Europäische Alternativen: Google, Microsoft & Co. ersetzen
Unabhängig von Big Tech mit datenschutzfreundlichen Alternativen
[Letztes Update: 07.03.2025] Dieser Beitrag wurde im Januar 2025 veröffentlicht und zuletzt im März 2025 aktualisiert.
Die Idee, sich im Sinne des Datenschutzes von US-amerikanischen Techriesen wie Google, Microsoft oder Facebook zu trennen, ist nicht neu. Mit einem Politikwechsel in den USA gewinnt sie potenziell an Dringlichkeit. Denn erste außen- und handelspolitische Entscheidungen nähren Zweifel, ob die USA unter Trump ein vertrauenswürdiger Partner für Europa sind. Tech-CEOs wie Elon Musk (X/Twitter), Mark Zuckerberg (Meta) oder Jeff Bezos (Amazon) unterstützen die neue Regierung inzwischen so offen, dass Kritiker zudem eine engere Verflechtung von Wirtschaft und Politik befürchten – möglicherweise zulasten des Datenschutzes und anderer Nutzerinteressen. Dazu passt, dass Trump offenbar die US-Datenschutzaufsicht und den EU-US-Datenschutzrahmen zurückbaut.
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DSGVO-konforme Software aus Europa
Wer die eigene Privatsphäre schützen und sensible Daten sicher verwahrt und verarbeitet wissen will, hat bei europäischen Diensten die besten Karten. Denn diese sind gesetzlich an die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) gebunden. Für Unternehmen aus anderen Teilen der Welt, etwa Amerika oder Asien, gelten derart strenge Vorgaben nicht. Mitunter werben diese dennoch mit der Einhaltung von DSGVO-Standards. Dies geschieht jedoch freiwillig und ist nicht rechtlich vorgegeben – ein entscheidender Unterschied.
Open-Source vs. Closed-Source
Auch quelloffene Software, die idealerweise auf eigener Infrastruktur verwaltet und ausgeführt wird, kann eine empfehlenswerte Ausweichlösung zu Closed-Source-Diensten sein, die auf fremden Servern liegen. So bleibt man Herr über die eigenen Daten und kann transparent nachvollziehen, wie diese verarbeitet werden.
Alternativen zu Google, Microsoft, Meta & Co.
Viele Cloud-Dienste und Software-Anwendungen sind von großen US-Unternehmen dominiert. Wir stellen im Folgenden Alternativen vor, die idealerweise aus Europa stammen und / oder als Open-Source-Software verfügbar sind.
Cloudspeicher: Alternativen zu Google Drive, OneDrive, iCloud
In Cloudspeichern lagern oft besonders sensible Daten wie Familienfotos oder Geschäftsberichte. Viele der meistgenutzten Cloudspeicher sind amerikanisch, darunter Google Drive, Apple iCloud, Microsoft OneDrive oder Dropbox. Vorteil der genannten Dienste ist, dass diese größere Mengen Speicherplatz oft kostenlos herausgeben. Datenschutzfreundlicher wären europäische Alternativen, die allerdings meist kostenpflichtig sind:
- Der Schweizer Anbieter pCloud* bietet bis zu 10 GB kostenlosen Speicherplatz an. Mehr Speicher gibt es im kostenpflichtigen Abo – oder lebenslang per Einmalkauf. Dieser lohnt sich gegenüber dem Abo ab einer Nutzungsdauer von 5 Jahren. Derzeit gibt es 33 % Rabatt auf die Tarife (Stand: 10.03.2025).
- Auch Internxt* aus Spanien ermöglicht alternativ zum Abo einen Einzelkauf, 1 GByte Speicherplatz gibt es dort gratis. Heise-Leser erhalten mit dem Coupon-Code HEISE82 einen Preisnachlass von 82 % auf alle Lifetime-Pläne.
- Bekannte deutsche Anbieter sind luckycloud, SecureCloud* und leitzcloud by vBoxx*. Die Dienste richten sich besonders an Unternehmen.
- Ein weiterer Cloudspeicher-Anbieter aus der Schweiz ist kDrive (Test).
Betriebssysteme: Alternativen zu Windows und Mac
Mit Microsoft Windows, macOS, Android und iOS sind die populärsten Betriebssysteme voll in amerikanischer Hand. Auf Desktop-PCs kann man alternativ Linux einsetzen, das dezentral von einer weltweiten Entwickler-Gemeinde als Open-Source-Software entwickelt wird. Allerdings stehen hier sehr viele verschiedene Distributionen zur Auswahl, was Um- und Einsteigern die Entscheidung für ein System zunächst erschweren kann. Einige gängige Empfehlungen:
- Linux Mint in der "Cinnamon"-Version eignet sich besonders für Windows-Umsteiger, da eine Reihe von Anwendungen bereits vorinstalliert ist und die Bedienoberfläche der von Windows ähnelt.
