Klassiker: Saab 900 Cabrio

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Mit einem längeren Radstand, neuer Front und einem turbogeladenem Motor mit 145 PS machte Saab im Jahr 1978 aus dem 99 den 900. Noch einmal acht Jahre vergingen, bis Teile des Schwedenstahls durch Stoff ersetzt wurden. 1986 lancierte die Marke das erste offene Fahrzeug seiner Firmengeschichte: Das Saab 900 Cabrio.

Ein Auto, das dringend nötig war. Denn Saab hatte den Schwung verloren. Rallyelegenden wurden nicht mehr in erster Linie mit Saab in Verbindung gebracht. Das Modellprogramm wurde alt und überhaupt hatte eine Globalisierung eingesetzt, die den kleinen Autofirmen schwer zu schaffen machte. Eigenheiten und Charakter waren auf einem weltweiten Markt nicht mehr gefragt. Plötzlich baute Jaguar günstige Autos, Alfa und Lancia verloren das Extrovertierte und Rover dachte tatsächlich ... ja was haben die sich eigentlich gedacht?

Andere Ligen

Neue Ideen waren gefragt und Saab fiel das Cabrio ein. Wie es sich für die Marke gehört, bauten sie aber nicht irgendeines, sondern eines mit vier, nach damaligen Maßstäben, vollwertigen Sitzen. Das mag heute weder überraschen noch begeistern, im Jahr 1986 war das aber ein mittleres Beben auf dem Automarkt. Denn es gab mit dem BMW 3er lediglich einen vergleichbaren Konkurrenten. Rolls Royce Corniche, Ford Escort und VW Golf hatten zwar grundsätzlich ein ähnliches Lastenheft (kein Dach, vier Sitze) spielten aber in völlig anderen Ligen – nämlich deutlich ober- und unterhalb des Saab 900 Cabrio.

Hinten saß es sich vergleichsweise bequem, auch wenn das Gestänge des Verdecks die Breite ein wenig einschränkte und die hoch schwingende Gürtellinie, positiv formuliert, ein Gefühl der Geborgenheit aufkeimen ließ. Im Verlauf des Modelllebens ließ Saab den Fondpassagieren außerdem alle innovativen Features zukommen, die der Marke das Image verliehen, das sie am Leben erhielt – Gurtstraffer und verstärkte Flanken beispielsweise.

Ganzjahrestauglich

Weil skandinavische Winter ebenfalls zum Image der Marke gehörten, setzte sich das Saab 900 Cabrio an die Spitze, was die Ganzjahres-Tauglichkeit betrifft. Ein Umstand, der vielen Nicht-Saab-Fahrern unbekannt ist. Das führte dazu, dass vielen Freunde der schwedischen Marke blinde Liebe unterstellt wurde. Wer das tat, überschätzte den Purismus von Saab-Fahrern maßlos. Die Dämmung des Stoffdachs war vorbildlich, es gab es eine beheizte Heckscheibe und eine Sitzheizung gegen Aufpreis. Letzteres war frech, schließlich war diese im Saab 96 schon einmal Serienausstattung.

Handbremse hinten

Um klar zu machen, wo Saab das Cabrio sah, waren die ersten Modelle die beiden Turbovarianten (160 PS mit Katalysator, 175 ohne). Erst später kamen kleinere Motoren dazu; ein Zweiliter-Benziner mit 126 PS und ein 2,1-Liter mit 136 PS. Rein technisch profitierte der Wagen außerdem davon, dass es bereits den Saab 9000 gab, der eine Klasse höher auf Kundenfang ging. Dessen technische Neuerungen, allen voran ein Bremssystem mit auf die Hinterräder wirkender Handbremse, wurden dann auch gleich im 900 übernommen. Die Handbremse im 900 wirkt bis ins Jahr 1987 auf die Vorderräder – weswegen jeder Saab-Fahrer dieser Modellreihe auch eine HU-Plaketten-Schnurre zum Besten geben kann, in der es darum geht, dass die Handbremse angeblich nicht funktioniert, weil die falsche Achse getestet wird.