Klartext: Elektroautos sind ein bisschen besser

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Ein Tesla S verbraucht geschätzt 168 Prozent der Ressourcen vergleichbarer Verbrenner-Limousinen bei der Herstellung, weil das Fahrzeug mit großem Akku kommt. Die Berechnung gelangt am Ende desselben angenommenen Lebenszyklus' jedoch wieder zu etwa der Hälfte der Belastung eines E-Autos im Vergleich zum Verbrenner. Grund: große Verbrenner verbrauchen eben auch mehr Treibstoff.

Was fehlt?

Es fehlen vor allem Echtweltdaten. Die Lebenszeitanalyse geht davon aus, dass ein Elektroauto mit einem Batteriepack übers Leben kommt. Aktuelle Erfahrungen stützen diese These, prüfen können wir das jedoch erst, wenn es dazu Daten gibt, auch aus heißeren Gegenden, in denen Akkus viel schneller altern. Am Ende der Analyse steht eine Entsorgung, die den Akku einschließt. Bereits bestehende Programme von Daimler, Nissan und Tesla, die alte Akkus als Stationärspeicher upcyclen, verbessern die Bilanz jedes Autos, das am Lebensende so weiterverwendet werden kann.

Was nicht fehlt: der Ökostrom. Es weiß mittlerweile durch die unendlichen Wiederholungen wohl jeder, dass ein Elektroauto erst in Kombination mit erneuerbaren Stromquellen umwelttechnisch so richtig punktet. Das kann sich mit ökonomischen Überlegungen beißen. Wer jedoch konkret sein eigenes Auto durchrechnen möchte, ob es der Zukunft etwas Gutes tut, macht das sinnvollerweise mit dem hauslokalen Strommix, in den Dinge wie die etwaige PV-Anlage auf dem Dach eingehen.

Was immer fehlt: Durchbrüche in der Technik stellen alle heutigen Berechnungen über Nacht auf den Kopf. Wenn Treibstoffsynthetisierung aus CO2 und Wasserdampf billig genug wird, kann der Verbrenner regenerativ befeuert werden. Wenn jemand Durchbrüche bei der Methanol-Brennstoffzelle erreicht, kann er mit kleinen Batterien die Elektroautorechnung veralten. Wenn automatische Autos kommen, wird sich die Mobilität grundsätzlich ändern, vor allem die Anzahl an Autos in Privatbesitz, die meistens stehen. Und so weiter.

Was soll man machen?

Der Staat kann am meisten tun, indem er in erneuerbare Strom-Infrastruktur investiert. Verbesserungen dort wirken sich auf die gesamte elektrische Fahrzeugflotte aus. Der Endkunde weiß, dass sein Kauf eines Elektroautos nach bestem Wissen schon heute einen Unterschied über die Lebenszeit macht, wenn auch vielleicht einen nicht so großen wie erhofft. Wie vorher gilt für Hersteller und Kunden: Ein kleines, sparsames Auto spart immer mehr Ressourcen als die große Limousine. Vielleicht muss es gar nicht der schicke Tesla Model X sein. Vielleicht reicht ein Ford Focus Electric, um einmal an dessen Existenz zu erinnern. Wer einen modernen Verbrenner hat, sollte sich kein schlechtes Gewissen einreden lassen: Den jetzt verschrotten zugunsten eines E-Autos wäre ökologischer wie ökonomischer Unsinn. Dasselbe gilt für Konstellationen, in denen das batterielektrische Auto nur als zweites Auto funktioniert, also zwei Fahrzeuge betrieben werden. Dann lohnt sich häufig eher der Plug-in-Hybrid. Das Elektroauto wird sicher Teil einer langfristig tragbaren Mobilität sein. Es ist jedoch kein Ziel an sich.

Wer sehen will, wo er sich (so der Wunsch besteht) mobilitätstechnisch am meisten sinnvoll engagieren kann, sollte an einem freien Tag seinen Arbeitsweg anschauen. Es werden nämlich bei Straßenrenovierungen häufiger und besser als früher Fahrradfahrer planerisch berücksichtigt. Es kann also sein, dass der Arbeitsweg viel angenehmer mit dem Fahrrad zu fahren ist als vor 15 Jahren bei der letzten Evaluierung. In Städten mit brauchbaren Öffis gilt das auch für diese oder für intermodale Mobilität (also Dinge wie Auto am Bahnhof abstellen). Vielleicht sind Sie damit sogar jeden Tag pro Richtung 10 Minuten kürzer unterwegs. Die Staus werden nicht kürzer werden. Auch größere Fahrrad-Infrastrukturprojekte kommen langsam, langsam in die Puschen. Ein Stück Niederlande-inspirierter Radschnellweg liegt in Göttingen. Der Ruhrgebiet-Radschnellweg RS1 soll dereinst 100 km lang werden. Ein Blick lohnt sich. Denn ob Elektro oder nicht: Das Auto, das weder hergestellt wird noch fährt, bleibt das ökologischste.

Links:

Schwedische Metastudie

Deutsche Untersuchung (mit weiterführenden Links)

Amerikanische Berechnungen (cgl)