Fahrbericht: Volvo V60 Polestar

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Natürlich gibt es im Innern ein wenig Lametta, ein bisschen Nubuk-Textil/Nappalederbezug hier, ein paar blaue Nähte dort, das eigenwillige Design wurde also nur durch ein paar fein platzierte Details aufgewertet. Doch dass auch an den relevanten Komponenten gearbeitet wurde, ist spätestens dann zu merken, wenn man im V60 Polestar den Großglockner wieder und wieder hoch- und runterrauscht, weil es eben doch einfach ein Fest ist, wie der Kombi spurt und fliegt. Einstellbare Öhlins-Dämpfer und 80 Prozent steifere Federn sorgen dafür, dass der sportliche Kombi auch querdynamisch eine gute Figur macht.

Untersteuern

Allerdings ist das feine, wenn auch recht harte Fahrwerk und die 245er Gummis gegen früh einsetzendes Untersteuern dann doch ein wenig machtlos. Ob es am hohen Gewicht oder der doch eher konservativen Abstimmung liegt: Es wäre mehr drin. Und es ist schade, wenn Du mit der knackigen 6-Kolben-Bremse den Anker wirfst, angenehm direkt einlenken kannst und dann im Untersteuern verhungerst. Immerhin: Auch der Allradantrieb wurde ein wenig nachgeschärft, um im Sportmodus konsequent 50 Prozent des Drehmoments an die Hinterachse zu verteilen. Mehr geht systembedingt nur, wenn die Vorderachse gar nichts mehr übertragen kann. Folglich bleibt er unter Last zwar sehr lange neutral, nur gegen Untersteuern ist er ein wenig machtlos. Dafür konnten die Fahrwerkstechniker unerwünschten Karosseriebewegungen erstaunlich gut den Garaus machen, wobei Karbonfaser-verstärkten Querstabilisatoren und einer Karbonfaser-Domstrebe hilfreich sind.

Röhren und rollen geht nicht

Damit sich das sonst so sehr um Sicherheit bemühte Stabilitätsprogramm in Zurückhaltung übt, lässt sich das System auch soweit abschalten, dass es auf der Landstraße nicht mehr spürbar in Erscheinung tritt, sofern man nicht völlig maßlos übertreibt. Dass ansonsten aber ein wenig um die existierende Basis herumgebastelt werden musste, spürt man insbesondere bei den „Fahrdynamikprogrammen“ - wenn wir sie denn so nennen wollen. Ein Beispiel: Zwar gibt es an Bord eine Abgasanlage mit Klappensteuerung, welche den V60 röhren lässt wie einen brünftigen Elch. Aktivieren lässt sie sich allerdings nur, wenn im Getriebe der Sportmodus gewählt wird. Soll heißen: Die Automatik schaltet früher zurück und später hoch. Komfortables Rollen UND röhrende Akustik geht also nicht in Einheit. Außer eben, der Pilot greift selbst in die Schaltwippen. Die Härte der elektromechanischen Servolenkung dagegen lässt sich zwar einstellen, aber eben nur verschachtelt in den Menütiefen des Infotainmentsystems. Durch den Sportmodus wird sie nicht beeinflusst.