Motorradhersteller Buell ist wieder insolvent

Inhaltsverzeichnis

2009 präsentierte BMW wie aus dem Nichts die 193 PS starke S 1000 RR und dominierte überraschend das Sportmotorrad-Segment. Das Kunststück gelang BMW Motorrad, weil sie Ingenieure des frisch aufgelösten BMW-Formel 1-Teams anwerben konnten. Die Motorrad-Entwicklungsabteilung verfügte somit nicht nur über viel erfahrene Brain-Power, sondern auch Computer-Technologie und finanzielle Polster, um das Ziel eines konkurrenzfähigen Superbikes zu erreichen. Das alles stand Buell in dem Ausmaß nie zur Verfügung, die EBR 1190 RX kam gerade mal auf 175 PS.

Alles auf einmal

Erik Buell wollte alles auf einmal, Erfolg im Rennsport und im Serien-Motorradbau. Das konnte jedoch ohne gesicherte Finanzierung nicht funktionieren. Auch die österreichische Marke KTM war 1992 insolvent und wurde dann von Stefan Pierer aufgekauft. Der gewiefte Geschäftsmann legte den Fokus zunächst auf das, was KTM am besten konnte: Geländemotorräder bauen. Pierer gab für die Bikes das Motto „Ready to Race“ aus, was bei den Kunden gut ankam und über Jahre stiegen die Verkaufszahlen kontinuierlich, bis KTM Marktführer im Geländesport-Segment und der Gewinn stabil war. Ihm war bewusst, dass die Marke nun nur weiter wachsen konnte, wenn sie auch reine Straßenmotorräder anbieten würden.

Um den Weg dahin zu ebnen, wagte Pierer sich in die Sportmotorrad-Klasse, doch der 990-cm3-V2 der RC 8 erwies sich als nicht konkurrenzfähig genug. Ergo stoppte er die Pläne für die Superbike-WM und verlegte die Ambitionen ganz auf den Grand-Prix-Sport, fing jedoch auch dort klein an. In der Moto3 holte man schließlich sogar den WM-Titel und wagte sich erst dann an das Projekt MotoGP.

Ab der Saison 2017 will man auch in der Königsklasse angreifen. Das alles konnte KTM aber nur stemmen, weil es im Verkauf der Serienmotorräder so gut lief und man längst zum Global Player aufgestiegen war mit einer Produktion von über 180.000 Motorräder im vergangenen Jahr. Von der EBR 1125 R baute Buell von 2008 bis 2010 gerade mal 5836 Stück, über die Produktionszahlen der EBR 1190 RX liegen keine gesicherten Zahlen vor, es werden aber keine tausend Stück gewesen sein. Dennoch nahm Erik Buell mit ihr an der Superbike-WM teil.

Andere machten die gleichen Fehler

Es dürfte wenig tröstlich für Erik Buell sein, dass andere die gleichen Fehler wie er begingen und unrühmlich Pleite machten. Der deutsche Ex-Rennfahrer Martin Wimmer entschloss sich 2009 zusammen mit seiner Frau und dem zweimaligen 250er-Vizeweltmeister Ralf Waldmann (Letzter war nur mit zehn Prozent beteiligt) den Motorradhersteller MZ in Zschopau für vier Millionen Euro zu kaufen, nachdem die malaysische Hong Leon Group sich als Vorbesitzer zurückgezogen hatte. Doch anstatt den bekannten Markennamen zu nutzen, um innovative Modelle zu entwickeln, war es Wimmer wichtiger, Rennsport zu betreiben. MZ nahm mit einem eigenen, teuren Werksteam an der Moto2-WM teil, kam jedoch nie auf einen grünen Zweig. In der Fabrik beschränkte man sich darauf, wenig erfolgversprechende Elektro-Roller zu bauen.