British Recycling: 20 Jahre Triumph Bonneville

Sie kam spät, aber gewaltig. Gebaut nach dem Vorbild aus den 60ern war sie 2001 das erste der Modern-Classics-Modelle – seither Triumphs beliebteste Baureihe.

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Von
  • Ingo Gach
Inhaltsverzeichnis

Die Modern Classics sind seit 2001 Triumphs beliebteste Baureihe. Begründet hat sie als erstes Retro-Bike die Bonneville. Sie war das erste Motorrad, das die Kopie der eigenen Markenhistorie konsequent umgesetzt hat. Die Retro-Enthusiasten sind dankbar bis heute.

Als Triumph unter der Ägide von John Bloor wieder auferstand, versuchten es die Engländer 1990 zunächst mit Modellen, die dem Zeitgeist entsprachen. Sie präsentierten Naked Bikes und Sporttourer mit wassergekühlten Vier- und Dreizylindermotoren, die Anleihen am Design der zeitgenössischen japanischer Motorräder nahmen, um sich auf dem Markt zu etablieren. Nachdem Triumph die ersten eigenständigen Erfolge wie zum Beispiel den Streetfighter Speed Triple (Test des aktuellen Modells) sah, wagte man sich an eine Kopie der eigenen Vergangenheit. Auf die Idee eines Bikes mit Retro-Elementen war Triumph schon 1995 mit der Thunderbird gekommen, sie wurde aber von einem wassergekühlten Dreizylindermotor angetrieben, hatte einen Zentralrohrrahmen und ein hinteres Zentralfederbein – alles Technik, die es bei Triumph in den 60er-Jahren noch gar nicht gab.

Triumph startete die Entwicklung der neuen Bonneville im April 1997, ohne zu wissen, dass Kawasaki bereits an einem ähnlichen Projekt arbeitete. 1999 erschien mit der Kawasaki W650 das erste Retro-Motorrad der aktuellen Retrowelle, sie war konsequent im Stil der Kawasaki W1 aus den 1960er Jahren gestaltet und fand ein sehr positives Echo in den Medien. Im Oktober 2000 wurde die neue Triumph Bonneville nach dem Vorbild der Bonneville T120 von 1968 auf der Intermot präsentiert, 2001 kam sie dann zu den Händlern. Zwischen 1959 und 1983 ist die Bonneville 385.000-mal in verschiedenen Evolutionsstufen gebaut worden.

20 Jahre Triumph Bonneville I (7 Bilder)

Vor 20 Jahren brachte Triumph die neue Bonneville auf den Markt, die sich an ihrem historischen Vorbild aus den 1960er Jahren orientierte. Wohl kein Modell hat die Marke so geprägt wie die luftgekühlte "Bonnie".

Die neue Bonneville sah ihrer Vorfahrin verblüffend ähnlich, war vor allem etwas größer. Der Motor war zwar eine komplette Neuentwicklung, besaß aber weiterhin einen Vergaser. Im luftgekühlten Paralleltwin mit 360 Grad Hubzapfenversatz wurden die Ventile nun direkt von zwei Nockenwellen und nicht mehr über Stoßstangen von einer untenliegenden Nockenwelle betätigt. Beim Hubraum war Triumph etwas großzügiger und spendierte der neuen "Bonnie" nun 790 Kubikzentimeter statt der ursprünglichen 650. Die beim Paralleltwin berüchtigten Vibrationen bekämpften die Entwickler mittels Ausgleichswellen. Dieser Motor kam auf 61 PS bei 7400/min.

Die Bonnevilles hatten sich in den 60er-Jahren einen großen Fankreis erobert und konnten sogar etliche sportliche Erfolge erzielen, galten aber als unzuverlässig und waren in den 1970ern schließlich der japanischen Konkurrenz hoffnungslos unterlegen. Die Höchstleistung bei einem Retro-Bike interessierte im Jahr 2001 niemanden mehr, der entscheidende Punkt war die Zuverlässigkeit: Das nostalgische Flair auf alltagstauglichen Maschinen ohne Pannen genießen zu können.

Unverschämt gut aussehend mit glänzenden Kühlrippen am Reihenzweizylinder.

Die neue Bonneville sah unverschämt gut aus mit ihren glänzenden Kühlrippen am Reihenzweizylinder, schwarz lackiertem Doppelschleifenrohrrahmen aus Stahl, den beiden Federbeinen, einem rundlichen Tank mit Knie-Pads und erhabenem Triumph-Logo, verchromtem Peashooter-Auspuff, Drahtspeichen, großem Rundscheinwerfer, voluminösen Schutzblechen und einer dick gepolsterten Sitzbank. Tatsächlich sprach die Bonneville nicht nur ältere Fahrer an, die bereits in ihrer Jugend von einer Bonneville T120 geträumt oder sie sogar besessen hatten, dem nostalgischen Charme der Retro-Triumph erlagen auch junge Motorradeinsteiger.