Fahrbericht Jaguar I-Pace

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Die große Batterie nimmt kurzfristig bis zu 150 kW elektrische Bremsleistung auf. Der I-Pace erreicht damit rein elektrisch die gesetzlich vorgeschriebenen Bremswerte (nicht, dass die heute irgendjemand ausreichen würden). Man kann ihn über weite Strecken einpedalig fahren, wenn die hohe Rekuperation eingestellt ist. Ich habe sie auf „low“ gestellt, weil das näher am Gewohnheitswert liegt und sich zudem effizienter fahren lässt. Ein leichter Druck auf die Bremse gibt dir erst die volle Rekuperationsleistung, dann die Scheibenbremsen. Aufgrund der hohen elektrischen Bremsleistung wurden mir die klein aussehenden Bremsen auf der Landstraße längst nicht so heiß wie erwartet – top.

Auf der Autobahn beschleunigt der Wagen zügig auf seine Endgeschwindigkeit von 200 km/h, die er ohne Temperaturprobleme hält. In der Bedienungsanleitung steht übrigens aufgrund der Permanentmagneten eine Abschleppgeschwindigkeit im einstelligen Bereich. Entwicklungs-Vater Wolfgang Ziebart war sich jedoch sehr sicher, dass die Schutzschaltungen es erlauben, das Auto mit üblichen Geschwindigkeiten abzuschleppen. Nur konnte er sich mit dieser Ansicht im Konzern offenbar nicht bis ins Handbuch durchsetzen.

Der Fahrspaß hängt aber nicht alleine an den Motoren. Eine Mehrlenker-Hinterachse und Doppelquerlenker-Aufhängungen an der Vorderachse führen die Räder feinfühlig am Boden entlang. Jaguar bietet optional ein Luftfahrwerk an (aktuell in der „First Edition“), das über die Modi gelungene Kompromisse zwischen „so weich wie möglich“ und „so hart wie nötig“ findet. Nur wenig schlechter schaffen das technisch bedingt die elektronisch eingestellten Dämpfer mit Stahlfedern (Standard). Vor allem aber sitzt du in diesem riesigen Eimer drin und spürst dennoch wie im F-Pace genau, wo welches Rad gerade wie über welchen Asphalt rollt. So ein Fahrverhalten in SUV-Karosserien bauen, das schafft derzeit sonst nur Alfa Romeo.

Über Nacht nicht voll

Maximal soll die Batterie dauerhaft 110 kW Ladeleistung vertragen, in Vorbereitung auf einen Ausbau der 100-kW-Ladestationen. I-Pace-Kunden erhalten einen Plugsurfing-Schlüssel, der an recht vielen Ladestationen funktionieren soll (wir haben es noch nicht selber probiert). Beim Laden ist jedes Mal die erste halbe Stunde frei. Weiteren Reisen steht damit also nur mangelhafte Infrastruktur entgegen. Weniger gut schaut es beim daheim Laden aus: Der I-Pace lädt an der Wallbox mit 7,2 kW einphasig, also bei 32 A Stromstärke. In den Technischen Anschlussbedingungen sind bei den meisten Stromanbietern Lasten über 20 A (entspricht bei 230 V 4,6 kW) anzumelden, über 12 kW gibt es zudem eine zusätzliche amtliche Genehmigungspflicht. Herr Ziebart sagte uns, er habe noch keinen Stromanbieter gefunden, der 7,2 einphasig nicht freigeschaltet hätte, Sie müssen hier aber mit Ihrem konkreten Anbieter über Ihren konkreten Hausanschluss sprechen.