Grenznutzen

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Als Beispiel einer solchen Fehlbewertung durch das BMWi/IKA nennt Peter Mock eine Untersuchung der EU-Kommission zum Leichtbau. Diese kommt zu dem Ergebnis, dass bis 2020 eine 20-prozentige Gewichtsreduktion bei einem Mittelklasseauto für rund 250 Euro auf der Kostenseite zu haben ist. Daraus resultiere eine 14-prozentige CO2-Senkung, so die EU. Das IKA hingegen glaubt, dass im gleichen Zeitraum lediglich zwölf Prozent Ballast eingespart werden könnten, was 1000 Euro kosten würde und nur neun Prozent Kohlendioxid vermeiden würde. „Bezogen auf jedes Gramm CO2 liegt die Kostenschätzung des IKA somit um den Faktor 6 höher als die aktuellen Studien der Kommission“, rechnet Mock vor.

Totaler technischer Stillstand als Grundannahme

Darüber hinaus wirft Peter Mock vom ICCT dem Institut für Kraftfahrzeuge in Aachen vor, eine in Teilen „völlig unrealistische“ Zukunftsbetrachtung zu haben. Das IKA eröffnet in der Studie jeweils drei Entwicklungsmöglichkeiten bei a) der Fahrzeugtechnik und b) der Energiepreisentwicklung auf. Im so genannten konservativen Worst Case-Szenario werde ein vollständiger technologischer Stillstand zwischen den Jahren 2020 und 2030 unterstellt, analysiert Mock: „Weder ändert sich das CO2-Reduktionspotenzial noch deren Kosten.“ Selbst, wenn kein Fortschritt vorhanden wäre, müsse eine Preissenkung von zwei bis drei Prozent im Jahr angenommen werden.

Die Liste der vom ICCT ausgemachten kritikwürdigen Inhalte ist noch viel länger; der Tenor jedoch bleibt gleich: Potenziale werden gezielt unterschätzt, Kosten überschätzt.

Für den Autofahrer ist letztlich entscheidend, dass seine Mobilität bezahlbar bleibt. Vor dem Hintergrund der aktuell niedrigen Tankstellenpreise wagen sich viele Menschen kaum vorzustellen, dass es auch wieder anders werden könnte. Spätestens, wenn statt heute einer bald zwei Milliarden Autos betankt werden wollen, zählt jedes eingesparte Gramm Kohlendioxid, weil die Emissionen und der Kraftstoffverbrauch direkt korrelieren. Wenn die Absatzprognosen der Marktinstitute stimmen, könnte sich der Fahrzeugbestand auf der Welt in zehn Jahren verdoppelt haben. Entweder sind Halter, Käufer und Industrie auf diese Zukunft gut vorbereitet – oder es gibt überraschende Schwierigkeiten, das Leben in der aktuellen Form aufrecht zu erhalten. (fpi)