Elektroauto fahren ist besser, aber keine Lösung drängender Mobilitätsfragen

Klartext: Elektroautos sind ein bisschen besser

Wenn wir den von der aktuellen Diesel-Diskussion verunsicherten Autokunden ansehen, finden wir unter vielen anderen Wünschen auch den nach Absolution, den er sich vom Elektroauto erhofft. Ein paar Zeilen lesen kann billiger helfen

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Lesezeit: 10 Min.
Von
  • Clemens Gleich
Inhaltsverzeichnis

In der vergangenen Woche riss ich in einem Satz an, dass Elektroautos im Hinblick auf die Zukunftsplanung besser seien als Verbrenner, aber eben nicht so viel besser, dass es ihren medienvirtuellen Status als Lösung aller PKW-Ressourcenprobleme rechtfertigt. Nach einigen enttäuschten Elektroautofreunden sollten wir das näher ausführen. Wer den üblichen Veitstanz mit dem Holzhammer sucht, sei auf zukünftige Kolumnen vertröstet.

Wer forscht?

Jüngst macht eine von der schwedischen Regierung finanzierte Metastudie die Runde. Sie untersucht den Ressourcenverbrauch bei der Herstellung von Traktionsbatterien für PKW. Sie findet dabei das lang Bekannte, nämlich dass diese Batterien auch nach aktuellem Stand der Untersuchungen ressourcenaufwendig hergestellt werden. Sie findet auch Dinge, die vorher vielleicht bekannt waren, aber nicht so explizit benannt, zum Beispiel, dass der Ressourcenverbrauch einer Autobatterie praktisch linear steigt mit deren Kapazität. In der Studie wird nirgends behandelt, wie Elektroautos generell gegenüber Benzinern über ihre Lebenszeit aussehen. Diese Verbindung wurde in den Medien hergestellt, meistens leider in der Form, dass das Elektroauto nur mit der Batterieherstellung betrachtet wurde und der Verbrenner nur mit seinen direkten Laufzeitemissionen, sodass dabei Dinge herauskamen, die uns nichts nutzen außer vielleicht als polemisches Mittel zum gegen Elektroautos Wettern.

Das möchte ich hier vermeiden. Ich besitze kein Auto und wohne in der Stadt. Anders als Pendler habe ich also keine Aktien in dem Thema. Wenn morgen nur noch Elektro-PKW nach Stuttgart fahren dürfen, habe ich davon fast nur Vorteile. Meine Frau müsste zum Beispiel ihren kürzlich erworbenen Mercedes abstoßen, der mich zwar durch sie erfreut, jedoch netto als Mehrarbeit in meinem Leben steht. Was ich hier versuche, ist zu einem realistischen Bild über das Elektroauto beizutragen, gerade für die vielen neuen Interessenten solcher Fahrzeuge. Dass ausgerechnet die schwedische Studie so viel herumgereicht wurde, liegt am diesjährigen Sommerloch, randvoll mit Diesel. Es gab weit vorher viele Studien zu Batterien, sonst hätte die Metastudie ja gar kein Material verarbeiten können. Zwei Zusammenfassungen sollen hier bevorzugt stehen, eine vom Bundesumweltministerium, weil sie für Deutschland berechnet wurde, und eine von der "Union of Concerned Scientists", die dasselbe für die USA taten, denn im strengen Kalifornien fangen viele Umwelttrends auch heute noch an.

Aufwendiger in der Herstellung

Bei der Betrachtung des Ressourcenaufwands wird der Verbrenner genauso wie das Elektroauto in beiden Untersuchungen komplett über die Lebenszeit betrachtet. Zwar braucht das E-Auto den Akku nebst elektrischer Peripherie, dafür sind Getriebe und Motor viel kleiner und die Auspuffanlage fällt komplett weg. Die Untersuchungen bauen dabei hauptsächlich auf Gewichten von Rohstoffen und deren typischen Herkünften und Verarbeitungsmethoden auf, weil konkrete Infos von den Fahrzeugherstellern fehlen. Es sind also geschätzte Werte, denen eine gewisse Fehlerrate zugedacht werden muss.