- Sehr verbreitet ist auch Ubuntu, das sich ebenfalls recht intuitiv bedienen lässt und auf einer regelmäßig gewarteten, stabilen Codebasis steht. Eine alternative, sehr anpassbare Oberfläche gibt es in der auf Ubuntu basierenden Kubuntu-Distribution.
- Einen hohen Anteil deutscher Nutzer hat openSUSE, das über ein leistungsstarkes Verwaltungstool namens "YaST" verfügt. Damit lassen sich Pakete und Systemeinstellungen benutzerfreundlich konfigurieren.
- Auf Servern wird besonders gerne Debian eingesetzt, das sich durch hohe Stabilität auszeichnet und damit auch Grundlage für diverse andere Linux-Distributionen ist.
Webbrowser: Alternativen zu Edge, Safari, Chrome
Browser wie Edge, Safari oder Chrome sollten Sie nicht nutzen, wenn Ihnen Datenschutz wichtig ist. Von den etablierten Browsern ist stattdessen Firefox zu empfehlen. Zwar sitzt Entwickler Mozilla ebenfalls in den USA, dafür ist der Browser aber quelloffen. Enthaltene Mozilla-Dienste wie Pocket, das personalisierte Surfempfehlungen gibt, lassen sich deaktivieren. Noch weiter beim Datenschutz gehen unabhängig entwickelte Firefox-Derivate wie LibreWolf oder der Tor Browser, der erweiterte Funktionen zum anonymen Surfen bietet.
➤ Chrome, Firefox, Opera & Co: Browser im VergleichWebsuche: Alternativen zu Google und Bing
Dass die Google-Suche in Verbindung mit den anderen Google-Diensten eine wahre Datenkrake ist, ist hinlänglich bekannt. Auch die Microsoft-Alternative Bing trackt Nutzer über Webseiten hinweg und erstellt personalisierte Profile, um zielgenaue Werbung ausspielen zu können. Besseren Datenschutz bietet die amerikanische Suchmaschine Duckduckgo, die keine persönlichen Daten sammelt und Nutzer beim Surfen nicht überwacht.
Das deutsche Metager wiederum bietet eine Suche über verschiedene Suchmaschinen wie Google oder Bing hinweg, ohne dabei selbst Nutzerdaten zu sammeln oder weiterzugeben. Allerdings ist der Service seit einiger Zeit kostenpflichtig. Eine ebenfalls deutsche Suchmaschine ist Ecosia, das mit seinen Einnahmen den Klimaschutz unterstützt. Aus Frankreich stammt die Suchmaschine Qwant.
E-Mail-Dienste: Alternativen zu GMail, Outlook, Apple
Auch unter deutschen Nutzern sind E-Mail-Adressen bei Google, Apple und Outlook (Microsoft) gängig. Andere Webmail-Anbieter wie Yahoo! oder Hotmail sitzen ebenfalls in den USA. Kostenlose deutsche Alternativen sind unter anderem GMX und Web.de. Diese sind jedoch werbefinanziert, sodass Datenschutz-Puristen besser kostenpflichtige Konten bei Anbietern wie mailbox.org, Tuta* oder Posteo (alle aus Deutschland) führen. Das in der Schweiz ansässige Proton Mail lässt sich sowohl kostenlos als auch gegen Gebühr nutzen.
➤ Secure E-Mail: Sichere E-Mail-Postfächer im VergleichÜbersetzer: Alternativen zu Google Translate und Bing Translator
Eine leistungsfähige Alternative zu den Online-Übersetzern von Google oder Microsoft ist das deutsche DeepL. Qualitativ können die Kölner zumindest beim für uns nachvollziehbaren Sprachpaar Deutsch - Englisch mit US-Diensten mithalten, oft gefällt uns die DeepL-Übersetzung sogar besser. Kostenlos werden am Stück jedoch nur bis zu 1.500 Zeichen (Browser) beziehungsweise 3.000 Zeichen (App) übersetzt. Längere Texte muss man also stückeln – oder die Pro-Version abonnieren.
KI-Chatbots: Alternativen zu ChatGPT, DeepSeek, Claude
Bekannte KI-Chatbots wie ChatGPT oder Claude stammen aus den USA, der Newcomer DeepSeek aus China. Nutzt man die Clouddienste dieser Anbieter, überträgt man also zwangsläufig Daten ins nicht-europäische Ausland. Dies lässt sich mit LM Studio umgehen: Das kostenlose Tool ermöglicht es, die Sprachmodelle lokal und offline auf dem eigenen Rechner zu betreiben. Wie das am Beispiel DeepSeek funktioniert, erklärt eine Anleitung bei heise+. Bequem, sicher und ohne Installation im Browser nutzen lässt sich Le Chat von Mistral AI. Der französische Chatbot läuft ausschließlich auf europäischen Servern und hält sich an die europäische Datenschutz-Grundverordnung.
