Der Erfinder des Wärmemotors

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Trotz allen Ärgers kann der Verkauf von Lizenzen genügend Mittel für eine Serienproduktion einbringen. Die MA beginnt die Serienproduktion von Selbstzündern, schon 1897 wird der erste "Wärmemotor Patent Diesel" von Deutz gebaut, 1898 entsteht das erste Modell des schweizerischen Herstellers Sulzer. Von 1902 bis 1910 baut MAN eine erste größere Serie von 82 Motoren mit 12 PS bei 250/min aus 10 Litern Hubraum, von denen mindestens einer noch lauffähig erhalten ist. Bereits 1905 wurde der Motor vom Schweizer Alfred Büchi durch einen Turbolader mit Ladeluftkühler noch effizienter gemacht. Ja, schon 1905.

Streit und falsche Berater

Dass diese Verbesserungen von Büchi kommen, ist vielleicht auch symptomatisch für Diesels Situation: Ihm geht es wie vielen erfolgreichen Entwicklern, er kann sich kaum mehr um seine Erfindung kümmern. Stattdessen muss sich Diesel zunehmend mit Geld- und Rechtsstreitigkeiten, auch falschen Ratgebern herumärgern. Zudem beschäftigt ihn immer noch der Zustand der Gesellschaft. Für sein 1903 erschienenes, gesellschaftsutopisches Buch "Solidarismus, natürliche wirtschaftliche Erlösung der Menschen" findet sich kein Verleger. Doch auch in seiner Erfindung steckte der Wunsch nach gesellschaftlicher Veränderung, sollte sie doch nach seiner Vorstellung kleinen Gewerbetreibenden und Handwerkern zu erschwinglichen Preisen ermöglichen, mit der Industriellen Revolution Schritt zu halten statt unter ihre Räder zu kommen. Denn Dampfmaschinen waren nur für Industrielle wirtschaftlich. Auch lehnt er den Einsatz seiner Motoren zu Kriegszwecken ab.

Dass sein Wärmemotor tatsächlich zu großen Veränderungen beigetragen hat, erlebt der Kältetechniker nicht mehr. Am 29. September 1913 geht er auf der Reise nach London in Antwerpen an Bord des britischen Schiffs SS Dresden. Sein Ziel: Ein Meeting der Consolidated Diesel Manufacturing Ltd.. Nach dem Abendessen wird er nicht mehr gesehen. Am 10. Oktober kann die Besatzung des niederländischen Lotsenbootes Coertsen aus den Kleidern einer Leiche im Wasser Gegenstände bergen, die der Sohn Eugen Diesel am 13. Oktober eindeutig als die seines Vaters identifiziert. (fpi)