BMW fährt mit i7 und 7er in der Luxusklasse künftig zweigleisig

BMW bringt in der Luxusklasse im kommenden Jahr nicht nur einen neuen 7er mit konventionellen Motoren, sondern auch ein Elektroauto auf dieser Basis - den i7.

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BMW i7

Im kommenden Frühjahr will BMW 7er und i7 vorstellen. Auf dem Markt dürfte zumindest der 7er spätestens im Herbst 2022 sein. BMW wird alles daran setzen, auch den i7 2022 bei den Händlern zu haben.

(Bild: BMW)

Lesezeit: 4 Min.
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Mercedes hat sich in der Luxusklasse einen gewissen Vorsprung erarbeitet. S-Klasse und EQS geben in diesem Segment in mancher Hinsicht technologisch den Ton an. Audi hat in diesem Jahr den A8 überarbeitet, den Anschluss aber nicht vollziehen können. Für sie wird es im kommenden Jahr noch etwas schwieriger, denn BMW tritt nicht nur mit einem komplett neuen 7er an, sondern bringt erstmals auch ein eigenständiges Modell mit batterieelektrischem Antrieb auf den Markt. Derzeit laufen letzte Tests.

BMW wird in diesem Segment wie Mercedes zweigleisig fahren. Geplant sind ein 7er mit konventionellen Verbrennungsmotoren und ein i7 ausschließlich mit batterieelektrischen Antrieben. Der i7 wird mit verschiedenen Leistungsstufen zu haben sein, und es darf davon ausgegangen werden, dass BMW einen gewissen Wert darauf legen wird, bei der Spitzenleistung mehr anbieten zu können als Mercedes. Dort ist im EQS derzeit bei 560 kW die Spitze erreicht. Bei BMW hält man sich mit Leistungsangaben noch zurück, bislang ist nur von "350 bis über 700 PS" die Rede. Was schon feststeht: Alle i7 werden Allradantrieb haben. Der Normverbrauch soll bei unter 20 kWh/100 km liegen.

Die technische Basis liefert der BMW iX. Der I7 baut also auf der fünften Generation des E-Baukastens auf. Die Elektromotoren kommen ohne seltene Erden aus. Das betrifft auch die Zellchemie. Im i7 setzt BMW auf NMC811, also acht Anteile Nickel, ein Anteil Mangan und ein Anteil Kobalt. Woran nicht nur BMW derzeit intensiv forscht: Je geringer der Kobalt-Anteil, desto höher die potenzielle Kälteempfindlichkeit. Das muss ausgeglichen werden, denn mit einer bei Frost stark gesunkenen Reichweite wird sich in dieser Klasse kaum ein Kunde abfinden.

Spannender für den Endkunden sind sicher Energiegehalt und Ladeleistung. Hier lässt sich BMW noch nicht in die Karten schauen, doch die anderen Modellen weisen die Richtung, in die es geht. Im iX verbaut BMW Speicher mit 71 und 105 kWh, gut möglich, dass der Konzern so auch beim i7 verfährt. Die kleine Batterie lässt sich im iX mit maximal 150 kW befüllen, im Topmodell liegt der Ladepeak bei 200 kW. Diese Spitzenwerte setzen selbstverständlich nicht nur eine entsprechende Infrastruktur voraus, sondern auch gewisse Umgebungsvariablen und einen Anfangs-SoC (State of Charge - Ladestand) von rund 20 Prozent.

BMW i7 und 7er Prototypen (5 Bilder)

Derzeit laufen die finalen Fahrzeugtests.

Bei den konventionellen Antrieben bleibt es im nächsten 7er beim bekannten Angebot: Sechs- und Achtzylinder als Benziner, zwei Diesel-Sechszylinder und mindestens zwei Plug-in-Hybride. Einer wird aus dem für das kommende Jahr geplanten SUV XM stammen und eine Systemleistung von rund 550 kW haben. Dazu wird BMW bei Batterie und Ladetempo nachlegen, was auch nötig ist. Denn einerseits droht ab 2023 eine Verschärfung der Förderbedingungen, andererseits wird irgendwann die Frage geklärt werden, wie hoch der elektrische Streckenanteil ist. In den aktuellen PHEV-7er-Modellen dürfte das verschwindend gering sein, denn die Batterie ist mit einem Energiegehalt von 11,15 kWh klein, das Ladetempo mit maximal 3,7 kW lahm und der Stromverbrauch hoch. Soll aus den Plug-in-Hybriden tatsächlich noch etwas Sinnvolles werden, muss auch BMW umsteuern.

Mercedes kann sich auf die Fahnen schreiben, als erster Autohersteller autonomes Fahren auf Level 3 anbieten zu können. Doch lang allein wird der Konzern damit nicht auf dem Markt sein. Audi plant das im A8 auch, BMW wird es in 7er und i7 ebenfalls anbieten. Man darf gespannt sein, wie viele Kunden bereit sind, für die noch recht eingeschränkten Fähigkeiten einen mutmaßlich heftigen Aufpreis zu bezahlen. Level 3 lässt innerhalb der deutschen Gesetzgebung derzeit folgendes zu: Es gibt einen Anwendungsfall, in dem das Auto Längs- und Querführung bis zu einer Geschwindigkeit von 60 km/h übernimmt. Der Fahrer muss das nicht überwachen, aber stets in der Lage sein, innerhalb von einer „angemessenen Zeitspanne“ die Steuerung wieder einzugreifen, wenn der Rechner nicht mehr weiterweiß. Noch lässt sich nicht abschätzen, was diese Fähigkeiten kosten werden, doch vermutet werden darf wohl, dass es so viel sein wird, dass sich auch in dieser Klasse manch einer überlegen wird, ob er das braucht.

(mfz)