Nachruf: Motorradrennfahrer William Dunlop ist tot

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Oder Ian Hutchinson, Sympathieträger und einziger Fahrer, der je alle Rennen innerhalb einer TT-Woche gewinnen konnte. Er zog sich bei einem Sturz komplizierte Knochenbrüche zu. Die Ärzte wollten ihm deshalb das Bein amputieren, doch Hutchy, wie ihn seine Fans liebevoll nennen, ließ es nicht zu und kämpfte sich zurück, bis er wieder an der TT teilnehmen konnte – und erneut gewann. Alle Road Racer wissen genau, dass sie bei ihrem Sport sterben können und leben dabei vielleicht intensiver als jeder andere.

Erst Absage, dann tödlicher Unfall

Jetzt kam William Dunlop am 7. Juli 2018 bei einem Trainingslauf zu den Skerries 100, einem Road Race nördlich von Dublin, durch einen Sturz bei hoher Geschwindigkeit ums Leben. Dabei hatte der 32jährige Ire seine Teilnahme an der TT Isle of Man einen Monat vorher noch kurz vor dem Rennen abgesagt, weil seine Frau hochschwanger war und es zu Komplikationen kam. Er war einer der Favoriten und trotzdem hatte alle Verständnis dafür, noch nicht einmal sein Teamchef machte ihm Vorwürfe.

Im Road Racing geht es familiär zu. Bei der TT fährt man gegen die Uhr, im Fahrerlager tauscht man sich über die gemachten Erfahrungen aus. Selbst die Topfahrer helfen wie selbstverständlich den Hinterbänklern mit Ratschlägen, Werkzeug oder einfach nur einem Bier. William Dunlop galt überall als sehr beliebt – und sehr schnell. Das musste wohl in seinen Genen liegen, denn die Dunlops aus dem beschaulichen nordirischen Ballymoney gelten als die erfolgreichste Road Racer-Familie aller Zeiten. Williams Vater Robert gewann fünfmal bei der TT Isle of Man und holte zahlreiche Siege bei anderen Road Races. 2008 starb er beim Rennen zur North West 200, nur wenige Kilometer von seiner Heimatstadt entfernt.

Die Legende Joey Dunlop

Doch das berühmteste Familienmitglied der Dunlops ist Roberts Bruder Joey. Unter den Road Racern gilt er als die Legende schlechthin und war zweifellos der beliebteste Motorradrennfahrer sowohl bei den Iren, als auch bei den Briten – was etwas heißen will. Er hält bis heute mit 26 Siegen den Rekord auf der TT Isle of Man, er gewann 23 Mal den Ulster GP und 13 Mal die North West 200, außerdem war er von 1982 bis 1986 fünfmal in Folge TT-F1-Champion. Überall, wo der gelbe Helm auf dem Motorrad mit der Startnummer 3 auftauchte, brandete Jubel an der Strecke auf.

Dabei war Joey Dunlop ein bescheidener, eher wortkarger Typ, der im heimischen Ballymoney einen Pub betrieb. Er fuhr alleine mit seinem alten Transporter quer durch Europa zu den Road Races, die er regelmäßig gewann. Auf dem Weg durch den Osten Europas nahm er oft die in Ballymoney gesammelten Kleiderspenden mit, um sie in Rumänien, Bosnien und Albanien an die Ärmsten zu verteilen. Er war für alle einfach nur Joey, er hasste es, wenn Aufhebens um seine Person gemacht wurde. Er sagte einmal: „Ich wollte nie ein Superstar sein. Ich wollte einfach nur ich selbst sein. Ich hoffe, dass die Leute sich einmal so an mich erinnern werden.“