BMWs Elektrogroßroller C Evolution: Will man ihn?

i1-Spur

NIemand braucht einen BMW i3. Aber viele wollen ihn. Dieses Prinzip kennt BMW aus praktisch allen Fahrzeugen und weiß von Tesla, dass es genauso für E-KFZ gilt. Der E-Großroller C Evolution folgt ihm deshalb minutiös

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Zieht an wie wenige andere Großroller, ist trotzdem für den Führerschein A1 zugelassen wie eine 125er. Die Wunder moderner Gesetzesinterpretation. 14 Bilder
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Von
  • Clemens Gleich
Inhaltsverzeichnis

Stuttgart, 5. Mai 2014 – Die Eckdaten des neuen Elektro-Großrollers von BMW lesen sich wie folgt: 265 kg, rund 100 km Reichweite, 15.000 Euro. Es ist wie die Speisekarte eines veganen Restaurants: Für WAS soll ich WIEVIEL zahlen?! Doch der Unterschied zu vergangenen Produkten vom Planeten Vega steckt wie der Teufel in den Details. Das erste Detail ist schon die nötige Führerscheinklasse. Dieses fette Gerät ist ein A1-Fahrzeug, wird also zugelassen wie eine 125er mit 11 kW Nennleistung. Dem Fahrer stehen jedoch jederzeit 35 kW auf Abruf bereit. Die Zulassung kommt zustande, weil die Nennleistung für A1 als Dauerleistung gemessen wird, und als Dauerleistung stehen tatsächlich nur 11 kW an. Wahrscheinlich werden in Zukunft mehr Hersteller diese Eigenheit der Homologation von Elektroantrieben ausnutzen, was ich begrüße: Jedes Zweirad im Verkehr, das ein Auto ersetzt, macht den Verkehr für alle flüssiger.

Die Überlast des E-Motors mit 35 kW Spitze hält der Antrieb so lange durch, bis das Fahrzeug aus dem Stand seine abgeregelte Endgeschwindigkeit von 120 km/h erreicht hat. Es gibt also in der Praxis keine Situation, in der diese Leistung nicht zur Verfügung steht, was in der Stadt toll funktioniert: 2,7 Sekunden von Ampelstopp auf 50 km/h. Die 100 steht nach 6,2 Sekunden auf dem TFT-Display. Aber der Boost ist mehr als einfach nur schön. Da der C Evolution wie viele E-Fahrzeuge keine schleifbare Kupplung hat, muss man ihn allein mit dem Motordrehmoment die Tiefgaragenrampe hochkriegen, zu zweit mit Gepäck. Das hohe Drehmoment reißt das Hinterrad bei der Testfahrt selbst im Trockenen gelegentlich in den Schlupf. Dann regelt die Traktionskontrolle. Die greift überraschend hart ein. Besonderheit der TK: Sie regelt auch bei der Rekuperation auftretenden negativen Schlupf aus – mitgedacht.

i-lectric wie bei den Autos

Die 8-kWh-Traktionsbatterie besteht aus denselben Modulen wie die der i-Autos, mit denselben Zellen von Samsung. Im C Evolution stecken die Module in einem Alu-Träger, der gleichzeitig als der Rahmen herhält. Die Batterie ist luftgekühlt, bei großer Hitze ziehen Ventilatoren Luft am Rahmen vorbei. Die Leistungselektronik ist wassergekühlt, mit zwei kleinen Radiatoren vorne in der Verkleidung, ebenfalls mit Lüfter für extreme Außentemperaturen im Stau. Eine Steuerelektronik in der Batterie erkennt Fehlerströme und schaltet bei Zündung aus oder gedrücktem Kill-Schalter ihr Hochvoltsystem mit maximal 150 Volt nach außen spannungsfrei.