Im Tal der Ahnungslosen: Studie zu Fahrassistenzsystemen

Seite 2: Kontrolle und Updates gefordert

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Diese Probleme offenbaren eine weitere Schwachstelle der Assistenzsysteme: Das Auto informiert oft nicht ausreichend darüber, ob die Helfer nun tatsächlich aktiv sind oder nicht. Im schlimmsten Fall verlässt sich der Fahrer darauf, dass der Wagen von selbst die Spur hält, rammt dabei aber ein Nachbarfahrzeug. Oder er fährt im Stau auf seinen Vordermann auf.

Wartung und Überprüfung der Systeme sind also enorm wichtig. Doch auch hier zeigt sich eine enorme Schwachstelle. Geht es nach der FIA, müssen die Assistenzsysteme und deren Bauteile regelmäßig kontrolliert, gewartet und kalibriert werden. So könne bereits der Austausch einer Stoßstange oder einer Windschutzscheibe schon dazu führen, dass manche Extras nicht mehr ordentlich arbeiten. Die entsprechenden Arbeiten dürften die Werkstattrechnung entsprechend verteuern.

Doch diese Forderung ergibt nur Sinn, wenn Software, Sensoren und Kameras vom Hersteller noch Updates und Reparaturen bekommen. So gäbe es laut FIA noch nicht ausreichend Daten, was die Lebensspanne der einzelnen Bauteile inklusive Software betrifft. Von einem gesetzlichen Rahmen ganz zu schweigen.

Natürlich gibt es bei derartigen Mengen an Daten, die moderne Autos sammeln, auch die Frage nach der Transparenz. Der ist der Allgemeine Deutsche Automobil-Club (ADAC) in einer qualitativen und nicht repräsentativen Studie nachgegangen. Für den ADAC haben Experten im Dezember 2020 die Datenerhebung zweier Modelle verglichen, einer Mercedes B-Klasse W246 (2011-2018) und einem Renault Zoe (erste Modellreihe, Test)

Dabei kam Erstaunliches heraus. So übermittelt der Mercedes unter anderem alle zwei Minuten die Position des Fahrzeugs an Daimler, speichert Fehlermeldungen gemeinsam mit Informationen zur Drehzahl und unterscheidet bei den gefahrenen Kilometern zwischen Stadt, Autobahn und Landstraße. Auch der Renault Zoe übermittelt regelmäßig die Position und dabei gleich ein ganzes Datenpaket, gibt der ADAC weiter an. Unter anderem ist es Renault erlaubt, Ladevorgänge für das Elektroauto über eine Mobilfunkverbindung jederzeit abzubrechen, sollte eine Leasingrate nicht bezahlt worden sein.

Eine Schlussfolgerung des ADAC überrascht auf den ersten Blick. So fordert er zwar einerseits größtmögliche Transparenz und verlangt, dass die Hersteller alle Daten auflisten, die der Wagen sammelt. Dazu soll eine neutrale Stelle die Datensicherheit prüfen. Selbst eine Opt-out-Möglichkeit verlangt der ADAC, damit die Fahrer die freie Wahl haben, ob die Daten überhaupt gesammelt und übermittelt werden. "Datensparsamkeit ist wichtig", betont der Club. Auf der anderen Seite fordert der ADAC aber einen quasi freien Zugriff auf die gesammelten Daten für andere Unternehmen. Einen "diskriminierungsfreien Zugang", nennt das der ADAC und denkt dabei vor allem an freie Werkstätten und Pannenhelfer.

Ähnlich wie der ADAC erkennt auch die EU keine große Problematik, wenn es um die Sammlung von Daten geht. Ohnehin liegt der Fokus bei dieser weiteren Novelle weniger auf der Sicherheit der Autofahrer. Die aufgelisteten Assistenzsysteme dienen in erster Linie der Sicherheit von Radfahrern und Fußgängern. Die EU hat das langfristige Ziel, dass ab dem Jahr 2050 niemand mehr im Straßenverkehr getötet oder schwer verletzt wird. Eine Pflicht zu Assistenzsystemen gilt bei diesem Vorhaben als wichtiger Bestandteil.

(fpi)