Fahren wir in Zukunft elektrisch?

Seite 4: Fahren wir in Zukunft elektrisch?

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Was halten Sie von Konzepten, wie sie in Israel und Dänemark geplant sind, also einer Infrastruktur zum „Betanken“ und Tauschen von Akkus?
Steiger: Ich bin da skeptisch. Das Konzept zum Austausch der Batterien ist meiner Meinung nach problematisch und scheitert wahrscheinlich an relativ einfachen Dingen: Erstens ist es schwierig, 400 Volt zu trennen. Dabei gibt es erhebliche Probleme mit Funken und funktionsuntüchtigen Batterien. Zudem braucht man Handhabungsautomaten, denn eine solche Batterie wiegt gut 200 kg. Soviel ich weiß, ist in Israel derzeit ein Fahrzeug vorgesehen, das nicht als Elektrofahrzeug konzipiert wurde. In solch einem Fall ist es sehr schwierig, einen Platz für die Batterie zu finden, der einen Wechsel zulässt und gleichzeitig die Anforderungen der Crash-Sicherheit erfüllt.

Das heißt im Grunde, dass an einen elektrischen Langstreckenbetrieb kaum zu denken ist, oder?
Steiger: Davon gehen wir derzeit aus. Es muss sich zeigen, wie die Batterietechnik sich weiterentwickelt, aber zurzeit sehen wir die Anwendung gestaffelt und abhängig vom Fahrprofil: bis maximal 200 km reine Elektrofahrzeuge, und für längere Strecken könnten Mikrohybride mit Verbrennungsmotoren sinnvoll sein, die weiterhin mit flüssigen Kohlenwasserstoffen angetrieben werden.

Wie sieht es mit der Brennstoffzelle aus – ist sie trotz der mangelnden Verfügbarkeit von Wasserstoff noch im Rennen?
Steiger: Es gibt einen Mobilitätsbedarf im Bereich zwischen 200 und 400 km, den man sehr gut mit einem Brennstoffzellen-Range-Extender abdecken könnte. Wir haben ein solches Konzept in Detroit mit dem Space-Up! Blue dargestellt. In diesem Fall trägt die Batterie 100 km weit und das Brennstoffzellenmodul weitere 250 km. Wir halten dieses Konzept für wesentlich sinnvoller als Wasserstoff-Vollantriebskonzepte, die sich wegen zu hoher Kosten schwer tun werden.

Und wie steht es mit einem 1-Liter-Auto für lange Fahrstrecken?
Steiger: Wir arbeiten auch an solchen Konzepten. Allerdings sind große Teile der Gesellschaft noch immer nicht bereit, ein Fahrzeug mit der Einschränkung zu akzeptieren, dass es nur einen bestimmten Nutzungszweck hat. Viele wollen alle Mobilitätsbedürfnisse mit einem einzigen Fahrzeug abdecken. Die Mentalität scheint sich allerdings zu ändern. Wir überlegen in sehr viele Richtungen, die zum Teil auch sehr futuristisch anmuten.