30 Jahre Suzuki DR 350

Seite 2: Leicht-Athletik

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In Amerika wurde die kleine Suzuki auch von Beginn an als verschärfte Sportenduro DR 350 mit noch längeren Federwegen, leichteren und stabileren Felgen, Kunststofftank, kleinerem Scheinwerfer und kürzerer Sekundärübersetzung angeboten. Dank eines Mikuni-Flachschieber-Vergasers und einem Sportauspuff leistete sie 33 PS. Ohne Soziusfußrasten, Kettenschutz, Kotflügelverlängerung und Werkzeugbox wog sie nur 113 Kilogramm trocken. Nach Europa kam die Sportversion offiziell nicht, allerdings bekam man die DR 350 auf Sonderbestellung mit Zulassung per Einzelabnahme.

1992 kam die DR 350 SH mit einer sehr cleveren Lösung, die es so an keinem anderen Motorrad gab: Sie verfügte über eine hydraulische Höhenverstellung. Das Suzuki Height Control (SHC) genannte System konnte per Handrad bedient werden und veränderte über Hydraulikzylinder an Gabel und Federbein die Sitzhöhe um 40 Millimeter, wobei der volle Federweg erhalten blieb. Die Energie dafür bezog die Suzuki über eine Membranpumpe am Federbein. Obwohl die DR 350 SH nur vier Kilogramm mehr wog, eine Upside-down-Gabel besaß und mit 7950 Mark gerade Mal 700 Mark mehr kostete als die S-Version, konnte sie sich nicht richtig durchsetzen und verschwand nach drei Jahren wieder vom Markt. Heute gehört die rare SH zu den gesuchtesten DR 350-Modellen. Es ist ausgesprochen schade, dass Suzuki das SHC nicht weiterentwickelt hat.

Im Jahr 1994 erhielt die DR 350 endlich einen E-Starter und das Kürzel SE verpasst. Auch wenn der Motor per Kickstarter immer gut ansprang, wünschten sich viele Kunden den praktischen Startknopf am Lenker. Die Verkaufszahlen sprachen eindeutig für die SE-Variante, sodass das Kickstarter-Modell ein Jahr später aus dem Programm flog. Vor allem der Frauenanteil unter den Käufern der DR 350 SE wuchs deutlich. Allerdings war es immer noch möglich, den Kickstarter nachzurüsten, denn die Welle war weiterhin vorhanden. Viele Enduristen schätzten gerade bei Rennen die doppelte Möglichkeit den Motor zu starten, falls die Batterie mal leergeorgelt sein sollte.

Der 349-cm3-Motor erwies sich nicht nur als sehr zuverlässig sondern auch als sehr begehrt. Selbst nachdem die DR 350 SE Ende 1999 zugunsten ihrer Nachfolgerin DR-Z 400 S eingestellt wurde, lief der Motor weiterhin vom Band, denn die italienische Marke Beta bezog für ihr Modell Alp 4.0 den DR-350-Motor weiterhin von Suzuki. Die Produktion des Einzylinders endete erst 2019, weil er die Euro-5-Norm nicht mehr schaffte. So überlebte der Motor das Motorrad um zwanzig Jahre.

Die DR 350 hat sich in ihren diversen Varianten in den 1990er Jahren einen hervorragenden Ruf erarbeitet. Für tausende Einsteiger waren die Suzuki DR 350 S und DR 350 SE das erste Motorrad und sie denken heute mit Wehmut an das leichte Allroundtalent zurück. Wie begehrt sie immer noch ist, zeigt die Tatsache, dass sie auf dem Gebrauchtmarkt inzwischen rar geworden ist und die angebotenen Exemplare zu Preisen gehandelt werden, die teilweise über ihrem damaligen Neupreis liegen. Der Grund liegt darin, dass die oft langjährigen Besitzer sich einfach nicht von ihrer DR 350 trennen wollen, die so ungemein viel Spaß bereitet, im Unterhalt kaum etwas kostet und immer noch zuverlässig ihren Dienst versieht.

(fpi)