Interview: Wie das Startup 37signals vom Cloud-Ausstieg profitierte

Senior Site Reliability Engineer Farah Schüller von 37signals spricht über die Herausforderungen des Umstiegs auf eigene Hardware und warum es sich lohnen kann.

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Im Oktober 2022 zog 37signals-CTO David Heinemeier Hansson ein ernüchterndes Fazit in seinem Blogpost "Why we are leaving the Cloud". Das Unternehmen, aus dem das Ruby-on-Rails-Framework hervorging, hatte alles ausprobiert, was die Cloud von Google und Amazon zu bieten hatte, und nun war die Rechnung dafür zu hoch. Die eigene Projektmanagementsoftware Basecamp lief dabei lediglich zu Teilen in der Cloud, indem sie OpenSearch, Speicher von S3 und CDN-Dienste von CloudFront nutzte. Den eigenen E-Mail-Service HEY konzipierte das Unternehmen aber Cloud-nativ: In AWS lief die komplette Rails-Applikation auf Kubernetes-Clustern und nutzte Amazons EKS, Aurora RDS, ElastiCache und OpenSearch. Zusätzlich machten auch andere Legacy-Apps von EKS und RDS Gebrauch. In 2022 summierten sich die Cloud-Ausgaben auf über 3,2 Millionen US-Dollar im Jahr.

Dabei konstatierte Heinemeier Hansson, dass die Cloud eigentlich nur in zwei Fällen sinnvoll ist: wenn das Unternehmen in seinen Kinderschuhen steckt oder wenn die Lasten zu irregulär sind, um keine Autoskalierung zu nutzen. Beides traf auf 37signals nicht mehr zu. Farah Schüller, Senior Site Reliability Engineer bei 37signals, arbeitete in dem Team, das die Konsequenz daraus umsetzte – den Ausstieg aus der Cloud.

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Im Nachgang eine Erfolgsgeschichte, die zu enormen Kosteneinsparungen führte. Das Unternehmen hatte allerdings auch Vorteile, die anderen Firmen nicht vergönnt sind: Die Mitarbeiter kannten sich mit Ruby, womit sämtliche Anwendungen geschrieben waren, bestens aus und CTO Heinemeier Hansson schrieb selbst die Web-Deployment-App Kamal, die beim Umstieg zum Einsatz kam. Dennoch dient die Geschichte von 37signals als Beispiel dafür, dass ein Cloud-Ausstieg absolut möglich ist, wenn man ihn richtig angeht.