Suzukis GSX-S 1000 ist ein gutes Motorrad. Und das reicht nicht

"Gut, gut ..."

Suzuki hat mit der GSX-S 1000 den tollen Motor ihres Superbikes von vor zehn Jahren als Power Naked gebracht. Leider blieb es technisch und emotional auch beim Stand von vor zehn Jahren

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 15 Kommentare lesen
Klartext 11 Bilder
Lesezeit: 12 Min.
Von
  • Clemens Gleich
Inhaltsverzeichnis

"Das ist ein gutes Motorrad", sagten mir eine Reihe von Leuten über die Suzuki GSX-S 1000, und an keiner der Behauptungen fanden sich Anlässe zu Zweifeln. Sicher ist die GSX-S gut. Ich würde dasselbe sagen. Wie ist die neue nackte Suzuki? Gut. Wie war übrigens heute das Essen in der Kantine? Gut. Wie ist Angela Merkels Politik? Ach, sie macht das doch ganz gut. Das stimmt nach Sichtweise der Antwortenden alles. Nur darf man auch nicht vergessen, dass wir über ein "gut" der Realpolitik reden. Das Kantinenessen ist gut genug, dass es unten bleibt. Frau Merkel tut nichts, also wenigstens schon mal nichts Falsches. Und Suzuki tritt 2015 mit etwas an, das gegen die erste Triumph Speed Triple in arge emotionale Bedrängnis geraten wäre. Kantinenmaultaschen, zehntes Merkeljahr, GSX-S, da werden unsere Barden alle keine Lieder drüber singen nach der Apokalypse.

Die GSX-S bringt uns auch technisch nichts, das wir nicht vor zehn Jahren schon hatten. Doppeldrosselklappen. Hm. Traktionskontrolle nach Drehzahlen. Okay. ABS. Selbstverständlich geworden. Alles an ihr ist so mittel. Sie fährt ganz gut, ist aber zwei Generationen entfernt von einer BMW S 1000 R, die 1000 Euro mehr kostet, was in Prozent gerade einmal 7,6 sind. Es ist kein Preisvorteil, der Motorräder verkauft, also müssen wie bei der V-Strom 1000 oder der KTM 1050 Adventure (beides ebenfalls zweifellos gute Motorräder) die Händler ran und Preise nachlassen, dass sie schreien. Ich stelle mir gerade vor, ich wäre ein Händler für Volkswagen und Suzuki. Bringt mir den Strick!

Fairer Vergleich, in Japan geblieben

Ein anderes (gutes!) Motorrad, das mit der GSX-S noch vergleichbarer ist als die BMW: die aktuelle Kawasaki Z 1000. Sie kostet ohne Liefernebenkosten auf den Euro genau dasselbe. Die Spitzenleistung ist praktisch dieselbe. Suzuki bietet 145 PS, Kawa 142 PS, aber aus etwas mehr Hubraum. Auf dem Prüfstand liefert Suzuki in ersten Messungen sehr satt ab, aber wen interessiert das von den Endkunden? Die fahren alle auf Mitten-Drehmoment statt Nennleistung. Auf beiden Motorrädern sitzt man satt, es sind trotz allem "neu! neu!" geradezu archetypische Vertreter des japanischen Big Bikes: chefige Sitzposition, basslastiger Reihenvierzylinder, hoher Alltagsnutzen. Nur hat die Kawa eben ein Design. Ob man das nun ganz gelungen findet (ich) oder voll daneben (viele andere), es ist ein Thema, wenn man von der Z spricht. Von der GSX-S spricht man bestimmt auch, aber was will man über dieses Design sagen? Es ist ja nicht einmal bemerkenswert hässlich, sondern vollkommen egal. Die GSX-S sieht aus wie eine Packung Damenshampoo vom Aldi. Sowas ist in der Aldi-Klasse der Fahrschulmotorräder gelegentlich ein Pluspunkt, war aber für ein Bad Boy Big Bike noch nie einer.

Zwar enthält Kawasaki ihrem Big Bike Z aus uns Gaijins unerklärlichen Gründen die fertige Traktionskontrolle des verkleideten Schwestermodells vor, aber es gibt ein modernes LED-Licht in der verkniffenen Predator-Maske. Es gibt einen lustigen Resonator in der Airbox, sodass dich der Motor im Resonanzbereich anheult wie ein Godzilla-Film. Es gibt Showas Big Piston Fork, die auch nicht jeder mochte, aber ich schon. Es gibt eine interessante Gestaltung auch am Auspuff, mit interessanten Details wie dem schönen Exzenter-Kettenspanner. Und wissen Sie, wie sich dieses Motorrad trotz aller dieser Tugenden verkauft? Nicht so gut. Und die Suzuki ist nicht besser.