Whatever happened to Bestandsschutz?

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Die Umweltzonen entstanden wie alles, was man nicht braucht, aus blindem Aktionismus. Damals ging es zuerst um die Feinstaub-Debatte. Die öffentliche Diskussion war zum alle-Haare-ausreißen, die Lösung genauso: Nach der Ausrufung der Umweltzonen durften nur noch Fahrzeuge mit einer passenden Plakette die entsprechend ausgewiesenen Bereiche befahren. Gebracht hat es außer vielen Dieselpartikelfilterverkäufen praktisch nichts. Sehr viel Feinstaub entsteht zum Beispiel durch rollende Reifen, und die hat ein BMW i3 genauso wie ein VW Golf TDI. Ob wir in den Städten mehr oder weniger Feinstaub einatmen als früher, wissen wir selten, weil Messungen aus der guten, alten Zeit (tm) fehlen. Die ersten zum Vergleich taugenden Messungen waren ja das, was uns die Umweltzonen erst einbrachte.

Typische Politiklösung

Weil die Feinstaub-Grenzwerte in Stuttgart immer wieder überschritten werden, gibt es seit einiger Zeit große Alarmtafeln, auf denen Feinstaubalarme angesagt werden. Da rufen dann Botschaften dazu auf, weniger zu fahren. In Stuttgart. Das ist so eine typische Politiklösung. Als würden wir jeden Tag zum Spaß da durch den Stau fahren! Wir fahren da durch, weil wir transportieren, zum Beispiel wichtige Handelsgüter oder uns zur Arbeit. Der Aufruf, nicht zu fahren, kann auf Stuttgarter nur zynisch wirken, denn nirgends in Deutschland gibt es mehr Stau, und fast nirgends in der gesamten Ersten Welt sind im Vergleich dazu die Öffis so schlecht für einen so teuren Preis. Also textet ein Stadtbeamter die Tafeln voll, ändern tut sich jedoch nichts. Wenn ich in Stuttgart Öffis fahren muss, plane ich die doppelte Zeit ein, die durch den Stau fahren braucht. Dass die Pendler darauf nicht scharf sind, kann nur einen komplett von der Realität entkoppelten Stadtrat wundern.

Die Stadt Stuttgart versucht, aus dem Bestehenden mehr herauszuholen. Als ich 2006 in diese Stadt kam, durfte man zum Beispiel in der Innenstadt kaum hoffen, nach 23 Uhr noch fahrende U- oder S-Bahnen finden zu können. Mittlerweile fahren in der Innenstadt ein paar Züge bis in unschwäbische Uhrzeiten nach Mitternacht! Des hätt's frieher ned gebe! Wahrscheinlich wissen aber die Stadtplaner genau, dass sie eigentlich massiv aufrüsten müssten, ihre ganze Kohle aber für Stuttgart 21 verpulvert haben, das zwar ein Infrastrukturprojekt ist (yay!), aber sich beeindruckend viel Mühe gibt, für möglichst viel Geld möglichst wenig zu erreichen (boo!). Ähnlich sieht es auf den Straßen aus. Sie sollen besser ausgelastet werden, da kam die uralte Idee der grünen Welle: Schilder zeigen mir "bei 30 km/h grüne Welle". Ich habe das mehrfach ausprobiert, wenn man sich nach den Schildern richtet, ist an keiner der Ampeln grün. Ich weiß nicht, welcher Logik das System folgt. Es kann eigentlich nur ein Zufallszahlengenerator sein.

Wenn ich in London bin, fahre ich nicht mehr mit dem Taxi, denn das dauert viel länger als mit der U-Bahn, die obendrein viel weniger kostet. In Paris plane ich ähnliches, falls ich wieder hinmuss. In Hongkong, erzählen die Leute, taktet die U-Bahn ebenfalls so gut, dass sie in der Innenstadt sehr gut angenommen wird.