Test: Alfa Romeo 4C Spider

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Das reine Fahren saugt man im 4C ein. Federungskomfort stand beim Fahrwerk sicherlich nicht im Lastenheft. Es ist aber faszinierend, dass optimierte Traktion sozusagen als Nebenprodukt Restkomfort liefert. Zusammen mit dem Sperrdifferenzial lenkt der Alfa seine, im Kreise der Mittelmotor-Supersportwagen eher mickrigen, 240 PS so ansatzlos in Vortrieb um, dass sogar viele Fahrzeuge mit besserem Leistungsgewicht Probleme haben dürften, ihm zu folgen.

Empfehlung für den Spider

Das Leistungsgewicht des Alfa liegt mit 5,7 kg/kW fast exakt auf dem Niveau des Porsche 718 Cayman S. Der 4C Spider hat gegenüber dem Coupé sogar Vorteile. Denn der Alfa ist eines der ganz wenigen Fahrzeuge, deren offenes Derivat sogar geringfügig leichter ist als das Coupé. Die fehlenden 10 kg am Dach optimieren auch den Schwerpunkt. Deshalb ist die Empfehlung auf jeden Fall den Spider zu nehmen.

Hinzu kommt, dass er noch unpraktischer und noch lauter ist. Der ohnehin kaum vorhandene Kofferraum wird beim Spider vom targaartigen Dachteil nahezu aufgebraucht. Bei geschlossener Fahrt frisst zumindest die leere Tasche für das Dachteil wertvollen Gepäckraum. Angereichert wird das Erlebnis durch die gesteigerte Faszination des Offenfahrens, die man im 4C so aber eigentlich gar nicht bräuchte.

Viel Arbeit für wenig Öffnung

Voraussetzung ist ohnehin, sich auf die umständliche Prozedur des Öffnens einzulassen. Drehschrauben in der Mitte, dann links bei geöffneter Tür an den Spriegel, dann rechts. Schon aus diesem Grund sollte man mit dem 4C Spider tunlichst in hübscher Begleitung ausfahren. Denn man braucht eigentlich eine zweite Person für die Targaöffnung. Ich kann mich nicht erinnern, einmal eine umständlichere Prozedur für weniger Öffnung bei einem Spider erlebt zu haben.

Dabei ist das Öffnen im Vergleich zum Schließen noch einfacher und weniger fummelig. Mir passierte es, dass ich beim Schließen das Dachteil nicht ordentlich genug in den Scheibenrahmen gesteckt habe. Ich merkte das erst, als bei normaler Fahrt verdächtig zog. Auf der Autobahn starrten meine geweiteten Augen durch einen zentimeterbreiten Schlitz, den das sich nach oben wölbende Dachteil auftat. Mein Glück war nur gewesen, dass der Wagen so unprofessionell geschlossen nicht in den Regen gekommen war. Sonst hätte es eine Sauerei gegeben.

Nichts für die Autobahn

Die Autobahn ist ohnehin mit dem 4C eher zu meiden. Das gilt nicht nur wegen der bei hohen Drehzahlen kaum mehr tolerierbaren Lautstärke. Leider wird schon in für dieses Fahrzeug relativ geringen Geschwindigkeitsregionen von unterhalb 200 km/h die Vorderachse beängstigend leicht. Der 4C erinnert in dieser Hinsicht an alte 911-G-Modelle und 964er. Ähnlich wie bei diesen Porsche-Modellen ist die reale Fahrsicherheit weniger beeinträchtigt als das Gefühl des Fahrers. An der nächsten Ausfahrt biegt man freiwillig auf die Landstraße ab.