Fahrbericht Yamaha R125 und R3

Inhaltsverzeichnis

Unterstützt wird das Ganze durch die leichtgängige Kupplung und den quirligen Motor. Der Reihenzweizylinder geht zwar unverändert in die Saison 2019 und reißt mit seinen 42 PS gewiss keine Bäume aus. Dafür generieren die 321 Kubikzentimeter die Leistung ohne störende Vibrationen und das überaus agil. Bereits ab unter 4000 Touren ist brauchbarer Vortrieb vorhanden und erreicht man die 8000er Marke, kommt richtig Leben in die Bude. Dabei überrascht der Zwilling mit erfrischender Drehfreude und Leistungsabgabe bis zum roten Bereich.

Lässt man den urbanen Raum hinter sich und steuert winklige Nebensträßchen an, wird die R3 zum echten Freudenspender. Hier fällt die überschaubare Motorleistung nicht ins Gewicht und der A2-Renner kann seine Stärken voll ausspielen. Dank der nun tiefer angebrachten und leicht nach außen gedrehten Lenkerenden hat man nicht nur ein gutes Gefühl fürs Vorderrad, sondern zirkelt die 169 Kilogramm der R3 einfach und zielgenau durch die Radien. Hält man dabei die Drehzahl konsequent über 8000 Umdrehungen, gelingt auch der kurze Zwischensprint zur nächsten Kurve. Grundsätzlich ist aber „Laufenlassen“ das Zauberwort auf der R3. Wie bei leichten, aber leistungsarmen Motorrädern üblich, kommt es auf einen flüssigen Fahrstil, die richtige Blickführung und eine saubere Linienwahl an, will man im Winkelwerk zügig vorankommen. Heftiges Ankern gilt es tunlichst zu vermeiden. Bremsmanöver auf der letzten Rille sind aber sowieso nicht die Paradedisziplin der R3. Die Kombination aus Zwei-Kolben-Schwimmsattel und 298 Scheibe macht zwar einen guten Job, etwas mehr Biss und vor allem ein einstellbarer Hebel wären hier aber wünschenswert.

Auf der Piste fordert das Sport-und-Stadt-Konzept der R3 dann aber doch Tribut. Während das überarbeitet KYB-Fahrwerk der R3 nach der Landstraße auch auf der Rennstrecke noch eine gute Figur machte und auch die Standard-Straßenbereifung (Dunlop GPR 300) Nehmerqualitäten zeigte, setzen hier dann doch die entspannte Sitzposition und vor allem die tiefsitzenden Rasten die Grenzen. Auch bei sehr sportlicher Fußhaltung setzen die Stiefel früh auf und deuten so das Ende der Schräglagenfreiheit an.

Perfekter Knieschluss

Erstaunlicherweise zeigt sich hier die kleine R125 deutlich agiler. Bereits im Stadtverkehr und auf den ersten Landstraßen-Kilometern deutete sich an, welches Gesamtpaket Yamaha da mit der R125 auf die Räder gestellt hat. „Supersportlich-ausgewogen“, wie Yamaha es nennt, ist eigentlich ein Widerspruch in sich. Aber die Einstiegs-R beweist, dass es doch geht. Die Ergonomie ist mit den etwas höheren Rasten, den niedrigeren Lenkerenden und der Sitzhöhe von 825 Millimeter zwar deutlich stärker an der Rennpiste orientiert als die der R3 (Test), aber immer noch berufsverkehrstauglich. Das liegt unter anderem am perfekten Knieschluss des neu designten, elf Liter fassenden Tank im M1-Look.