KI-Bildgeneratoren: Alternativen zu Midjourney, DALL-E
Der KI-Bildgenerator DALL-E stammt wie ChatGPT vom US-Unternehmen OpenAI, auch Midjourney sitzt in den USA. Zwar nicht in der EU, aber immerhin in Großbritannien ist der Betreiber des Bilderzeugers Stable Diffusion ansässig. Die Technologie dahinter wurde unter anderem in München entwickelt, der Quellcode öffentlich gemacht. Mit dem Stable Diffusion WebUI lässt sich der Bildgenerator auch offline auf dem eigenen Rechner nutzen. Die Installation ist nicht ganz trivial, eine Anleitung gibt es bei heise+.
Messenger: Alternativen zu WhatsApp, Instagram, Facebook Messenger
Platzhirsch unter den Messenger-Diensten ist in Deutschland WhatsApp, das ebenso wie Facebook (samt Messenger) und Instagram zum US-Konzern Meta gehört. Eine empfehlenswerte Alternative ist der Messenger Signal: Dieser stammt zwar auch aus den USA, teilt den Quellcode als Open-Source-Software aber transparent mit der Öffentlichkeit. Abgesehen von der Telefonnummer sammelt der Dienst keine Nutzerdaten und teilt auch keine Daten mit Dritten. Ebenfalls sehr datensparsam arbeitet der Messenger Threema, der als Schweizer Software zudem hohe Standards bei der Privatsphäre einhalten muss und die Sicherheit regelmäßig durch Audits bestätigen lässt. Anders als Signal ist Threema jedoch kostenpflichtig.
Office & Zusammenarbeit: Alternativen zu MS Office 365, Teams
Gängige Office-Aufgaben für Textverarbeitung, Tabellenkalkulation oder Präsentationen werden meist mit Microsoft-Produkten erledigt. Wer auf bekannte Tools wie Word, Excel oder Powerpoint nicht verzichten möchte, kann diese mit MS Office 2024 immerhin ohne Cloud-Anbindung auch offline nutzen. Anders als bei Office 365 landen so keine Daten auf Microsoft-Servern.
Wer offen für einen Umstieg ist, findet in LibreOffice eine kostenlose Open-Source-Software, die die Brot- und Butter-Aufgaben im Büro ebenso gut beherrscht wie die Microsoft-Suite. Wer insbesondere Excel in seinen Funktionen ausreizt und mit sehr komplexen Tabellen arbeitet, kann aber auf Limitierungen stoßen. Auch das deutsche Softmaker Office steht als FreeOffice in einer kostenlosen Version zum Download.
Unternehmen und Organisationen können etwa das deutsche openDesk selbst hosten, um sich von Microsoft oder Google unabhängiger zu machen. Beide Suites enthalten auch Tools für die Zusammenarbeit, die eine Alternative zu Microsoft Teams darstellen. Separate Lösungen für die (Video)-Kommunikation im Team sind unter anderem Jitsi oder Rocket.Chat.
Soziale Netzwerke: Alternativen zu X/Twitter, Facebook
Die in Deutschland nach wie vor beliebten Dienste Facebook und Instagram gehören zum US-Konzern Meta. Der US-Microbloggingdienst "X" (ehemals Twitter) hält das nach Übernahme durch Elon Musk abgegebene Open-Source-Versprechen nicht konsequent ein – fällt zudem durch Desinformation, Bot-Aktivitäten und einseitig anmutende Empfehlungs-Algorithmen auf. Zum aus China stammenden TikTok gibt es etwa in den USA sogar Verbotsdiskussionen, da politische Einflussnahme befürchtet wird.
Eine gemeinsame Schwäche dieser Dienste ist, dass sie zentral verwaltet und gesteuert sind. Besseren Datenschutz können dezentrale Netzwerke bieten, in denen nicht ein einzelnes Unternehmen oder gar einzelne Personen über die Daten verfügen können. Beispiele für dezentrale Dienste sind die Twitter-Kopien Bluesky, das jedoch auch in den USA entwickelt wird, und das nicht immer ganz intuitiv zu bedienende Mastodon. An Facebook orientieren sich Friendica und Diaspora.
Karten & Navigation: Alternativen zu Google Maps, Apple, Bing
Schon durch die Vorinstallation auf Android- und iOS-Geräten sind Google Maps beziehungsweise Apple Maps häufig genutzte Kartendienste. Auch das zu Microsoft gehörende Bing Maps ist eine populäre Alternative.
Datenschutzfreundlicher ist OpenStreetMap, eine kollaborative Gemeinschaftsarbeit von Freiwilligen weltweit. Der Dienst lässt sich unter anderem im Browser nutzen und bietet eine Navigationsfunktion, die mit OsmAnd auch offline auf dem Smartphone funktioniert. Auch das bereits bei der Websuche erwähnte DuckDuckGo bietet einen Kartendienst, der auf die Daten von Apple Maps zugreift, ohne Nutzerinformationen weiterzugeben.
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Redaktion & Aktualisierung: heise Download-Team
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