Opel GT: Der Opel mit dem Ami-Virus

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So musste das Opelwerk in Bochum, das mit der Fertigung des Kadett, der auch die Basis des GT bilden sollte, gut ausgelastet war, nur noch Motor, Getriebe und Fahrwerk montieren. Für diesen Moment eine Win-Win-Situation – bis Opel der Deal auf die Füße fallen sollte (dazu später mehr).

Das Endergebnis, der Opel GT, war kompromisslos. Rücksitze und Kofferraum gibt es nicht, Design-Demut auch nicht. Die Marke orientierte sich stark am Experimental GT, der ja die Liebe überhaupt erst entfacht hatte. Die Front war etwas kürzer und die Scheinwerfer rund statt eckig. Letztere ließen sich mechanisch über einen Hebel hochklappen, der rechts neben dem Fahrerknie lag und einer Handbremse erstaunlich ähnlich sah. Das Auto war für zwei Personen maßgeschneidert. Punktum. Opel dachte gar nicht daran, sich mit zwei menschenunwürdigen Notsitzen im Fond in Erklärungsnot zu bringen.

Opel GT – ein Auto für zwei

Im hinteren Teil des Wagens konkurrierten ein Benzintank, das Reserverad und der Wunsch vielleicht etwas Gepäck unterzubringen miteinander. Bei den Verhandlungen gewann anscheinend der Tank (55 Liter). Denn sowohl der Reservereifen als auch das Gepäck müssen vom Passagierraum aus erreicht werden.

Doch so ganz traute Opel dem Hype wohl selbst nicht und fuhr motorenseitig eine zurückhaltende Strategie, was bei 940 Kilogramm Gesamtgewicht auch kein größeres Problem ist. Den Einstiegsmotor übernahm die Marke vom Kadett B. Ein 1,1-Liter-Triebwerk mit 60 PS. Selten in der Geschichte des Automobilbaus lagen optische Versprechen und deren technische Einlösung so weit auseinander. Folgerichtig wurde die Fertigung dieser Variante 1970 – also zwei Jahre nach Einführung des Opel GT – auch eingestellt.

Sehr viel besser: der 1,9-Liter- Motor, den Opel bislang im Rekord eingesetzt hatte. 90 PS garantierten eine Höchstgeschwindigkeit von 185 Stundenkilometern. Den Spurt von null auf hundert erledigt der Opel GT in Fahrzeugtests in 10,9 Sekunden. Damit hatte das Fahrzeug ein Leistungsniveau mit dem Alfa Romeo 1750 GT und dem BMW 2002 ti und erhob sich über den Fiat 124.

Auf die Sprint-Version des Motors mussten Fans allerdings verzichten. Dessen zwei Vergaser hätten unter Haube kaum Platz gefunden. Zumal schon beim konventionellen 1,9-Liter-Motor getrickst werden musste. So wurde der Zylinderkopfdeckel vorne abgeschrägt, um die fehlenden Zentimeter zu gewinnen. Doch es hatte sich gelohnt. Zwischen 1968 und 1973 fertigte Opel 103.463 Exemplare seines GT. Etwa drei Viertel der Produktion gingen in die USA.

Sportlicher Alltag

Der Opel GT lieferte vor allem in den unteren Drehzahlen ein brauchbares Drehmoment, was das Fahrzeug für den Alltag sehr interessant machte – bei aller Nutzlosigkeit der grundlegenden Karosserieform. Einziger Kritikpunkt war das Getriebe. Der erste und der zweite Gang waren zu kurz übersetzt, wodurch die erste Stufe nur zum Anfahren zu gebrauchen war. Auf der Landstraße war es problematisch in den zweiten Gang zu schalten, weil zwischen dem zweiten und dem dritten ein zu großes Loch klaffte. Immerhin: der Schalthebel war großartig. Die Gänge ließen sich mit kurzen Wegen flott durchfeuern.