Meteoritenschauer: Royal Enfield Meteor 350

Dank Retrowelle nicht nur für Indien interessant: Die älteste Motorradmarke der Welt bringt die Nachfolgerin der seit 1933 gebauten Royal Enfield Bullet heraus.

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Das schlichte Gebrauchsbike aus Indien könnte sich in Europa mit seiner nostalgischen Anmutung ganz gut verkaufen.

(Bild: Royal Enfield)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Ingo Gach
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Royal Enfield rundet sein Modellprogramm mit der Meteor 350 nach unten ab. Einige werden sich erinnern, dass dieser Name bei der ältesten existierenden Motorradmarke der Welt schon 1952 auftauchte. Damals war die Royal Enfield Meteor ein Verkaufserfolg. Die Neue will es noch werden, mit einer Jahresproduktion von 100.000 Stück.

Auch wenn der Sitz von Royal Enfield schon lange im indischen Chennai liegt, wurde die Meteor 350 auch im Ursprungsland der Marke, in Großbritannien, mitentwickelt. Vor einigen Jahren kaufte Royal Enfield-Boss Siddhartha Lal die renommierte englische Ingenieurfirma Harris Performance. Die Zusammenarbeit fruchtete schon bei den Royal Enfield-Twins Continental GT 650 und Interceptor 650. Bereits davor kam die Royal Enfield Himalayan, eine Enduro mit 411 Kubikzentimetern und 24 PS heraus. Die Vorgabe lautete diesmal, eine Nachfolgerin für die Bullet 500 zu entwickeln, die seit 1933 gebaut wird und damit das älteste Motorradmodell der Welt ist. Man erahnt, dass Royal Enfield sehr traditionsbewusst ist und die Nachfolgerin sich dessen würdig erweisen sollte.

Die neue Royal Enfield Meteor 350 ist ein kleiner Cruiser mit einem Einzylindermotor nach klassischem Rezept. Ein schwarz lackierter Stahlrahmen mit zwei verschraubten Unterzügen dient als Grundgerüst, weit oben wird ein tropfenförmiger Tank draufgestülpt. Die Linie fällt vom Lenkkopf steil nach hinten ab und endet in einem sehr niedrigen Sitz auf nur 765 Millimeter Höhe. Die Fußrasten sind weit vorne platziert und der Rohrlenker relativ hoch.

Royal Enfield Meteor 350 Teil 1 (8 Bilder)

Die Meteor 350 soll Nachfolgerin der legendären Bullet 500 werden. In Indien ist der Erfolg der Royal Enfield jetzt schon vorprogrammiert, das Werk in Chennai plant eine Jahresproduktion von 100.000 Stück.

Ein großer Rundscheinwerfer mit Chromring ziert die Front. Das Leuchtmittel des Scheinwerfers ist zwar eine konventionelle Halogenglühlampe, für Tagfahrlicht, Blinker und das runde Rücklicht werden schon LEDs eingesetzt. Stilistisch erinnert die Meteor 350 ein wenig an eine geschrumpfte Harley-Davidson mit nur einem Zylinder – sicher nicht das schlechteste Vorbild.

Eine 41 Millimeter dicke Telegabel federt und dämpft auf 130 Millimeter Arbeitsweg und führt ein 19-Zoll-Rad mit einem schmalen 100/19-19-Reifen, hinten bleibt es beim üblichen 17-Zoll-Rad mit einem 140/70-17-Pneu. Royal Enfield verzichtete auf schicke Drahtspeichenfelgen und entschied sich für günstigere und leichtere Gussfelgen. An der Schwinge arbeiten beidseitig Feder-Dämpferbeine, was den klassischen Touch der Meteor 350 unterstreicht. Die lassen sich immerhin sechsfach in der Vorspannung variieren, ansonsten gibt es keinerlei Einstellmöglichkeiten am Fahrwerk. Ein Zweikolben-Bremssattel von Bybre – einer indischen Tochterfirma von Brembo, daher der Abkürzungsname aus "by Brembo" – verzögert vorne über eine 300 Millimeter große Bremsscheibe, hinten ein Einkolben-Sattel mit Schwimmlagerung und eine 270 Millimeter Bremsscheibe.

Das Cockpit besteht aus zwei Rundinstrumenten mit einer Mischung aus analogen und digitalen Anzeigen. Interessant ist das kleinere LC-Display, denn es lässt sich über Bluetooth mit dem Smartphone verbinden und zeigt per Pfeilnavigation die Route auf Basis von Google Maps an. Auch eine USB-Steckdose am Lenker ist serienmäßig an Bord.