Grenznutzen

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Auffällig am Szenario der BMWi-/IKA-Studie ist, dass Elektromobilität faktisch keine Rolle spielt. Selbst bei stark steigenden Benzinpreisen glaubt man 2025 lediglich an einen Marktanteil von vier Prozent in der Klasse der Pendel- und Stadtautos; für 2030 prognostiziert man im Bestfall sechs Prozent; im Worst Case sind es null Prozent. Eine pessimistische Aussicht. Oder ist es Tiefstapelei? Elektroautos haben für die Autohersteller den Vorteil, dass sie auf dem Prüfstand kein Kohlendioxid emittieren und folglich mit null Gramm in die Flottenemissionen eingehen. In der Mathematik der Neuzulassungen können Renault Zoe und BMW i3 damit eine wesentliche Rolle spielen.

Nur wenige Kritiker vor Ort

Kritik an den Brüsseler Verhandlungen kommt vom International Council on Clean Transport (ICCT). Die Forschungsorganisation ist eine der wenigen Institutionen, die Zeit und Geld haben, dem Gesetzgeber auf die Finger zu schauen. Die Mittel des ICCT kommen aus verschiedenen Stiftungen, zum Beispiel von den Familien Hewlett und Packard sowie der deutschen Stiftung Mercator, sowie aus Aufträgen, die Behörden und Behörden-ähnliche Firmen wie die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Bonn vergeben. Nur von der Industrie nimmt man nichts.

Namentlich ist es Peter Mock, promovierter Ingenieur und ehemaliger Daimler-Mitarbeiter, der oft nach Brüssel fährt. Der nüchtern und sachlich argumentierende Mann sitzt immer wieder allein am Tisch. Nicht als einzelner Mensch. Sondern als einziger Nicht-Industrievertreter, als Beobachter und skeptischer Kommentator. Manchmal ist auch die Umweltorganisation Transport & Environment („T&E“) noch dabei. Das war es.

Im Fall der BMWi-/IKA-Studie bemängelt Mock mehrere Punkte. So würde sie bei den Eingangsdaten auf Quellen der Automobilindustrie vertrauen. Eigene detaillierte Kostenschätzungen hätte das IKA nicht vorgenommen. „Dieser Ansatz ist problematisch, da zukünftige Technologiepotenziale regelmäßig als zu niedrig und die entsprechenden Herstellkosten als zu hoch eingeschätzt werden“, so Mock. Hierzu verweist er unter anderem auf eine Untersuchung des IKA aus dem Jahr 2012, die vom damals FDP-geführten Bundeswirtschaftsministerium in Auftrag gegeben wurde. Im Gegensatz dazu sind die Behörden in den USA dazu übergangen, eigene Fahrzeugsimulationen sowieKostenschätzungen („tear down cost“) durchzuführen. Ein Prozedere, dass auch in der EU wünschenswert ist.