Krisenbewältigung: Motorrad-Neuzulassungen im 1. Halbjahr 2020

Seite 2: BMW stellt neuen Rekord auf

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Die Zeichen stehen für mache Motorradmarken gar nicht so schlecht, BMW jubelt sogar über einen neuen Verkaufsrekord. Die Münchner konnten alleine im Juni weltweit 20.021 Motorräder verkaufen, was einem Zuwachs um 9,8 Prozent zum Vormonat bedeutet und auf den eher schwachen Verkauf im Mai zurückzuführen ist. Davon entfielen auf Europa 13.937 Krafträder. Trotz der Corona-Pandemie hat BMW im ersten Halbjahr 2020 global 76.707 Motorrädern absetzen können. Auch wenn das insgesamt einen Rückgang von 17,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht, blickt BMW zuversichtlich in die Zukunft.

Wenn wir uns die Zahlen auf dem deutschen Motorradmarkt genauer ansehen, erscheint BMW im ersten Halbjahr 2020 vermeintlich als Verlierer mit einem Minus von 9,79 Prozent, doch die Münchner bleiben klarer Spitzenreiter auf ihrem Heimatmarkt mit 16.076 neu zugelassenen Motorrädern und einem Marktanteil von 22,6 Prozent. Zu verdanken hat BMW das natürlich vor allem seinem Bestseller R 1250 GS (Test) mit 5400 Stück, doch unter den Top 15 haben sich noch fünf weitere BMW platziert.

Kawasaki auf Rang zwei konnte bis einschließlich Juni 2020 mit 8746 Motorrädern fast exakt die gleiche Menge an Bikes losschlagen wie im Vorjahreszeitraum – damals waren es genau acht Stück mehr. Daran hat vor allem die Z 900 (Test) einen entscheidenden Anteil, die mit 2460 Stück Platz zwei in den Verkaufscharts belegt und der Z 650 (Test) mit 1504 Stück auf Platz vier. Kawasaki schafft einen Marktanteil von 12,34 Prozent.

Honda kommt knapp dahinter mit 8455 verkauften Einheiten auf ein geringes Minus von lediglich 0,89 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Marktanteil des größten Motorradherstellers der Welt liegt im ersten Halbjahr in Deutschland bei 11,93 Prozent. Allerdings schafft es nur die kleine und günstige CMX 500 Rebel als einzige Honda unter die Top Ten, die neue CRF 1100 L Africa Twin scheint unter Lieferschwierigkeiten zu leiden, denn sie wurde im ersten Halbjahr nur 885 Mal neu zugelassen und kommt lediglich auf Rang 13. Die Vorgängerin CRF 1000 L Africa Twin (Test) war letztes Jahr (Gesamtjahr) noch mit 2343 Stück und auf Gesamtrang fünf die meistverkaufte Honda in Deutschland.

KTM verliert mit einem Minus von 4,89 Prozent schon etwas mehr, was aber vor allem auf den Lockdown in Österreich zurückzuführen ist. Die Bänder in Mattighofen standen etliche Wochen lang still, so dass sich die Auslieferung unter anderem der neuen Duke 890 R verzögerte. Aber mit 7930 Neuzulassungen in Deutschland und damit Rang vier kann KTM zufrieden sein und die Österreicher können gleich drei Modelle (KTM 790 Duke (Test), KTM 390 Duke (Test) und KTM 690 SMC-R (Test)) auf den Plätzen fünf bis sieben verzeichnen. Im zweiten Halbjahr dürften die noch ausstehenden Bestellungen sukzessive bei den Händlern eintreffen, so dass sich KTM Deutschland mit 11,19 Prozent im ersten Halbjahr keine allzu große Sorgen machen muss.

