrecke konzipiert

Um das nochmal ganz klar zu sagen: Die Panigale V4 S wurde für die Rennstrecke konzipiert. Ducati entwickelte Motor, Rahmen, Fahrwerk und Chassis nur zu dem Zweck, möglichst schnelle Zeiten auf einem geschlossenen Rundkurs zu erzielen. Insofern ist es erstaunlich, dass sich die Panigale V4 S auch im Alltag noch halbwegs angenehm bewegen lässt. Die Laufkultur des V4 ist sogar vorbildlich. Auf der Landstraße bereitet sie mit ihrer Handlichkeit viel Freude, in der Stadt wird ihre Sitzposition allerdings schnell unbequem und die Beine des Fahrers von der Hitze des Krümmers gegrillt.

Für die Panigale V4 S verlangt Ducati 28.390 Euro. Das sind 6100 Euro mehr als für die Basis-Panigale V4, aber in Anbetracht des superben semi-aktiven Öhlins-Fahrwerk jeden Cent wert. Wem die V4 S noch nicht radikal genug ist, kann zur V4 R greifen, Kostenpunkt: 39.900 Euro. Die R-Version verfügt zwar nur über 998 Kubikzentimeter, um die Homologation für die Superbike-WM zu erfüllen, leistet aber heftige 221 PS, wiegt trocken 172 Kilogramm und dreht bis zu irrwitzigen 16.000/min. Für die Rennstrecken-Junkies hält Ducati noch einen Racing-Kit bereit, der die Leistung auf schwindelerregende 234 PS schraubt und das Gewicht auf 165,5 Kilogramm reduziert. (fpi)