Test: VW Touareg 3.0 TDI

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Weshalb man aber zusätzlich zu Luftfederung und Allradlenkung noch 3100 Euro für die Wankstabilisierung ausgeben sollte, weiß ich nicht. Es ist nur so, dass der Touareg grundsätzlich vermittelt, etwas mehr am Ausblenden der Straße interessiert zu sein, als dem Fahrer das dynamische Pilotieren schmackhaft machen zu wollen. Eine Fahrerin meinte. er sei schwammig. Das finde ich so hart wie das Fahrwerk des Minis, den sie fährt, aber es ist die Richtung, die ich meine. Mit entsprechend mulmiger Vorahnung nähere ich mich meiner Lieblingsteststrecke, die auf engen Serpentinen in ein Flusstal und auf der anderen Seite sich im Wald hügelig auf- und abmäandert. Mit der Giulia, die wir hier hatten war das eine Art natürlicher Serotoninhemmer, den es auf Rezept für seelische Verstimmungen geben sollte.

Aber mit diesem Dickschiff habe ich da professionellen Respekt. Halt, Dickschiff? Auch da wird dem Touareg etwas unterstellt, was er sich so nicht anziehen braucht. Sicherlich er wiegt in Basisausstattung 2070 kg und ist damit sehr, sehr schwer. Aber er ist das absolut Leichteste, was es in dieser Klasse zu kaufen gibt. Ein Mercedes GLE 350d wiegt 165 kg mehr, ein X5 xDrive30d ist 115 kg schwerer. Der leichteste Konkurrent des Touareg ist der Volvo XC90 B5, ein Dieselhybrid der den D5 abgelöst hat. Auch er bringt noch 50 kg mehr auf die Waage.

Für Gewicht und Größe beeindruckend dynamisch

Dementsprechend positiv überrascht bin ich bei meiner Serpentinenhatz. Natürlich komme ich nicht auf die Idee, den Touareg in Le Mans anzumelden, aber die Präzision und ansatzweise Leichtfüßigkeit die das Dickschiff beim Elefantenrennen zeigt, beeindrucken mich dann doch. Gut möglich, dass ein Kaufinteressent, der diese Strecke mit und ohne Wankstabilisierung absolviert, anschließend die 5900 Euro für das Topfahrwerk gerne investiert. Wieder einmal hat mich der Touareg beeindruckend positiv überrascht. Es ist diese unaufgeregte, ja erst auf den zweiten Blick zu erkennende, Vielseitigkeit und Musterschülerhaftigkeit des Touareg, VW-freundlichere Menschen könnten es vielleicht sogar Brillanz nennen, die mich auf jedem Kilometer mehr für den Touareg einnimmt.

Dafür spricht auch die Größe, Variabilität und Dienstfertigkeit von Innen- und Kofferraum. Die elektrisch öffnende Heckklappe gibt schon in Normalstellung der Sitze einen wahren Ladepalast frei. Es gibt Kombis, die man für so ein Volumen zu Zweisitzern verklappen muss. Dienstbeflissen lässt sich die Ladekante per Luftfederungstaster auf ein bandscheibenfreundliches Niveau holen. Der Laderaum ist zwischen den Radhäusern 1082 mm breit. Die Länge lässt sich durch die serienmäßige verschiebbare Rückbank mit Lehnenneigungsverstellung variieren. Bei maximal nach hinten geschobener Rückbank ergibt sich ein Bereich zwischen 1012 und 1025 mm Laderaumlänge. Bei sperrigerem Ladegut zwingt man die Hinterbänkler einfach die Rückbank ganz nach vorne zu schieben, was, je nach Rückbanklehnenneigung, eine Laderaumlänge von 1169 bis 1186 mm ergibt. Das maximale Ladevolumen als Fünfsitzer bei konsequent ignorierten Hinterbänklern beträgt so nach VW-Angaben 810 Liter.

Großer, variabler und durchkonstruierter Laderaum

Solche Werte klingen eher dröge, aber wer damit ladend arbeitet, der lernt den Touareg jetzt doch noch lieben. Unter dem Sichtschutzrollo bleiben 483 mm Ladehöhe und insgesamt ein Volumen über, das nervige Diskussionen mit Ehefrau, Nachwuchs etc, was man alles in den Urlaub mitnimmt für immer beseitigt. Und wenn es doch nicht reicht, zieht man an einem der Hebel im Laderaum und ein Teil der Rücklehne fällt nach vorne um. Maximal 1800 Liter stehen dann zur Verfügung.

In dieser Kategorie kann der Touareg seine vergleichsweise geringeren Außenabmessungen nicht mehr kaschieren. Die dicken GLE und Q7 bieten 255 bzw. 275 Liter mehr. Für das Konzept jedoch, das Hauptaugenmerk bei kleineren Abmessungen auf das Gepäckabteil in Normalfamilienstellung zu legen und dabei maximal fast 200 Liter mehr zu bieten als die fetten Kollegen verdient VW uneingeschränktes Lob. Uneingeschränkt? Na gut, Kollege Florian stört sich an einer leichten Unebenheit des Ladebodens, aber das finde ich sehr streng.

Vielleicht folgt ja richtig Tadel und Einschränkung an der Tankstelle. Solch Vorahnung beschleicht mich zumindest schon bei der Übernahme des Touareg. 10,2 Liter Durchschnittsverbrauch seit erstem Anlassen weist der Bordcomputer aus. Das ist selbst für einen Diesel-SUV beachtlich weit vom Prospektwert entfernt. Im WLTP gibt VW einen kombinierten Verbrauch von 7,9 Litern an und liegt damit nah bei den Werten der Konkurrenz. Nach meinen Erfahrungen dürften damit auch die Praxisverbräuche der Produkte des Wettbewerbs auf ähnlichem Niveau liegen. Wenn sich hier Kritik regt, hat die eher die Fahrzeuggattung zu treffen als den Touareg im Speziellen.