Test: Mercedes GLC F-Cell

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Die Gegner des batterieelektrischen Fahrens konzentrieren sich in ihrer Argumentation auf die im Vergleich schlechte Energieeffizienz der Brennstoffzelle. Sie haben recht. Oft vergessen sie dabei jedoch geflissentlich, dass es viel simpler ist, große Energiemengen aus Wind- und Sonnenkraft zu erzeugen, als die immensen Materialmengen zu fördern, die für die Batterie notwendig sind. Der Spiegel des Materialbedarfs ist das Leergewicht: Der F-Cell kommt auf 2,1 Tonnen und gehört damit zum Segment der übergewichtigen SUVs.

Der kommende batterieelektrische EQC bringt bereits 2,4 t auf die Waage. Der nicht minder schwere Audi e-tron kommt bei Realmessungen des Youtubers Björn Nyland mit 2,7 t sogar auf die Masse des Tesla Model X (Test). Neben der Energie- gibt es eine Ressourceneffizienz, und die ist bei großen SUV-Batteriefahrzeugen mangelhaft. Um Missverständnissen vorzubeugen: Beim Mercedes F-Cell ist sie nicht etwa gut, sondern einfach nur weniger schlecht. Mit solchen Modellen die Individualmobilität argumentativ verteidigen zu wollen, ist absurd.

Das zweite Tesla-Erlebnis droht

In Relation wirkt der Hyundai Nexo mit knapp 1,9 t geradezu zierlich. Aus meiner Perspektive hat er auch das klügere Antriebskonzept: Die schwere und voluminöse 9,3 kWh-Pufferbatterie im Benz ergibt zu wenig Sinn. Der Hyundai mit seiner 1,6 kWh-Batterie verzichtet auf die externe Ladefähigkeit und hat im Gegenzug mit 6,3 kg einen 43 Prozent größeren Wasserstofftank. Er lässt sich flexibler nutzen und wirkt schlüssiger, was kaum verwundert, weil die Südkoreaner bereits die zweite Generation dieser Fahrzeuge bauen. Das ist eigentlich auch bei Mercedes so. Aber der GLC F-Cell lässt sich kaum als Nachfolger der B-Klasse F-Cell aus dem Jahr 2010 betrachten.

Die asiatischen Industrienationen China, Japan und Südkorea verfolgen bei der Elektrifizierung des Verkehrs längst eine Doppelstrategie: Sie setzen nicht auf die Batterie oder die Brennstoffzelle, sondern auf beides. Die deutsche Autoindustrie hat das intern selbstverständlich erkannt, ein verlässliches Handeln ist trotzdem nicht erkennbar. Zaudern und zuschauen scheint die Devise. Falls sich das nicht ändert, folgt bald das zweite Tesla-Erlebnis.

Für sich betrachtet verkörpert der Mercedes GLC F-Cell den Markenkern überzeugend. Herausragende Qualität, maximaler Komfort, höchste Solidität. Wer sein elektrisches SUV nicht nur zum Einkaufen, sondern auch für weite Reisen nutzen will, sollte den F-Cell in einem der sieben deutschen Stützpunkte zur Probe fahren. Er ist im Alltag souverän und auf der Autobahn praxistauglicher als jeder batterieelektrische Pkw. Die Brennstoffzelle ist die Mercedes-Lösung. Es wäre unverständlich, wenn die Daimler AG das Potenzial dieser Technik nicht stärker nutzt.

Mercedes hat den Testwagen inklusive Wasserstoff-Tankkarte kostenfrei zur Verfügung gestellt. Der Autor hat den Strom für die Batterie bezahlt. (fpi)