Rückblick: Opel und Ford noch Angebote in der Oberklasse machten

Früher Klasse, heute Masse

Heute ist das kaum noch vorstellbar, aber in den 1950er- und 60er-Jahren waren die Topmodelle von Opel und Ford nicht weniger erstrebenswert als die Konkurrenz von Mercedes. Ein Rückblick auf eine Zeit, in der Opel und Ford noch Autos in der Oberklasse anboten

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Von
  • Stefan Grundhoff
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München, 17. Februar 2015 – Heute ist das kaum noch vorstellbar, aber in den 1950er- und 60er-Jahren waren die Topmodelle von Opel und Ford nicht weniger erstrebenswert als die Konkurrenz von Mercedes oder BMW. Erst in den 1980er-Jahren entschwanden die beiden süddeutschen Marken langsam in höhere Image-Sphären. Opel und Ford blieben als Massenmarken zurück, die ihre Ausflüge ins automobile Oberhaus Stück für Stück zu Grabe trugen. Erst langsam kehrt das Bewusstsein zurück, dass eine glanzvolle Oberklasse auch den Modellreihen darunter gut tut.

Egal ob in unseren Breiten bei Opel Insignia, Ford Mondeo oder in anderen Regionen bei Modellen von Lexus, Volvo oder Citroën – abgesehen von einem immer kleiner werden Stammklientel geht allzu viel nur noch über den Preis. Wer ein Fahrzeug der gehobenen Mittelklasse, Ober- oder Luxusklasse sucht, hat einstige Erfolgsmarken wie Opel oder Ford nur noch selten auf seiner Einkaufliste. Das drückt die gesamten Marken im Ansehen herunter.

Masse statt Besonderes

Wer bis in die 1970er-Jahre hinaus etwas auf sich hielt, stieg nicht automatisch in die Mercedes S-Klasse ein, sondern wählte häufig die Aushängeschilder von Ford, Citroën oder Opel. Dann wurde bei den Rüsselsheimern der Commodore gestrichen, danach folgte das Aus für den Senator, seinen Coupé-Ableger Monza und schließlich war den GM-Oberen sogar der Omega als Mischung aus Ober- und Mittelklasse zu üppig für die als bodenständige befundene Opel-Klientel. In den 50er, 60er und 70er Jahren sah das ganz anders aus. Die mächtigen US-Luxuslimousinen von Konzernmutter General Motors sollten Opel auch in Europa einen Namen wie Donnerhall verschaffen. Krone der renommierten KAD-Reihe aus Kapitän, Admiral und Diplomat war mit dem Diplomat ab Mitte der 60er Jahre eine Oberklasselimousine, die der S-Klasse in kaum etwas nachstand. Besonders edel ließ es sich ab Ende der 60er Jahre im Diplomat B reisen. Den kantig geformten Diplomaten gab es auf besonderen Wunsch sogar mit verlängertem Radstand. Der bereits üppig dimensionierte Serien-Diplomat Typ B wurde dann um 15 Zentimeter verlängert und bot auf seinen 5,07 Metern allen damals erdenklichen Luxus.

KAD-Trio

Zu seiner aktiven Zeit wurde die elegant-kantige Limousine bei Empfängen in der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn eingesetzt. „Als der amerikanische Präsident Ford seinerzeit Deutschland besuchte, war das Begleitpersonal auch mit diesem Diplomat unterwegs“, erinnert sich Heinz Zettl, lange Jahre bei Opel für die historischen Fahrzeuge zuständig, „Opeleigene Fahrer chauffierten über die Jahre damit eine Fülle von Politikern vorwiegend aus dem Ausland.“ Bis heute strahlt der Diplomat B Würde, Eleganz und Anmut aus. Im August 1973 kostete der Diplomat 5.4 V8 mit verlängertem Radstand 36.600 D-Mark. Damit lag er auf Augenhöhe mit dem deutschen Aushängeschild Mercedes 450 SEL, der mit 38.600 D-Mark kaum teurer war. Der Vorgänger Diplomat A bekam als Testballon Anfang 1965 sogar ein Coupé als Imageunterstützung. Doch Karosseriespezialist Karmann aus Osnabrück baut wegen der geringen Nachfrage in zwei Jahren gerade einmal knapp 350 der langen Zweitürer mit 4,8-Liter-Motor und 230 PS.