Auch Yamaha auf Platz fünf der Statistik litt unter stillstehenden Produktionsbändern, so wird etwa die begehrte neue Ténéré 700 in Frankreich gebaut, das bekanntlich wochenlang im Lockdown verharrte. Daher klingt das Minus von 10,19 Prozent schlimmer als es ist, der Yamaha-Marktanteil von 9,31 Prozent ist relativ stabil. Die bislang 6598 neu zugelassenen Yamaha-Motorräder dürften sich im zweiten Halbjahr noch deutlich steigern, vor allem dank des Bestsellers Yamaha MT-07 und der neuen Ténéré 700 (Test) – beide übrigens noch mit Euro-4-Motoren, die dieses Jahr noch verkauft werden müssen.

Motorradbranche nach dem ersten Halbjahr 2020 (15 Bilder)

Als im März Ausgangsbeschränkungen in Deutschland verhängt wurden, grauste es vielen Motorradhändlern. Im März und April verkaufen sie traditionell die meisten Motorräder.

Harley-Davidson auf Rang sechs musste mit einem Minus von 9,57 Prozent zwar Federn lassen, aber immerhin befindet sich mit der Street Bob die meistverkaufte Harley im ersten Halbjahr auf Platz 18 mit 770 Stück, insgesamt wurden 5908 Harley-Davidsons neu zugelassen, was einem Marktanteil von 8,34 Prozent bedeutet. Die US-Marke leidet aber weiterhin unter ihrer verfehlten Modellpolitik, Kundenüberalterung und hohen Preisen.

Triumph blieb mit 3343 neu zugelassenen Motorrädern 115 Stück unter dem Vorjahresniveau und belegt Rang sieben mit 4,68 Prozent Marktanteil. Lieferschwierigkeiten gab es bei der britischen Marke nicht, die fast alle Modelle in Thailand fertigen lässt. Die meistverkaufte Triumph ist die gewaltige Triumph Rocket 3 (Test) auf Platz 38 mit immerhin 491 Stück.

Suzuki verharrt wie festbetoniert auf dem vierten und letzten Platz in der separaten Japan-Wertung. Es bleibt auch nur Rang acht in der Gesamtwertung mit 3094 neu zugelassenen Motorrädern und einem Minus von satten 19,22 Prozent. Die einst so innovative Marke hinkt den Trends weiter hinterher und schafft es einfach nicht mehr, einen Bestseller zu landen. Lediglich die zwar immer noch gute, aber eigentlich völlig überaltete Suzuki SV 650 kann die Markenflagge auf Platz 16 mit 844 Stück hochhalten. Nur noch 4,37 Prozent Marktanteil bleiben für Suzuki übrig.

Ducati auf Rang neun muss einen Rückgang von 14,65 Prozent auf nur noch 2948 neu zugelassene Motorräder verzeichnen. Die Marke konnte im ersten Halbjahr kein einziges Modell in den Top 50 platzieren und kommt nur auf einen Marktanteil von 4,16 Prozent. Hier rächt sich die Hochpreispolitik der Italiener und das Ausbleiben eines neuen, günstigen Einsteigermodells. Etliche Jahre konnte sich Ducati auf die Scrambler (Test) verlassen, doch das bereits 2014 vorgestellte Retro-Bike wird hierzulande kaum noch verkauft. Hingegen war die Monster fast drei Jahrzehnte lang die Stückzahlenkönigin der Marke, aber man hat es in Bologna versäumt, eine günstige Nachfolgerin zu entwickeln. Das Design der Monster wirkt inzwischen nicht mehr so frisch und selbst die billigste Variante kostet happige 11.490 Euro.

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Die ursprünglich schwedische Traditionsmarke Husqvarna wächst unter KTM-Regie stetig und erreicht einen respektablen zehnten Gesamtrang in Deutschland. Mit 2003 neu zugelassenen Bikes im ersten Halbjahr 2020 kann sich Husky über ein Plus von 7,51 Prozent freuen und kommt auf einen Marktanteil von 2,83 Prozent. Auch wenn man sich die Motoren mit dem Mutterkonzern teilt, setzt Husqvarna die Modelle sehr eigenständig um. Besteller der Marke ist die 701 Supermoto mit 682 Stück auf Platz 28.

(fpi)